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Mitternachtsschatten

Mitternachtsschatten

Titel: Mitternachtsschatten
Autoren: Anne Stuart
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ihn durch ihre langen Wimpern hindurch an.
    „Ich bin naturgemäß nicht in der Lage, mit Ihnen einen Pinkel-Wettbewerb auszutragen, Mr. Coltrane“, murmelte sie.
    Er gab ihre Hand frei. „Wo wollen wir zu Abend essen?“
    „Keine Ahnung, wo Sie zu Abend essen. Ich jedenfalls gehe nach Hause.“
    „Können Sie gut kochen?“
    „Nicht für Sie.“
    Es machte ihm Spaß, sie zu ärgern. Er hatte noch nicht beschlossen, wie es weitergehen sollte; es war so einfach, ihr auf die Nerven zu gehen, viel einfacher, als sie zu verführen.
    Oder auch nicht. Das würde er schnell herausfinden.
    Nur noch wenige Autos standen in der verlassenen Garage. Er fragte sich, ob ihr das rote BMW-Cabriolet oder der Mercedes gehörte. Doch dann sah er die Corvette, Baujahr 1966 vermutete er, liebevoll restauriert, ein Kunstwerk!
    Er machte nicht noch einmal den Fehler, sie zu berühren, sondern steuerte einfach auf das Auto zu.
    „Hübsche Corvette“, sagte er.
    Sie warf ihm einen vorsichtigen Blick zu. „Wie kommen Sie darauf, dass das mein Auto ist?“
    „Es passt zu Ihnen. Lassen Sie mich fahren?“
    Genauso gut hätte er ihr vorschlagen können, gemeinsam seine Fahrstuhlfantasie auszuleben. „Auf gar keinen Fall!“
    „Sie brauchen sich keine Sorgen um Ihr Auto zu machen. Ich bin ein guter Fahrer, und ich kann mit einer Gangschaltung umgehen. Ich werde dem Getriebe bestimmt keinen Schaden zufügen.“
    Ihr Gesichtsausdruck war unbezahlbar. „Mr. Coltrane, wenn Sie meine Corvette mit demselben Geschick behandeln wie mich, dann wird sie kaputt sein, bevor sie auch nur den ersten Gang eingelegt haben“, sagte sie. „Sie werden weder mein Auto noch mich bekommen. Ist das klar genug?“
    „Kristallklar“, antwortete er gedehnt. Ich gebe ihr eine Woche, dachte er. Eine Woche, bevor sie sich mir hingibt, zwei Wochen, bis ich ihr Auto fahren darf.
    „Gehe ich recht in der Annahme, dass Sie mich auch nicht nach Hause bringen wollen?“
    „Wo ist denn Ihr Auto?“
    „Noch beim Händler. Zurzeit fahre ich einen Geschäftswagen, aber Sie haben mich abgelenkt, und ich habe oben den Schlüssel vergessen.“
    „Dann fahren Sie doch wieder hoch und holen ihn.“
    Er schüttelte den Kopf. „Die Tür hat ein Zeitschloss. Sobald der letzte Mitarbeiter gegangen ist, kann keiner mehr vor dem nächsten Morgen rein.“
    „Was zum Teufel versteckt mein Vater denn da oben? Das Gold von Fort Knox?“ fragte sie irritiert.
    „Nur private Unterlagen. Ihr Vater ist in einige sehr komplizierte und heikle Geschäfte verwickelt. Es wäre nicht sinnvoll, wenn jeder einfach reinlaufen und die Akten einsehen könnte.“
    „Jemand wie seine Tochter vielleicht? Die offenbar viel zu einfältig ist, um diese komplizierten und heiklen Geschäfte zu verstehen?“ spottete sie.
    Er ignorierte das. „Ich wohne in der Nähe von Brentwood. Das wäre für Sie kein großer Umweg.“
    „Woher wissen Sie, in welche Richtung ich fahre?“
    „Sie sagten, Sie wollten nach Hause. Sie leben in diesem alten Mausoleum mit Ihrem Bruder und Ihrer Schwester. Und meine Wohnung liegt fast auf dem Weg.“
    „Rufen Sie sich doch ein Taxi.“
    „Mein Handy funktioniert nicht.“
    „Dann nehmen Sie meines.“ Sie wühlte in ihrer Handtasche, fest entschlossen, ihn endlich loszuwerden. Einen Moment später hielt sie ihm ein Telefon entgegen.
    „Warum nur fühlen Sie sich in meiner Gegenwart so unwohl?“ fragte er und machte keine Anstalten, das Telefon zu nehmen.
    „Darum geht es doch gar nicht“, sagte sie. „Ich habe eine Verabredung.“
    Gleich zwei Lügen, dachte er, und sie log nicht einmal besonders gut. Ganz anders als ihr Bruder Dean, der nicht viel von der Wahrheit hielt. Und ihr Vater interessierte sich für die Wahrheit nur dann, wenn sie ihm hilfreich war, meistens also, wenn er andere manipulieren wollte. Jilly Meyer hingegen konnte nicht lügen, was er auf eigenartige Weise reizvoll fand. Doch auch davon würde er sich auf keinen Fall von seinen Plänen abbringen lassen.
    „Na gut, dann müssen Sie aber doch bestimmt zuerst nach Hause und sich umziehen. Und, wie gesagt, meine Wohnung liegt auf dem Weg“, wiederholte er.
    Sie warf ihr Handy zurück in die Handtasche und ging auf die Fahrertür zu. „Steigen Sie schon in das verdammte Auto ein.“
    Er rechnete fast damit, dass sie einfach wegfahren würde, ohne ihn vorher einsteigen zu lassen, wobei sie nicht weit kommen würde – die Garagentür ließ sich ebenfalls nur mit dem Code öffnen. Doch sie
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