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Kleines Lexikon christlicher Irrtümer - von Abendmahl bis Zungenreden

Kleines Lexikon christlicher Irrtümer - von Abendmahl bis Zungenreden

Titel: Kleines Lexikon christlicher Irrtümer - von Abendmahl bis Zungenreden
Autoren: Gütersloher Verlagshaus
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noch darauf an, es zu erkennen und anzunehmen. Als Jesus gefragt wurde: »Warum fasten die Jünger des Johannes und die Jünger der Pharisäer, und deine Jünger fasten nicht?«, antwortete er mit der Gegenfrage: »Wie können die Hochzeitsgäste fasten, während der Bräutigam bei ihnen ist?« (Matthäus 9,18f). Askese als Selbstzweck fordert Jesus also nicht. Die Menschen werden vielmehr bewusst vor die Entscheidung gestellt, welches Verhalten ihnen angesichts des schon angebrochenen Gottesreiches angemessen erscheint.
    In einer Zeit der Freude darf gefeiert werden; wer sich allerdings entscheidet, Jesu Botschaft anzunehmen, der muss sich ganz dafür entscheiden können – wenn ihm sein Besitz oder irgendetwas sonst auf der Welt wichtiger ist, wird ihm dies immer im Wege stehen. So kann Jesus zu dem jungen Mann, der ihn nach einer Möglichkeit fragt, das ewige Leben zu erlangen, sagen: »Geh hin, verkaufe alles, was du hast, und komm und folge mir nach« (Markus 10,21). Ja, es kann sogar nötig sein, Heimat und Familie zu verlassen, um sich voll und ganz für das Reich Gottes entscheiden zu können. Jesus predigt Armut nicht als Ideal, sondern er weiß, wie leicht Besitz abhängig machen und von der Entscheidung für Gott abbringen kann. Nur wer sich von derartigen Abhängigkeiten frei macht, kann sich ganz in Gottes Hände begeben.

    Aufgepasst aber, dass man bei einem solchen Vorhaben nicht gleich in neue Abhängigkeiten gerät! Denn auch davor warnt Jesus: Wer seinen Verzicht öffentlich macht, damit prahlt und sich von anderen bewundern lässt, ist gleich in die nächste Falle getappt. Er rät daher: »Wenn ihr fastet, sollt ihr nicht sauer dreinsehen wie die Heuchler; denn sie verstellen ihr Gesicht, um sich vor den Leuten zu zeigen mit ihrem Fasten. Wenn du aber fastest, so salbe dein Haupt und wasche dein Gesicht, damit du dich nicht vor den Leuten zeigst mit deinem Fasten, sondern vor deinem Vater, der im Verborgenen ist; und dein Vater, der in das Verborgene sieht, wird dir’s vergelten« (Matthäus 6,16ff). Jesus stellt die Menschen vor die Entscheidung für Gott. Dazu braucht es keine Askese und kein frommes Verhalten. Gott ist schon da und das ist ein Grund zur Freude, die Menschen müssen sich nur für ihn entscheiden und alles, was dem im Wege steht, loslassen.

B
Jesus hatte einen BART
    Seltsam, obwohl die Evangelien nichts über das Aussehen Jesu überliefern, erscheint er in allen gängigen Darstellungen wiedererkennbar als europäisch wirkender, bärtiger und langhaariger Mann. Kann Jesus tatsächlich so ausgesehen haben? Und wie kommt es zu dieser Einheitlichkeit der Darstellungen? Den ersten Christen ging es allein um die Botschaft von und über Jesus. Die Frage, wie er ausgesehen haben könnte, spielte dabei gar keine Rolle. Auch als vom dritten Jahrhundert an Abbildungen aufkamen, dienten sie zunächst hauptsächlich dazu, etwas über Jesus zu erzählen. Der jeweilige Künstler stellte Jesus einfach so dar, wie er ihn sich vorstellte. Ab dem vierten Jahrhundert jedoch kamen plötzlich die Darstellungen des bärtigen, langhaarigen Jesus auf, die bis heute unser Jesusbild prägen. Noch verwunderlicher scheint die Einheitlichkeit dieser Darstellungen, wenn man sich bewusst macht, dass sich die Künstler weder an Überlieferungen orientieren konnten noch einfach das gängige Schönheitsideal ihrer eigenen Zeit übernahmen. Woran also orientierten sie sich?
    Das Turiner Grabtuch, ein Tuch, auf dem der Gesichtsabdruck eines bärtigen, langhaarigen Mannes zu erkennen ist, könnte den entscheidenden Hinweis geben. Unabhängig von der bis heute andauernden Diskussion um die Echtheit dieser Reliquie, die Jesus zeigen soll: Die frühen Darstellungen Jesu ähneln in verblüffender Weise dem Gesichtsabdruck auf dem Turiner Tuch, das zu damaliger Zeit im Besitz Kaiser Konstantins gewesen sein soll. Es scheint also wahrscheinlich, dass unser heutiges Jesusbild auf dieses Tuch zurückzuführen ist. Ob der Mann, dessen Gesicht
dort verewigt ist, tatsächlich Jesus sein könnte, lässt sich allerdings wohl nie klären.
    Wissen können wir heute nur, dass Jesus zwischen dreißig und vierzig Jahre alt wurde und für seine Zeit kein junger Mann mehr war. Da Judas ihn küssen musste, um ihn zu verraten, scheint Jesus sich in Gestalt und Aussehen wohl nicht auffällig von seinen Zeitgenossen unterschieden zu haben. Mumienporträts aus Ägypten und römische Münzen, auf denen Juden abgebildet sind, zeigen bärtige
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