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Mitternachtsschatten

Mitternachtsschatten

Titel: Mitternachtsschatten
Autoren: Anne Stuart
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setzte sich hinter das Lenkrad, lehnte sich über den Sitz, entriegelte die Beifahrertür und zog sich sofort wieder zurück, als er einstieg. Die Corvette war bestens erhalten, und einen Augenblick lang war er von purem Neid erfüllt. Er wollte dieses Auto haben!
    Nicht dass er einfach eine Corvette besitzen wollte. Mit dem völlig überzogenen Gehalt, das Jackson Meyer ihm zahlte, konnte er sich jedes Auto leisten, das ihm in den Sinn kam. Aber es ging ihm nicht einfach um irgendeine Corvette aus dem Jahr 1966. Er wollte genau diese Corvette.
    Jilly befestigte die Metallschnalle des Gurtes und warf Coltrane einen bedeutsamen Blick zu. Doch er machte keine Anstalten, sich anzuschnallen. „Ich lebe gerne gefährlich“, sagte er.
    Ihr kurzer Rock rutschte noch ein Stück weiter hoch, aber er hatte beschlossen, ihr zunächst keine schönen Augen mehr zu machen. Sie hatte ihn bereits verstanden, er konnte sich ein wenig zurückhalten. Auf seinen Range Rover verschwendete er keinen einzigen Blick. Sie würde bestimmt nicht auf die Idee kommen, dass das Auto ihm gehörte, dazu war sie viel zu durcheinander.
    Wie ein geölter Blitz schoss sie aus der Garage, die quietschenden Reifen schienen gegen seine unerwünschte Gegenwart zu protestieren. Als sie durch die Straßen von Los Angeles raste, klammerte er sich verstohlen an seinem Ledersitz fest und bemühte sich, völlig ausdruckslos zu blicken.
    Sie fuhr wirklich gut, das musste man ihr lassen. Sie fädelte sich in den Verkehr ein, scherte aus, beschleunigte, wenn er es am wenigsten erwartete, und wich Fußgängern und Polizisten mit derselben Geschicklichkeit aus. Am liebsten hätte er ihr ins Lenkrad gegriffen. Es war klar, dass sie ihm mit ihrer Raserei Angst machen wollte, und sie hatte Erfolg damit. Sie war in L.A. aufgewachsen und hatte gelernt, wie man auf den Freeways und Boulevards fahren musste. Jetzt rächte sie sich dafür, dass er sie so eingeschüchtert hatte.
    Während ihrer wilden Fahrt durch die belebten Straßen verschwendete sie keinen einzigen Blick an ihn. Sie konzentrierte sich ausschließlich auf die Fahrt, während er sich noch ein wenig fester hielt und kein Wort sagte. Er wünschte nur, er hätte sich angeschnallt.
    Als sie mit quietschenden Reifen vor seinem Wohnblock anhielt, musste er sich am Armaturenbrett abstützen, um nicht durch die Windschutzscheibe zu fliegen. Sie wandte sich ihm zu und lächelte unschuldig, doch ihre Augen glänzten in stillem Triumph. „Wir sind da.“
    Er ließ sich nichts anmerken. „Für den Fall, dass sie mir Angst einjagen wollten: Es ist Ihnen nicht gelungen. Wie gesagt, ich lebe gerne gefährlich.“
    „Wir sind da“, sagte sie noch einmal, nachdrücklicher diesmal. „Adieu.“
    „Und was ist mit Ihrem Bruder?“
    „Was ist mit ihm?“
    „Wollen Sie nicht wissen, was Ihr Vater mit ihm vorhat? Sind Sie nicht deshalb überhaupt in sein Büro gekommen?“
    „Was hat mein Vater denn vor?“
    „Morgen Abend. Ich hole Sie um sieben Uhr ab. Zum Dinner.“
    „Ich habe zu tun.“
    „Verschieben Sie es. Ihr Bruder steht bei Ihnen schließlich an erster Stelle, man kann es Ihnen ansehen! Oder ist er Ihnen doch nicht so wichtig?“
    Jetzt trieb er es eindeutig zu weit, aber er wollte, dass sie verärgert blieb und somit interessiert und kämpferisch.
    „Okay, ich werde Sie abholen.“
    „Und mir damit die einmalige Chance nehmen, die legendäre Casa de las Sombras zu sehen? Nein, ich hole Sie ab.“
    „Wenn Sie sich für berühmte Hollywood-Häuser begeistern, dann können Sie eine dieser Bus-Rundfahrten machen. La Casa de las Sombras wird von den meisten angefahren.“
    „Auch von der Tour, die ausschließlich an skandalösen Orten anhält? Wie auch immer, ich würde auf jeden Fall lieber von einem Bewohner durch das Haus geführt werden.“
    „Dean ist einer der Bewohner. Wenn Sie ihn gut behandeln, wird er Sie ja vielleicht einmal einladen.“
    „Ich bin nicht gerade Deans Typ“, sagte er.
    „Meiner sind Sie auch nicht.“
    „Wie ist denn Ihr Typ? Ich hätte zum Beispiel nicht vermutet, dass sie einen Mann wie Alan Dunbar heiraten würden.“
    Sie hatte offenbar vergessen, dass er Zugriff auf sämtliche Akten der Meyers hatte, ihre Scheidungsunterlagen inbegriffen.
    „Ich glaube, ich habe erst einmal genug von Ihnen“, sagte sie mit ruhiger Stimme.
    „Erst einmal“, stimmte er zu, öffnete dann die Tür und schwang seine langen Beine aus dem Auto. „Ich hole Sie morgen um sieben ab.“
    Sie
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