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Mitternachtsschatten

Mitternachtsschatten

Titel: Mitternachtsschatten
Autoren: Anne Stuart
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PROLOG
    A us: Die Spuk-Häuser in Hollywood, Hartsfield Books, 1974
    Eines der interessantesten Häuser Hollywoods ist die berühmte Casa de las Sombras – das Haus der Schatten. 1928 von den Green-Brüdern erbaut, ist La Casa ein hervorragendes Beispiel des maurischen Kolonial-Stils, allerdings ist das Anwesen auf dem ausgedehnten Gelände baufällig und muss vermutlich bald abgerissen werden.
    La Casa de las Sombras war in den frühen fünfziger Jahren Schauplatz eines berüchtigten Mordes und Selbstmordes. Die verblühende Filmdiva Brenda de Lorillard erschoss hier zuerst ihren verheirateten Liebhaber, den Filmproduzenten Ted Hughes, und danach sich selbst. Die beiden Leichen fand man im Schlafzimmer. In den darauf folgenden Jahren erschienen die beiden immer wieder als Geister. Manchmal stritten sie sich, manchmal tanzten sie im Mondschein auf der Terrasse, und hin und wieder, zum Entsetzen der Grundstücksmakler, wurden sie auch beim Liebesspiel auf der großen Festtafel erwischt. Das Rätsel um ihren Tod ist bis heute nicht gelöst.
    Das Haus wurde schließlich von Meyer Enterprises übernommen und stand bis Mitte der sechziger Jahre leer, bis stadtbekannte junge Schauspieler und Musiker dort eine Art Kommune eröffneten und dem ehemaligen Glanz des Hauses schwer zusetzten. In den letzten Jahren versuchten die jetzigen Besitzer mehrfach, das große alte Haus zu restaurieren. Doch seine Tage sind gezählt, und vermutlich wird es ihm ergehen wie vielen historischen Gebäuden in Hollywood. Bleibt nur die Frage, wohin die beiden Geister ziehen, sollte das imposante Anwesen eines Tages abgerissen werden.
    Brenda de Lorillard, Star auf Bühnen und Leinwänden, in Boulevardzeitungen und Albträumen, räkelte ihren schlanken Körper wie eine Katze und murmelte: „Es ist schon über fünfzehn Jahre her, dass dieses fürchterliche Buch veröffentlicht wurde, Liebling. Ich glaube, man hat uns völlig vergessen.“
    Ted ließ seine Zeitung sinken und schaute sie durch seine Brille aus Drahtgestell an. Als sie ihn zum ersten Mal damit sah, hatte sie ihn gnadenlos aufgezogen. Wofür um Gottes willen brauchte ein Geist eine Brille? Sie waren tot, du liebe Zeit! Wie also sollte es möglich sein, dass seine Sehschärfe sich verschlechterte? Und wo hatte er diese Brille überhaupt gefunden?
    Doch er hatte sie nur wie üblich nachsichtig angelächelt, und wie üblich war Brenda dahingeschmolzen. Genau so wie damals, als sie ihn zum ersten Mal bei Dreharbeiten gesehen hatte. Er war nur ein kleiner Regisseur gewesen und sie ein großer Star. Trotzdem liebte sie ihn vom ersten Augenblick an, ob das nun vernünftig war oder nicht. Sie hatte sich fast ihr ganzes Leben lang, also dreiunddreißig … ähm … achtundzwanzig Jahre lang, ausschließlich auf ihre Karriere konzentriert und setzte sie mit einem Mal wegen einer verrückten Liebe aufs Spiel. Doch diese Liebe überdauerte alles: ihren beruflichen Niedergang, die Zeit und sogar den Tod.
    „Mach dir keine Sorgen, Liebes“, sagte er und nahm einen Schluck Kaffee. „Das Haus steht noch, wenn auch mehr schlecht als recht, und die Touristenbusse halten sogar gelegentlich noch bei uns an.“
    „Ja, aber nur bei der Tour, Skandal-Häuser‘“, meinte Brenda. „Das sind die gleichen Leute, die Valentinos Grab und den Ort, wo die Schwarze Dahlie gefunden wurde, besuchen. Eine so herrliche Villa wie La Casa de las Sombras hat das einfach nicht verdient!“ Sie schniefte. „Und uns beiden schmeichelt das auch nicht sonderlich. Ich hasse es, dass man sich an uns nur wegen unseres Todes erinnert.“
    Ted legte seine Brille neben die Zeitung, drehte sich zu Brenda um und schaute sie mit seinen wundervollen grauen Augen an. Es las die Los Angeles Time vom 27. Oktober 1951, erschienen also einen Tag, bevor sie gestorben waren. Ted las sie jeden Morgen aufs Neue und so aufmerksam, als habe er sie noch nie zuvor gesehen. Und Brenda glaubte langsam, dass dem tatsächlich so war.
    „Schätzchen, jeder, der einen Film von dir gesehen hat, wird sich immer an dich und deine Schönheit erinnern. Vor allem, wenn es ein Film war, bei dem ich Regie geführt habe“, fügte er mit einem schelmischen Grinsen hinzu. „Ars longa, vita brevis, Skandale verblassen, Kunst hat Bestand, das weißt du doch.“
    „Ich will keine Werbeslogans hören“, sagte sie schnippisch. „Schließlich habe ich nie für MGM gearbeitet, und darüber bin ich froh.“
    „Oh, dieser Spruch ist ein klein wenig älter
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