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Die Rose des Propheten 4 - Das Buch der Akhran

Die Rose des Propheten 4 - Das Buch der Akhran

Titel: Die Rose des Propheten 4 - Das Buch der Akhran
Autoren: Margaret Weis & Tracy Hickman
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Das Buch der
Unsterblichen
1
    »Armer Sond«, meinte Pukah mitfühlend, wie er durch den Äther flitzte, wobei er die Lampe des Dschinns fest in den Händen hielt. »Du wirst in ein finsteres Verlies gesperrt, in eine Stadt, die schon seit Jahrhunderten tot und begraben ist. An Händen und Füßen angekettet, mit Wasser, das dir auf den Schädel tropft, während Ratten an deinen Zehen nagen – sofern Ratten überhaupt an einem derart trostlosen Ort überleben können, was ich um deinetwillen, armer Sond, nicht hoffen will. Ich empfinde tiefes Mitgefühl für dich, mein Freund, das tue ich wirklich. Natürlich«, Pukah seufzte, »ist das nichts gegen die Qualen, die mir als Sklave dieses austernhirnigen Ungeheuers noch blühen. Sicher, ich werde wohl meistens kommen und gehen können, wie ich möchte. Und da Kaug kaum etwas anderes als Seetang im Kopf hat, werde ich, Pukah, höchstwahrscheinlich am Schluß der Herr sein, und er, Kaug, mein Sklave. Außerdem werde ich meinen wunderschönen Engel bei mir haben. Ach, Sond! Sie betet mich ja förmlich an!« Pukah seufzte wieder, diesmal allerdings in Verzückung. »Du hättest uns in meinem Korb erleben sollen, bevor das Tintenfischmaul zurückkehrte. Sie hatte mich schon aufs Bett gezogen und damit begonnen, mich mit ihren Flügeln zu befächeln. Immer und immer und immer wieder hat sie mich abgeküßt und… na ja… wir sind ja schließlich beide Männer von Welt, nicht wahr, armer Sond? Du wirst dir wohl schon denken können, was sie von mir wollte.
    ›Ach, meine Liebste‹, habe ich traurig gesagt, ›nur zu gern wäre ich dir hier und jetzt zu Diensten, aber das ist wirklich keine sonderlich romantische Umgebung. Dieses Schalentier, das sich Ifrit schimpft, kann jeden Augenblick zurückkehren. Und dann ist da noch mein armer Freund Sond, der sich in einer äußerst mißlichen Lage befindet, fuhr ich fort und suchte mich mannhaft aus ihrer Umarmung zu lösen.
    Aber sie wollte nicht aufhören – was sollte ich tun? Der Korb hat ja auch nur eine gewisse Größe, weißt du, und ich wollte nicht zuviel Lärm machen. Ich denke, ich werde Kaug mitteilen, daß ich heute abend unpäßlich bin. Soll er sich doch einen anderen suchen, der ihm seine Flunder kocht. Sobald ich herausgefunden habe, wo sich mein Täubchen mit den weißen Flügeln versteckt hält, werden wir genügend Muße haben, um zu Ende zu führen, was wir angefangen haben.«
    Pukah legte eine Atempause ein und spähte dabei durch die wirbelnden Nebel der unstofflichen Ebene.
    »Mist! Hier ist alles so zäh und klebrig. Ich kann ja nicht einmal die Hand vor Augen sehen! Ah, warte. Es klärt sich auf. Ja, da ist es. Ich glaube, mein armer Sond, wir sind angekommen.«
    Pukah stellte den Chirak auf den Boden und sah sich staunend um.
    »Das ist also Serinda? Wo die Unsterblichen sich aufhalten… als Gefangene?«
    Vor langer Zeit, es war schon so viele Jahrhunderte her, daß es sich nicht mehr lohnte, sich daran zu erinnern, als die große und ruhmreiche Stadt Khandar kaum mehr als ein bloßes Wasserloch für Kamele war, blühte eine wunderschöne andere Stadt namens Serinda.
    Nur wenige der heute Lebenden erinnerten sich noch an Serinda. Jene, die es taten, gehörten meist dem Gelehrtenstand an. Die Stadt war in den Karten des Kaisers eingezeichnet, und zahlreich waren die Abende, da die gelehrten Geister am Hof zu Khandar lange und hitzig über das Rätsel von Serinda disputierten – eine Stadt, die mitten in einer Wüste existierte und dort angeblich sogar gedieh.
    Kuo Shou-ching, ein Mann von größter Gelehrsamkeit, der aus dem fernen östlichen Landstrich von Simdari an den kaiserlichen Hof gekommen war, behauptete, daß die Pagrah-Wüste nicht immer eine Wüste gewesen sei. Tatsächlich wußte man in Simdari, daß der Vulkan Galos ungefähr zu jener Zeit ausgebrochen war, todbringende Asche ausspie, und die Lava – das heiße Herzblut der Welt – zum Strömen brachte.
    Der Ausbruch sei so stark gewesen, behauptete Kuo Shou-ching, daß eine schwarze Aschewolke über ein Jahr lang am Himmel hing und die Sonne verfinsterte, den Tag in Nacht verwandelte. In dieser Zeit starb die Stadt Serinda einen schrecklichen Tod, kamen ihre Bewohner im fauligen Odem des Vulkans um, wurden ihre Leiber und ihre Stadt unter Asche begraben. Galos rülpste noch jahrelang immer wieder einmal Feuer und Rauch und veränderte damit auf alle Zeiten das Antlitz des Landes von Sardish Jardan.
    Zu jenen, die Kuo Shou-chings
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