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0974 - What happens in Las Vegas...

0974 - What happens in Las Vegas...

Titel: 0974 - What happens in Las Vegas...
Autoren: Anika Klüver und Simon Borner
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»Las Vegas zeichnet sich durch ihr Nichtssein aus. Was immer an negativen Beschreibungen über Städte existiert, trifft auch auf diese zu, und doch lässt ihr Mangel an Beständigkeit mitunter an ihrer Existenz zweifeln. Ja, sie ist Niemandsland, leere Fläche, Geisterstadt, urbanes Scheinbild, Nirgendwo-City usw. Für uns ist sie aber stets Zeropolis, die Nicht-Stadt, die doch die allererste Stadt ist - genau wie Zero, Null, die erste Nummer ist. Las Vegas ist das Nichts, das zählt. Das Nichtssein des Neons.«
    - Bruce Begout
     
    Kapitel 1: Jackpot
    Las Vegas
    So hatte ich mir meine Hochzeitsnacht eigentlich nicht vorgestellt.
    Brad Kowalski saß an der Bar des Indian Spirit Casinos in Las Vegas und nippte mürrisch an seinem Drink. Für gewöhnlich mochte er Jack Daniel’s , doch an diesem Abend schmeckte er irgendwie schal. Ein Kellner kam vorbei und warf ihm einen fragenden Blick zu, doch Brad schüttelte den Kopf, woraufhin der Mann diskret wieder verschwand.
    Mit dem Glas in der Hand drehte sich Brad auf dem Barhocker um und sah am Black-Jack-Tisch vorbei in Richtung der Spielautomaten, die schräg gegenüber von ihm aufgestellt waren. Bunte Reihen flackernder Lichter machten den Anblick langfristig zu einer Tortur, doch weder die Wände mit der grellen Tapete noch der wild gemusterte Teppich boten eine annehmbare Alternative. Hinzu kam, dass das ganze Casino mit Spiegeln ausgestattet war, in denen sich die grelle Einrichtung vervielfachte. Selbst die Decke war teilweise mit Spiegeln versehen, und wenn man zu lange hinaufsah, verlor man schnell die Orientierung.
    Irgendwie passte es jedoch zu dieser falschen, künstlichen Welt, fand Brad. Niemand war echt, alle waren nur Spiegelbilder ihrer wahren Ichs. Erst wenn sie Vegas verließen, wurden sie wieder zu dem, was sie vorher waren. Brave, unbescholtene Bürger mit langweiligen Jobs, die nur für kurze Zeit dem inneren Verlangen ihres Spiegelbilds nachgegeben hatten, von dem die Welt da draußen nie erfahren würde.
    Fast alle Automaten waren besetzt, und das regelmäßige Klingeln der stoppenden Rädchen hallte in Brads Ohren wider. Als ob man dabei wirklich Gewinn machen könnte, dachte er. Nun, Janet schien jedenfalls davon überzeugt zu sein, denn sie fütterte den Automaten jetzt schon seit Stunden unermüdlich mit Münzen.
    Janet. Mrs. Janet Kowalski. Brad musste trotz seiner schlechten Laune unwillkürlich schmunzeln. Es klang immer noch ein wenig ungewohnt. Allerdings waren sie ja auch erst seit Kurzem verheiratet. Seit wenigen Stunden, um genau zu sein. Gleich nachdem sie der Pastor in der Graceland Wedding Chapel getraut hatte, waren sie zum Hotel zurückgefahren. Brad konnte es gar nicht erwarten, aufs Zimmer zu kommen, aber Janet wollte sich noch ein wenig im hauseigenen Casino amüsieren. Er hatte versucht, es ihr auszureden, indem er argumentierte, dass sie ohnehin nichts gewinnen würde. »Darum geht es doch gar nicht, Brad«, war ihre Antwort gewesen. »Außerdem habe ich ein wirklich gutes Gefühl. Heute könnte sich für mich als doppelter Glückstag erweisen. Du weißt schon, Glück in der Liebe und Glück im Spiel.« Und damit war sie in ihrem Brautkleid in Richtung der einarmigen Banditen verschwunden.
    Brad hätte ihr diesen Wunsch niemals abschlagen können, und abgesehen davon war es seine Idee gewesen, in Vegas zu heiraten, aber langsam verlor er wirklich die Geduld. Wofür bezahlte er schließlich das teure Zimmer, in dem der bestellte Champagner mittlerweile vermutlich schon warm geworden war? Er liebte Janet und wollte ihr nur das Beste bieten, und sie ließ ihn einfach links liegen, um wie eine Blöde am Hebel einer Maschine zu ziehen. Wütend nahm er einen Schluck von seinem Jack Daniel’s. Wenn es nach mir ginge, würde sie jetzt an mir herumspielen. Da hätten wir beide mehr von.
    Ein Schrei riss ihn aus seinen Gedanken, und er blickte erschrocken auf. Schnell lokalisierte er die Quelle des Aufruhrs. Eine ältere Frau an einem der Automaten hatte einen Gewinn gemacht. Es war an diesem Abend nicht ihr erster, und sie hatte bisher jeden noch so kleinen Betrag, der aus dem Automaten fiel, mit hysterischem Gekreische bejubelt. Über beide Ohren grinsend nahm die alte Schachtel die Glückwünsche der Umstehenden entgegen und grabschte dann mit ihren knochigen dürren Fingern nach den Münzen, um sie gleich wieder in den Automaten zu werfen.
    Brad musterte sie für einen Moment. Sie schien um die siebzig zu sein und trug ein
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