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1065 - Die Blutquellen

1065 - Die Blutquellen

Titel: 1065 - Die Blutquellen
Autoren: Jason Dark
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zuwege. Er rammte in die Haut hinein - und zerstörte sie.
    Die Blase platzte auf. In dicken Tropfen flog sie auseinander. Wir hörten noch das Zischen, sahen auch, daß sie auf den Boden klatschten, dann lösten sie sich auf und schickten uns dabei einen widerlichen Leichengeruch entgegen.
    Und der Riese?
    Nein, von ihm war ebenfalls nichts mehr zurückgeblieben. Ungefähr dort, wo er aus der Erde gestiegen war, hatte er auch sein Ende gefunden. Ein feuchter Fleck, einige wenige Knochenstücke oder auch Splitter, das war alles.
    Bill drehte den Kopf und schaute mich an. »Es war gut, daß ich die Waffe mitgenommen habe. Als hätte ich es geahnt.«
    »Wem sagst du das?«
    Bill steckte die Waffe wieder weg. »Ich frage mich nur, ob es der einzige Riese hier gewesen ist oder ob uns noch andere über den Weg laufen werden!«
    »Keine Ahnung.«
    »Was denkst du denn?«
    »Eher das zweite.«
    »Also mehr?«
    »Ja.«
    »Warum?«
    Ich räusperte mich. »In Avalon habe ich sie damals erlebt. Oder ihn. Aber Myrna, meine Informantin, hat nicht nur von einem Riesen gesprochen. Sie hat stets die Mehrzahl gemeint. Es gibt sie. Sie haben ihre Heimat in Avalon gefunden, und jetzt müssen sie auch den Weg entdeckt haben, um die Nebelinsel verlassen zu können.«
    »Durch das Tor auf dem Hügel?«
    »Möglich.«
    »Groß und breit genug wäre es ja!« sagte Bill.
    Ich winkte ab. »Darüber brauchen wir uns im Moment keine Sorgen zu machen, Bill. Es zählt nur, daß es einer weniger ist und er sich nicht die Beute holen konnte, wie er es sich vorgestellt hat.«
    »Wie passen denn die Blutquellen zu seinem Auftreten?«
    »Das weiß ich auch noch nicht. Zudem habe ich mir darüber noch keine Gedanken gemacht, wenn ich ehrlich bin. Ich bin nur froh, daß wir und der Schäfer überlebt haben.«
    »Richtig.« Bill drehte sich auf der Stelle. »Wo steckt er denn?«
    Wir sahen ihn beide nicht. Zuerst nicht. Wenig später schon. Er war bis zu dem Teil des Gatters geflüchtet, das noch stand. Dort war er dann zusammengesackt, denn er hockte auf dem Boden und starrte ins Leere. Selbst als wir vor ihm stehenblieben, nahm er uns nicht zur Kenntnis. Sein Gesicht blieb fast so starr wie das einer Leiche. Wir sahen auch die nassen Spuren auf seinen Wangen. Der Mann hatte geweint.
    Ich stieß ihn an.
    »Laßt mich.«
    »Nein, Mister. Sie sollten wieder zurück in das normale Leben kommen.«
    Mit tonloser Stimme fragte er: »Wo ist mein Hund? Wo ist das Schaf? Wo sind die anderen?«
    »Die werden Sie sich zurückholen«, erwiderte Bill.
    Der zweite Hund war da. Er trottete vorsichtig näher und schaute sich dabei auch immer wieder um.
    Als der Schäfer ihn hörte, erwachte er aus seiner Lethargie und drehte den Kopf.
    »Hi, Satan…«
    Ich mußte über den ungewöhnlichen Namen grinsen. Aber Satan war harmlos. Er ging auf seinen Herrn zu und leckte ihn ab, was dieser sich auch gern gefallen ließ.
    Wir ließen den Mann eine Weile in Ruhe und schauten über das flache Land bis hin zu den Häusern von Glastonbury, die alle noch standen. Es hätte auch anders kommen können, wenn es dem Riesen gelungen wäre, sich zu befreien. Dann hätte er seine Wut und seine Gier an Glastonbury und dessen Bewohnern ausgelassen. Ich bekam eine Gänsehaut, als ich daran dachte. Es war anders gekommen, ein großer Pluspunkt für uns. Nur ob dies so bleiben würde, das konnte ich nicht mit Bestimmtheit sagen. Wir durften einfach nicht davon ausgehen, daß sich nur ein Riese in der Erde versteckt hielt.
    Es gab bestimmt mehr davon, und auch sie würden den Weg in diese andere Welt sicherlich finden oder schon gefunden haben.
    Der Schäfer streichelte den Kopf seines Hundes. Satan knurrte leise. Er fühlte sich wohl und genoß es, wenn die gespreizten Finger durch sein Fell glitten.
    »Was ist mit dem Ungeheuer?« fragte er Schäfer, ohne uns dabei anzuschauen. »Es ist vernichtet«, erklärte Bill.
    Der Mann zeigte keine Reaktion.
    Zunächst nicht. Dann hob er ruckartig den Kopf an. »Vernichtet…?«
    »Ja.«
    »Wie denn?«
    Bill war etwas verlegen. »Sagen wir mal so, Mister, wir haben es geschafft.«
    Der Schäfer nickte, bevor er fragte: »Kann ich ihn sehen?«
    »Nein.«
    »Warum nicht?«
    »Weil es ihn nicht mehr gibt. Er hat sich, wenn Sie so wollen, einfach aufgelöst. Ist das okay?«
    »Ich muß es glauben, nicht?«
    »Ja.«
    »Gut«, flüsterte der Mann. »Es ist schon gut. Ich… ich… bin Ihnen so dankbar. Ich werde auch meine Tiere zurückholen, aber ich
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