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0974 - What happens in Las Vegas...

0974 - What happens in Las Vegas...

Titel: 0974 - What happens in Las Vegas...
Autoren: Anika Klüver und Simon Borner
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Festival ernannte Ereignis in die Wüste Nevadas ausgelagert wurde, wo es niemanden gab, den es stören konnte. Seitdem entsteht dort alle Jahre wieder Black Rock City aus dem Nichts, der vielleicht gigantischste Campingplatz der Welt - komplett mit Straßen und allem. Die Wüstenstadt ist im Halbkreis um ihren wichtigsten Bürger angeordnet: den Burning Man. Aus der Holzpuppe von einst ist inzwischen ein echter Riese geworden, denn so wie das Festival wuchs, wuchs auch der Burning Man. Im vergangenen Jahr maß das Ding gute siebenunddreißig Meter Höhe, dieses Mal soil’s noch größer sein.«
    Callum sah Steph in die bekifft-glasigen Augen. Dann prusteten beide los.
    »Habchdir doch gsagt, dass der Freak ds alles draufhat, ey«, nuschelte Callum nahezu ekstatisch vor Begeisterung. »Ds sinn diese Eierköppe. Denen brauchse nurn Stichwort zu gebn, unn schon spuln die dirn komplettes Scheißreferat runter!« Er grinste Leonard so breit an, dass die nikotingelben Zähne in seinem bärtigen Gesicht zum Vorschein kamen. »Saugeil, Alter. Echt.«
    Steph, die gerade an ihrem gemeinsamen Joint gezogen hatte, atmete aus und blies Leonard den süßlich riechenden Rauch direkt ins Gesicht. Ihre großen, fragenden Augen waren so falsch wie die vermeintliche Ehrfurcht in ihrer Stimme. »Sag mal, hast du eigentlich auch so ne… so ne… wie heißt der?… so ne Captain-Smirk-Uniform?«
    Leonard seufzte innerlich und hustete. Nein, er hatte keine Kirk-Uniform, aber selbstverständlich war er ein Star Trek- Fan. Nur: Wenn er das jetzt zugab, hielten die beiden Spinner auf der Rückbank ihn erst recht für den letzten Obernerd.
    Tun sie das nicht ohnehin?
    »Warum willst du eigentlich hier dabei sein, Kleiner?«, wollte Steph nun wissen. »Ich meine, so ein Typ wie du… Auf dem Burning Man? Wärst du nicht lieber daheim in deinem Zimmer bei deinen Comics und den Gedanken an deinen ersten Sex - in etwa dreißig Jahren?«
    Na super, dachte Leonard, jetzt auch noch Jungfräulichkeit-Witze. Auf dieser Tour blieb ihm wohl kein einziges Klischee erspart.
    Callum grölte vor Vergnügen. »Der will gar nich mit«, presste er zwischen zwei Lachschüben hervor, »Der muss! Weil sein Dad… weil sein Dad Cassie nur gehn lassn wollt, wenn er mitkommt. Kannse dir das vorstelln? Der - als Anstandswauwau?« Der Gedanke daran, dass ausgerechnet ein Nerd die Ehre von Alan Derringers einziger und auf dem Schlampentrip befindlicher Tochter beschützen sollte, brachte den Pothead Callum dermaßen zum Wiehern, dass ihm schon Tränen über die sonnengebräunten Wangen liefen.
    Es kostete Leonard Mühe, ihn zu ignorieren.
    Zwei weitere qualvolle Stunden später waren sie da. Mitten im Nirgendwo. Black Rock City wuselte nur so vor Leben. Es war ein Areal, wie es bizarrer nicht sein konnte. Der Vergleich mit dem größten Campingplatz der Welt kam hin, nur dass hier ausschließlich die Spinner, Freaks und Selbstdarsteller ihre Zelte aufzuschlagen schienen. Wohin Leonard auch blickte, als er aus dem Wagen stieg und sich die steif gewordenen Beine vertrat, sah er Menschen in extremsten Formen. Manche waren von Kopf bis Fuß in Body-Paintings gehüllt oder von Tätowierungen übersät, andere trugen ihre alternative Lebensweise so vehement zur Schau, dass es fast schon zwanghaft anmutete. Ökos, Deadheads, Teenies auf fehlgeleitetem Selbstfindungstrip, Woodstock-Veteranen, die geistig nie wieder richtig nach Hause gekommen waren, Linksradikale, Hardcore-Pazifisten… Gestalten aller Couleur und Orientierung wimmelten zwischen den nicht minder exzentrischen Wohnwagen, Zelten und anderen provisorischen Behausungen umher, manche mehr, manche weniger und manche gar nicht bekleidet. Dem schlechten Geschmack waren in Black Rock keine Grenzen gesetzt, denn hier fiel auch das Hässliche und Bescheuerte unter den Oberbegriff »Persönliche Freiheit«. Und allein sie zählte für die nächsten Tage.
    »Hey, Eierkopf«, rief Steve vom Wagen her, wo Callum und Marc begonnen hatten, die Vorzelte um den Bus zu gruppieren.
    Leonard wandte sich um - gerade rechtzeitig, um zu sehen, wie der sturzbetrunkene Surfertyp, der sie hierhergebracht hatte, seine Hose zu Boden sinken ließ und einer vorbeiflanierenden Body-Painting-Schönheit voller Stolz sein Gemächt präsentierte.
    »Was sagste, Leo?«, rief er dabei Leonard zu. »Machen wir zwei Oberchecker jetzt hier die Bräute klar, oder wie?«
    Die Schönheit eilte von dannen - entsetzt, aber auch amüsiert. Und Callum,
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