Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1040 - Unheil über Kran

Titel: 1040 - Unheil über Kran
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
Fahrzeug schweben, das mit den Insignien des Herzogs Gu gekennzeichnet war. Auf einer offenen Plattform, durch bunte Polster gestützt, ruhte Gu.
    Carnuums Gefolge hatte sich an den Bordrand des großen Schwebers zurückgezogen.
    Carnuum trat auf die Hebebühne, von der aus er am gestrigen Nachmittag seine Ansprache gehalten hatte.
    „Hier ist Carnuum", sagte er mit harter Stimme. „Ich war die ganze Zeit über hier und habe mich nicht versteckt. Du nennst mich einen Verräter. Da ich niemand und nichts verraten habe, bleibt mir nur die Erklärung, daß du den Verstand verloren hast."
     
    *
     
    „Ich beschuldige dich des Verrats an allem, was die innere Sicherheit des Herzogtums von Krandhor ausmacht." Herzog Gu sprach mit schwerer, eindringlicher Stimme. Er war in diesem Augenblick nicht der Geck, als den ihn die Menge kannte.
    Er stand nicht, wie man es von ihm gewöhnt war, um die Mängel seines Wuchses zu verbergen, sondern ruhte entspannt in den weichen Kissen. Aber gerade die Gelassenheit ließ seine Worte um so drohender, um so gefährlicher erscheinen. „Ich beschuldige dich des Frevels an der ehrwürdigen Institution des Orakels, dessen Ratschlägen die Herzöge von Krandhor zu folgen sich verpflichtet haben. Ich beschuldige dich des verantwortungslosen Ehrgeizes, der die Ungewißheit der gegenwärtigen Lage ausnützen will, um einen Alleinherrscher namens Carnuum zu schaffen - einen Despoten, der nur Unheil über unser Volk und die mit uns verbündeten Sternenvölker bringen kann, weil er sich des Schutzes begibt, den das Orakel bietet.
    Ich beschuldige dich, der Drahtzieher der Bruderschaft zu sein, die in unserem Reich seit Jahren wühlt, um Erreichtes wieder zu vernichten, um Fortschritte rückgängig zu machen, um das Chaos herbeizuführen. Ich beschuldige dich, die Bruderschaft um deiner ehrgeizigen Ziele willen zu deinem Verbündeten gemacht zu haben.
    Und ich beschuldige dich letztens des häßlichsten aller Verbrechen, des Mordanschlags gegen deinen Bruder im Amt - gegen mich, Herzog Gu!"
    Eine unheimliche Stille lag über dem weiten Platz, nachdem die letzten Worte verhallt waren. Über der Szene schwebte wie ein drohender Schatten der riesige Umriß des Spoodie-Schiffs. In der Ferne glitzerten und funkelten die Wände des Wasserpalasts. Die Menge schien den Atem anzuhalten.
    Da reckte sich Herzog Carnuum in die Höhe. Scharf und schneidend klang seine Stimme über die Köpfe der Millionen hinweg: „Du verstehst es nicht, die Zeichen der Zeit zu deuten, mein Bruder im Amt. Der Augenblick ist gekommen, das Joch des Orakels abzuschütteln. Lange genug haben wir einem Gebilde gedient, von dem wir nicht einmal wissen, wie es beschaffen ist.
    Du hast recht: ich strebe die Alleinherrschaft an. Nicht aus Ehrgeiz, sondern weil ich der einzige bin, der die Forderung des Augenblicks versteht. Nicht das Unheil werde ich bringen, sondern den Fortschritt, der aus unserer eigenen Entscheidung erwächst und durch unsere eigenen Kräfte erzielt wird.
    Wollte ich dieses Ziel erreichen, dann mußte zunächst mit allem Unverstand aufgeräumt werden, der mir im Wege stand. Dazu gehörtest auch du. Ja, mein Bruder im Amt, ich leugne nicht, daß ich Auftrag gegeben habe, dich zu beseitigen. Die Zukunft wird es mir danken. Mir blieb keine andere Wahl.
    Aber ich bin weder der Drahtzieher der Bruderschaft, noch hat die Bruderschaft in meinen Erwägungen jemals eine auch nur geringe Rolle gespielt. Im Gegenteil, ich erachte den Geheimbund wie du für ein Krebsgeschwür, das aus dem Leib unseres Reiches gebrannt werden muß..."
    Er sah, wie die Köpfe der Zuhörer sich wandten, und stockte. Unweit der beiden herzoglichen Schweber war ein Teil der Menge in Bewegung geraten. Es bildete sich eine Gasse, durch die sich ein drittes Fahrzeug näherte.
    Carnuum wußte nicht, was dieser Vorgang bedeutete, aber es war ihm, als ob sich ihm eine kalte, würgende Hand um die Kehle legte. Das Schicksal tat ihm keinen Gefallen mehr. Er kannte den Ablauf der Dinge. Jedes neue Ereignis trug nur dazu bei, seine Lage zu verschlimmern.
    Er erkannte Arzyria, Gus Favoritin, im Bug des Fahrzeugs. Neben ihr kauerte ein schmächtiger Krane, den er erst nach einiger Überlegung zu identifizieren vermochte: Nikkam, der Organisator des Trauerzugs. Hinter den beiden war ein Gestell aufgebaut, auf dem ein regloser Körper ruhte, der Körper eines Tarts.
    Der Schweber näherte sich geräuschlos Herzog Gus Fahrzeug. Arzyria und Gu wechselten ein
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher