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Mitternachtsschatten

Mitternachtsschatten

Titel: Mitternachtsschatten
Autoren: Anne Stuart
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geparkt? In der Tiefgarage, stimmts? Woanders hätten Sie keinen Parkplatz gefunden. Und dort werden Sie ohne einen Code ebenfalls nicht reinkommen. Wenn Sie also heute noch nach Hause wollen, dann brauchen Sie meine Hilfe.“
    Jilly hätte das alles beinahe für einen bösartigen Plan der Vorsehung gehalten, doch dann fiel ihr ein, dass das Schicksal sich bestimmt nicht ausgerechnet für sie interessierte. Ihre Augen verengten sich zu Schlitzen, während sie Coltrane anschaute und ihre Möglichkeiten abwog. Sie konnte Dean anrufen, aber er ging häufig einfach nicht ans Telefon. Vielleicht war er auch wieder betrunken, dann konnte er sowieso nicht mehr Auto fahren und sie abholen. Wo Rachel-Ann war, wusste sie nicht. Und außer der herrischen Mrs. Afton kannte sie keine Mitarbeiter von Meyer Enterprises, die ihr hätten helfen können.
    „Ich würde gerne gehen“, sagte sie mit fester Stimme. „Jetzt.“
    „Und Sie wollen, dass ich Ihnen helfe? Und sagen schön: ‚bitte‘?“
    „Ja“, sagte sie und hoffte, dass es in der Hölle einen speziellen Ort für Männer wie ihn gab.
    „Sehr gerne.“ Er knipste das Licht aus, und in der plötzlichen Dunkelheit wäre sie beinahe gegen ihn gestoßen, als sie aus der Tür eilen wollte. Instinktiv hatte sie gerade noch rechtzeitig gebremst, aber sie war ihm nahe genug gekommen, um den Stoff seines Jacketts und die Hitze seines Körpers zu spüren. Es machte sie nervös. Doch Jilly hatte schon vor langer Zeit gelernt, ihre Unsicherheit zu verstecken. Sie folgte ihm in vernünftigem Abstand, entschlossen, ihn akkurat einzuhalten.
    Das hat Jackson ja mal wieder gut hingekriegt, dachte sie böse. Nicht nur, dass er seine Tochter einfach ignorierte, er schickte ihr auch noch den Feind, um sich um sie zu kümmern. Wäre sie nicht sowieso schon die ganze Zeit verärgert gewesen, dann wäre sie es spätestens jetzt.
    Das Gebäude war völlig verlassen, was Jilly erstaunte. Jackson Meyer ermutigte nämlich seine Mitarbeiter, genauso lang und hart zu arbeiten wie er selbst. Sie folgte Coltrane vorbei an den aufgeräumten Schreibtischen und leeren Büros; keine Seele schien mehr in dem Haus zu sein.
    Sie hatte nicht die geringste Ahnung, was die Angestellten hier tatsächlich zu tun hatten, und genauso wenig wusste sie, womit ihr Vater sein Geld verdiente. Ihr Großvater hatte Meyer Enterprises 1940 gegründet und war ins Immobiliengeschäft eingestiegen, indem er riesige Grundstücke, heruntergekommene Fabriken und verfallene Villen aufkaufte. Auch das Haus, in dem sie mit ihren beiden Geschwistern lebte, hatte er kurz vor seinem Tod in den frühen 60er Jahren erworben. Es war das einzige Gebäude, das nicht niedergerissen wurde, um Platz für ein äußerst gewinnbringendes Bürohochhaus zu schaffen, und solange sie dazu irgendetwas zu sagen hatte, würde das auch nicht geschehen.
    Gott sei Dank konnte ihr Vater im Moment nicht über das Haus verfügen. Grund dafür war ein erbitterter Streit zwischen ihm und seiner Mutter. Julia Meyer hatte dafür gesorgt, dass die Casa de las Sombras ihren Enkeln Jilly, Dean und Rachel-Ann so lange gehörte, wie mindestens einer von ihnen dort lebte. Sobald jedoch der Letzte von ihnen ausgezogen war, würde es Jackson überschrieben und abgerissen werden.
    Seit Jahren schon setzte er alles daran, sie aus dem Haus zu vertreiben. Er versuchte es mit Drohungen, Bestechungen und Wutausbrüchen, und Dean und Rachel-Ann hatten mehr als einmal geschwankt. Doch Jilly, die viel unnachgiebiger war als ihre Geschwister, hatte dafür gesorgt, dass sie nicht aufgaben.
    Coltrane tippte ein paar Zahlen in eine Tastatur an der Wand ein, zu schnell, als dass Jilly sie sich hätte merken können, und hielt ihr dann die Tür auf. Sie ging, abermals zu dicht, an ihm vorbei und lächelte ihn kalt und herablassend an.
    „Vielen Dank für Ihre Hilfe, doch ab jetzt komme ich alleine zurecht.“
    „Ohne den Sicherheitscode können Sie den Aufzug nicht rufen“, sagte er. „Wir befinden uns im 31. Stockwerk, das ist ein verdammt langer Weg nach unten. Und wenn Sie schließlich unten ankommen, werden Sie feststellen, dass die Tür verschlossen ist, und Sie müssen die ganzen Treppen wieder hochsteigen. Ganz abgesehen von dem kleinen Garagen-Problem.“
    „Ich habe mein Handy dabei, ich kann mir ein Taxi rufen.“
    „Früher oder später werden Sie aber Ihr Auto hier rausholen müssen. Es sei denn, Sie wollen sich von Daddys Geld einfach ein neues kaufen.“
    Seine
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