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Kleines Lexikon christlicher Irrtümer - von Abendmahl bis Zungenreden

Kleines Lexikon christlicher Irrtümer - von Abendmahl bis Zungenreden

Titel: Kleines Lexikon christlicher Irrtümer - von Abendmahl bis Zungenreden
Autoren: Gütersloher Verlagshaus
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alles ganz anders wird. Mehr als die Hälfte der Menschen in Deutschland, die sich als Christen bezeichnen, glauben nicht daran, dass es nach dem Tod noch etwas geben könnte. Nur jeder zehnte Deutsche denkt überhaupt häufiger an seinen eigenen Tod. Mit Ungewissheit und der beängstigenden Fremdheit des Todes müssen also auch Christen leben. Wenn aber Angst, Hoffnungslosigkeit und das Verdrängen des Todes die Überhand gewinnen, was bleibt dann noch von der christlichen Botschaft? Schon Paulus sagt in seinem Brief an die Korinther: Wenn wir nur für das irdische Leben auf Christus hoffen, haben wir die eigentliche Botschaft nicht verstanden, die sich immer auch auf das Himmlische bezieht, und sind im Grunde schon jetzt verloren. Eine traurige Vorstellung. Dabei kann das Wissen darum, dass wir sterblich sind, nicht nur Angst machen, sondern uns Menschen nachdrücklich vor die Frage stellen, wie wir eigentlich leben wollen. Im Wissen um unsere Endlichkeit können wir die Verantwortung erkennen, unser Leben bewusst und sinnvoll zu gestalten. In diesem Sinne muss der Tod nicht nur ein fremder, furchteinflößender Feind bleiben, er kann auch zu einem wunderbaren Ratgeber werden. Wer seinen Tod befragt, erfährt, was wirklich wichtig ist im Leben und was nicht. Die Zeit hier ist begrenzt. Der Tod lehrt uns, dass wir sie nicht vergeuden und jede Gelegenheit nutzen sollten, unser Leben im Blick auf das wirklich Wesentliche zu gestalten. Der Tod bleibt nur solange ein Feind des Lebens, wie wir ihn ignorieren und verdrängen, solange wir uns einbilden, wir hätten die alleinige Kontrolle über den Verlauf unseres Lebens, solange wir meinen, Verantwortung und Entscheidungen über Wesentliches und Unwesentliches immer wieder auf morgen verschieben zu können. Nur wenn wir ihn verdrängen, bis er überraschend kommt, um uns zu zeigen, was wir versäumt haben, lassen wir ihn zu einem quälenden Feind werden. Wer aber mit seinem Tod lebt, kann sich von ihm die Fülle des Lebens zeigen lassen. Im Vertrauen
auf die Treue Gottes, die über den Tod hinaus trägt, können wir so schon jetzt etwas von der Qualität des ewigen Lebens erahnen. Wer auf die Zusage vertraut, die Gott den Menschen nach christlichem Glauben in Jesu Tod und Auferstehung macht, hat den Tod schon jetzt überwunden und das ewige Leben in sich (Johannes 11,25f). Christen können darauf vertrauen, dass der Tod nicht das letzte Wort behält. »Tod, wo ist dein Sieg? Tod, wo ist dein Stachel?«, kann Paulus angesichts dieser Hoffnung fragen.
    Jesus war ASKET
    Das Christkind in der ärmlichen Krippe. Ein Mann, der sich von dem Wüstenbewohner Johannes hat taufen lassen und daraufhin selbst vierzig entbehrungsreiche Tage in der Wüste verbrachte. Ein besitzloser Wanderprediger, der der Ansicht war: »Es ist leichter, dass ein Kamel durch ein Nadelöhr gehe, als dass ein Reicher ins Reich Gottes komme« (Markus 10,25). Und der leidende Gekreuzigte: Dieser Mann muss doch ein entbehrungsreiches Leben geführt haben! Und hat er das mit seinen radikalen Forderungen nicht auch von seinen Jüngern verlangt? – Er »gebot ihnen, nichts mitzunehmen auf den Weg als allein einen Stab, kein Brot, keine Tasche, kein Geld im Gürtel, wohl aber Schuhe, und nicht zwei Hemden anzuziehen« (Markus 6,8f). Soll er nicht sogar den Essenern nahegestanden haben, dieser strenggläubigen jüdischen Sekte, deren Mitglieder nach radikalen Vorschriften enthaltsam und abgeschieden lebten? Ganz klar: Jesus muss ein Asket gewesen sein.
    Warum aber wurde ihm dann von einigen Gegnern vorgehalten, er sei »ein Fresser und Weinsäufer« (Matthäus 11,19)? Und tatsächlich, bei einer Hochzeit hat er sogar Wasser in Wein verwandelt
und auch sonst häufig mit seinen Jüngern und Mitmenschen zusammen gegessen und gefeiert. Wie lebte Jesus denn nun wirklich? Was erwartete er von seinen Jüngern? Und wie passte dies zu seiner Botschaft? Anders als der Täufer Johannes, der in der Wüste lebte, sich von Heuschrecken und Honig ernährte und der das unmittelbar bevorstehende Gericht Gottes verkündete, war Jesus kein Asket. Jesus erzählte den Menschen in vielen seiner Gleichnisse davon, dass das Reich Gottes schon hier auf Erden angebrochen sei. Für ihn war das ein Grund zur Freude. Daher konnte er auch keinen Anlass dafür sehen, warum Menschen versuchen sollten, durch besondere Enthaltsamkeit oder demonstratives Fasten die Nähe zu Gott zu suchen. Wenn das Reich Gottes schon angebrochen ist, kommt es nur
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