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Erbin des Gluecks

Erbin des Gluecks

Titel: Erbin des Gluecks
Autoren: Margaret Way
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PROLOG
    Es kam, als niemand damit gerechnet hatte – wie ein Blitz aus heiterem Himmel. Die Vorstandssitzung der bedeutenden Bergbaugesellschaft „Titan“ verlief spannungsvoller als sonst. Sir Francis Forsyth, Vorsitzender der Gesellschaft und Oberhaupt der reichsten Großgrundbesitzerfamilie des Landes, zeigte zunehmenden Ärger über einige Bedenken, die sein Sohn Charles, ein Mann mittleren Alters und einziger Erbe, zum Ausdruck brachte.
    Der auch mit siebzig immer noch auffallend attraktive Sir Francis kniff die blauen Augen zusammen und wandte sich in einem Ton an seinen unglücklichen Sohn, der die anderen Vorstandsmitglieder vor Entsetzen erschauern ließ, als würden sie Zeugen einer öffentlichen Hinrichtung. Charles mochte nicht übermäßig begabt sein, aber er wurde – da waren sich alle einig – von seinem übermächtigen Vater unnötig gequält. Der stechende Blick, mit dem Sir Francis schonungslos seine Verachtung ausdrückte, war ein deutliches Anzeichen dafür.
    „Wann begreifst du endlich, dass du hier zu einer unerträglichen Belastung wirst?“, herrschte er seinen Sohn an. „Etwas anderes bist du nicht. Für Probleme findest du nie eine Lösung. Nimm dir ein Beispiel an mir, und mach keine so verrückten Vorschläge. Als Geschäftsmann wirst du doch wohl wissen, dass es auf Profit ankommt … und darauf, dass unsere Aktionäre zufrieden sind. Du hörst jedoch nicht auf …“ Er verstummte abrupt, denn es meldete sich jemand zu Wort, um den kreidebleichen Charles zu verteidigen. Er hatte eine angenehme Stimme und wirkte absolut souverän.
    „Ja, Bryn?“ Sir Francis wandte sich gespielt geduldig an den Mann, der rechts neben ihm saß.
    Bryn Macallan war der hochbegabte Enkel seines verstorbenen Geschäftspartners Sir Theodore Macallan, des Mitbegründers von „Titan“. Alle Vorstandsmitglieder waren sich in ihrer Meinung über Bryn einig. Auch Sir Francis bewunderte ihn – und fürchtete ihn zugleich. Bryn Macallan hatte sich schon früh einen glänzenden Ruf erworben. Es steckte einfach in ihm. Mehr noch, er machte es für Sir Francis immer schwieriger, die alleinige Machtstellung zu behaupten, die er sich seit dem Tod seines Partners angemaßt hatte.
    Sir Theodore war vor einigen Jahren gestorben, und sein Enkel hatte es unverhohlen auf die Position des Topmanagers abgesehen, die er lieber früher als später eingenommen hätte. Dagegen konnte Sir Francis herzlich wenig tun. War das vielleicht die Strafe des Himmels?
    „Einige Vorschläge von Charles erscheinen mir recht plausibel“, antwortete Bryn, ohne sich durch die Haltung des Vorsitzenden im Geringsten beeindrucken zu lassen. „Wir haben eine Verpflichtung gegenüber unseren Arbeitern. Der Sicherheitsbericht über Mount Garnet liegt vor. Wir hatten genug Zeit, ihn zu lesen.“ Er sah alle der Reihe nach an, um sich Bestätigung zu holen. „Ich würde gern selbst einige Bedenken vorbringen und zugleich darauf hinweisen, dass einige Veränderungen absolut notwendig sind. Die ganze Nation blickt auf uns. Wir sollten uns der großen Verantwortung voll bewusst sein.“
    „Hört, hört!“ Einige Mitglieder spendeten lebhaften Beifall. Es waren die wichtigsten und einflussreichsten, was niemandem entging.
    Bryn Macallan genoss mit Anfang dreißig bereits große Achtung. Sein Aussehen, seine Sprache und sein brillanter Verstand erinnerten alle nur zu gut an seinen verstorbenen, tief betrauerten Großvater. Bryn war der kommende Mann. Er ließ den armen Charles und jeden anderen, der vielleicht für die Spitzenposition infrage gekommen wäre, weit hinter sich. Die Aura, die ihn umgab, war einmalig.
    Das spürte Sir Francis mehr als jeder andere. „Wir sind uns dieser Verantwortung bewusst“, sagte er gelassen, denn er ging davon aus, dass Bryns Empfehlungen praktikabler und für „Titan“ günstiger sein würden. „Deine Tipps sind von großem Interesse für uns, das gilt allerdings nicht für Charles’ dummes Geschwätz. Man könnte meinen, er hätte einen Schuldkomplex.“
    Charles saß wie gelähmt da. „Warum tust du mir das an, Dad?“, fragte er im Ton eines gekränkten Kindes. „Ich höre nie ein ermutigendes Wort von dir.“
    Sir Francis zeigte so wütend mit dem Finger auf ihn, dass alle Anwesenden zusammenzuckten. „Du brauchst keine Ermutigung“, wies er ihn scharf zurecht. „Warum siehst du nicht endlich ein …“ Er unterbrach sich, um Luft zu holen, und bekam einen heftigen Hustenanfall.
    Bryn reagierte
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