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1040 - Unheil über Kran

Titel: 1040 - Unheil über Kran
Autoren: Unbekannt
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Tentakeln bewaffnet.
    „Ich weiß es", sagte Gu nach einer langen, nachdenklichen Pause plötzlich: „Er hat den Verstand verloren! Er ist übergeschnappt! Er ist nicht mehr fähig, das Amt eines Herzogs zu versehen."
    Der Herzog, sein Leibarzt und der Robot befanden sich allein im Raum. Musanhaar hatte Gu noch nicht von den Unbekannten berichtet, die vor nicht allzu langer Zeit in die geheimen Räume unter dem Ostflügel des Tärtras eingedrungen waren - ohne Zweifel mit der Absicht, den Herzog zu beseitigen. Gu war durch seine Wunden geschwächt.
    Musanhaar hatte seinen Patienten schonen wollen. Aber jetzt war der Augenblick gekommen, in dem er ihm reinen Wein einschenken mußte.
    Die Tür öffnete sich. Arzyria und Nikkam traten ein. Beide bezeigten ihre Ehrfurcht, indem sie die Hand zur Stirn führten, aber bei Arzyria fiel die Geste ziemlich fahrig aus.
    „Der Herzog darf nicht übermäßig beansprucht werden", warnte Musanhaar, dem nicht entging, daß die Favoritin sich in einem Zustand hochgradiger Erregung befand.
    „Aber das muß er erfahren!" protestierte Arzyria verzweifelt.
    Gu richtete sich halbwegs in die Höhe, um anzudeuten, daß es gar so schlimm mit ihm nicht mehr stehe, und warf der jungen Kranin einen auffordernden Blick zu.
    „Sprich ruhig, Jüngere", sagte er. „Die Ärzte machen immer zuviel Aufhebens um ihre Kranken."
    Arzyria erstattete Bericht. Trotz ihrer Erregung sprach sie logisch klar und verständlich, dabei knapp, so daß Gu keine Zwischenfragen zu stellen brauchte. Man sah ihm an, daß Arzyrias Entdeckung ihn erschütterte. Er sank ins Polster zurück und lag eine Zeitlang stumm, nachdem die Favoritin geendet hatte.
    Aber schließlich begann er, mit matter Stimme zu sprechen, und sagte etwas, was niemand erwartet hatte.
    „Wenn du damit beweisen willst, meine Freundin, daß Carnuum und die Bruderschaft zusammenarbeiten, dann täuschst du dich."
     
    *
     
    „Aber es gibt keine andere Erklärung", widersprach Arzyria, ihre Enttäuschung mühsam unterdrückend. „Der Rufcode gehört Carnuum. Wahrscheinlich wurden alle einhundert Radiokom-Adressen dieser Gruppe dazu verwendet, um Kommunikationspunkte für die Stimme einzurichten. Die Stimme verfügt im Westflügel über eine Zentrale, von der aus sie die Mitglieder und Handlanger der Bruderschaft steuert!"
    „Das bestreite ich nicht", sagte Gu, der sich mit Musanhaars Hilfe wieder aufgesetzt hatte. „Aber davon braucht Carnuum nichts zu wissen."
    „Wie kann er eine Zentrale von solchem Umfang in seinem eigenen Palastflügel übersehen?" zweifelte Arzyria.
    „Von solchem Umfang? Warum soll sie so groß sein?"
    „Vergiß nicht, mein Herzog, daß die Stimme einen öffentlichen Nachrichtenkanal angezapft und daß sie bei einer früheren Gelegenheit über das Interkom-System eines Spielpalasts gesprochen hat. Solche Tricks bringt man mit herkömmlichen Geräten nicht zuwege. Dazu braucht man eine umfangreiche und kostspielige Ausstattung."
    „Mag sein", gab der Herzog zu. „Aber der Tärtras ist groß, und im Westflügel geht vieles vor, wovon Carnuum keine Ahnung hat."
    „Stell dich nicht halsstarriger, als du ohnehin schon bist", sagte Musanhaar, der sich dem Herzog gegenüber ein offenes Wort erlauben konnte. „Wie hätte all das Gerät installiert werden können, ohne daß Carnuum oder einer seiner Vertrauten davon erfuhr?"
    Gu musterte ihn überrascht. „Was? Jetzt kommst auch noch du? Ich dachte, du hättest Carnuum bisher die Stange gehalten."
    „Bisher, ja", antwortete der Arzt. „Aber nach dieser Entdeckung nicht mehr."
    Gu gab einen schnaubenden Laut von sich.
    „Also schön, meine Freundin. Wie hast du dir das Weitere vorgestellt?"
    „Ich bitte um deine Erlaubnis, mit einer Abteilung Schutzgarde in den Westflügel einzudringen und nach der Kommunikationszentrale zu suchen."
    Der Herzog machte einige nickende Kopfbewegungen, womit er andeutete, daß er ein solches Vorgehen für bedenklich hielt.
    „Vielleicht wird er anderen Sinnes, wenn ihm jemand von den Eindringlingen im Tärtras erzählt", knurrte Musanhaar.
    „Davon weiß er nichts?" rief Arzyria erstaunt.
    „Wovon weiß ich nichts?" bellte Gu.
    Arzyria lieferte auch diesen Bericht. Der Herzog hörte sie schweigend an. Es schien Nikkam, als bedrücke ihn die Erkenntnis, daß ein zweites Attentat auf ihn hatte verübt werden sollen, nicht so sehr wie der Verdacht, der aus der Entschlüsselung des Rufcodes entstanden war. Es war, als habe er sich
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