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1040 - Unheil über Kran

Titel: 1040 - Unheil über Kran
Autoren: Unbekannt
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um die Wunder von Kran zu erfahren."
    „Wir werden sie erfahren", antwortete Surfo Mallagan, den Blick starr zur Decke gerichtet. „Sobald das Orakel beseitigt ist."
    „Surfo, du darfst nicht..."
    „Mein Geschöpf bedarf der Ruhe!" hallte SENECAs dröhnende Stimme aus der Höhe herab. „Es muß Kräfte sammeln für die Aufgabe, die uns bevorsteht."
    Scoutie dämpfte ihre Worte zu einem Flüstern.
    „Hörst du ihn? Er bezeichnet dich als sein Geschöpf. Er hält dich für eine Maschine!
    Siehst du nicht, in welcher Gefahr du schwebst? Surfo Mallagan - SENECAs Sklave!"
    „Ich kann nicht anders", antwortete Mallagan dumpf. „Das Orakel muß vernichtet werden. Nur dann..."
    „Nur dann - was?" drängte Brether.
    „Ich weiß es nicht."
    „Sein Bewußtsein braucht Zeit, sich zu festigen", ertönte SENECAs Stimme von neuem.
    „Belästigt ihn nicht mit unnützen Fragen."
    Scoutie schauerte. Die Worte waren so leise gesprochen worden, daß die Sensoren der Inpotronik sie unmöglich hatten aufnehmen können. Was ging hier vor? Gab es eine direkte Verbindung zwischen SENECAs bionischem Sektor und Surfos Bewußtsein?
    „Wenn du etwas vorhast", sagte Brether, „dann mußt du wissen, welchem Zweck es dient! Du kannst nicht..."
    „Ich habe euch gewarnt!" dröhnte SENECA. „Ich dulde keine weitere Belästigung meines Geschöpfs. Kehrt an euren Platz zurück!"
    „Ich bin nicht dein Geschöpf", sagte Surfo Mallagan mit erstaunlich kräftiger Stimme.
    „Und diese beiden sind meine Freunde. Du wirst sie nicht fortschicken."
    Mit angehaltenem Atem wartete Scoutie auf die Antwort der Hyperinpotronik. Aber SENECA reagierte nicht. Beugte sich die Maschine ihrem Geschöpf? Welch geheimnisvolle Zusammenhänge bestanden hier? Scoutie fühlte sich klein und hilflos. Sie hatte neben der Bahre gekniet. Jetzt richtete sie sich auf.
    „Surfo, komm zu dir!" forderte sie den Freund auf. „Dein Plan, das Orakel zu vernichten, ist ein Hirngespinst. Ohne das Orakel fällt das Herzogtum von Krandhor auseinander.
    Damit ist niemand gedient!"
    Aber Surfo war seinen Freunden gegenüber ebenso hartnäckig wie in seinem Umgang mit SENECA.
    „Das Orakel muß zerstört werden ...", beharrte er.
    Weiter kam er nicht. Die Beleuchtung der Halle begann zu flackern. Ein lautes Knistern drang aus den Geräteschränken an den Wänden. SENECAs Stimme, unnatürlich schrill und hoch, erklang: „Gefahr ... Verrat..." Und dann kam ein ächzender, klagender Ton, der sich so anhörte, als hätte jemand die Inpotronik abgewürgt.
    „Niemand erhebt seine Hand gegen das Orakel!" drang es aus der Höhe.
     
    *
     
    Staunend horchte Scoutie hinter dem Klang der fremden Stimme her. Sie war ohne Zweifel mechanischen Ursprungs und schlecht moduliert, ohne Hinweis darauf, ob sie das Organ eines weiblichen oder eines männlichen Wesens verkörperte. Aber sie sprach die Sprache von Chircool, deren sich an Bord des Spoodie-Schiffs auch die Techniker und die Mitglieder der Erntemannschaft bedienten. Und das war bemerkenswert.
    Surfo Mallagan war beim Klang der Stimme zusammengezuckt.
    „Wer bist du?" fragte er, so laut er konnte, und doch in einem Tonfall, als fürchte er sich vor dem Unsichtbaren.
    „Ich bin das Orakel der Herzöge von Krandhor", antwortete die metallische Stimme. „Ich kenne dein Geschick. Ich kenne deine Pläne und weiß, daß sie nicht deinem eigenen Willen entspringen."
    Surfo Mallagan bäumte sich auf. Die dunklen Augen loderten plötzlich in wildem Feuer. „Du bist der Dieb der Freiheit! Der Mörder des freien Willens! Ich muß dich vernichten!"
    „Erinnere dich an Couhrs, Surfo Mallagan! Erinnere dich an Doevelnyk, den Martha-Martha-Spieler. Erinnere dich an die Bruderschaft, deren Gefangener du warst und der du die zwei zusätzlichen Spoodies zu verdanken hast..."
    Die Stimme war trotz ihres mechanischen Klangs auf einmal voll suggestiver Kraft.
    Scoutie selbst erinnerte sich an jene Tage unmittelbar vor Beginn der Lugosiade zurück - den Besuch im Hause Doevelnyks, des genialen Tarts, den plötzlichen Überfall...
    Surfo Mallagans gellender Schrei riß sie aus ihren Gedanken.
    „Nein! Nicht... ich will nicht..."
    „Was du heute planst", fuhr die Stimme unerbittlich fort, „geht auf Befehle zurück, die du damals erhieltest. Du konntest dich nicht dagegen wehren. Sie wurden deinem Bewußtsein eingeätzt!"
    Ein zweites Mal bäumte Surfo sich auf, dann sank er kraftlos auf sein Lager zurück. Er hielt die Augen geschlossen.
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