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0974 - What happens in Las Vegas...

0974 - What happens in Las Vegas...

Titel: 0974 - What happens in Las Vegas...
Autoren: Anika Klüver und Simon Borner
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Berggipfel und Mafiosigerippe verstanden.
    Einzig die Menschen hörten nicht auf den Wind. Denn als die Sonne des neuen Tages über der Black-Rock-Wüste aufging, saßen sie bereits in ihren Wagen und hielten auf den hölzernen Leviathan zu. Den Burning Man, der auf sie wartete.
    ***
    Als die Hand unter ihren Bikini glitt und anfing, mit ihrer Brust zu spielen, schloss Leonard die Augen und wünschte sich ganz weit weg. Eigentlich tat er das schon, seit diese Fahrt in den Wahnsinn vor knapp fünfzehn Stunden begonnen hatte, doch bislang hatte alles Wünschen nichts genützt.
    Steve, der Fahrer des nahezu schrottreifen VW-Busses, welcher für die kommende Woche ihre Zentrale sein sollte, grölte zufrieden. Er hatte seit ihrem Aufbruch aus Cheyenne, Wyoming, im Alleingang acht Dosen Bier und eine halbe Flasche Jack Daniel’s vernichtet, war aber nach wie vor unbestrittener Alleinherrscher über das Lenkrad und somit ihrer aller Gesundheit. Niemand hier stellte das infrage, denn mit Ausnahme zweier Personen waren alle anderen nicht minder hackedicht und längst über das Stadium hinaus, in dem es sie noch gestört hätte.
    Die eine dieser Ausnahmen war Leonard selbst. Seine letzten drei Protestversuche waren aber mit Spott und Kopfnüssen quittiert worden, also hielt er nun den Mund und stellte sein iPad lauter, auf dem der »Game of Thrones«-Soundtrack sich redlich bemühte, ihn vor der Realität fliehen zu lassen.
    Die zweite Ausnahme hieß Cassie. Und ihr Gesichtsausdruck machte mehr als deutlich, dass nicht einmal die Aussicht auf einen grauenvollen Unfalltod sie davon abbringen konnte, sich endlich von jemandem relevant betatschen zu lassen. Auch wenn dieser jemand Marc Stepkow war.
    Leonard erkannte seine ein Jahr ältere Schwester kaum wieder. Und er verstand sie nicht. Zum einen war Stepkow die wohl größte Null unter der Sonne - ein Quarterback, der zwar auf dem Platz punktete, aber ohne den Leistungsbonus seiner sportlichen Meriten in so ziemlich jedem Fach ihrer gemeinsamen High School durchfallen würde -, und zum anderen hatte Cassie eigentlich weit mehr Grips im Schädel, als dass sie so ein Hohlbrot auch nur in Gedanken an sich rangelassen hätte.
    Eigentlich.
    Hier aber, auf der lang geplanten und wider alle Hindernisse tatsächlich zustande gekommenen Mission Burning Man, schien sie ihren Verstand abgeschaltet zu haben. So erpicht war sie darauf, endlich sexuell zu punkten und mit ihren prahlerischen Freundinnen gleichzuziehen - allesamt Arschgeweih-White-Trash-Dummchen, denen Leonard kein Wort glaubte -, dass sie sogar in Kauf nahm, zumindest das offenbar dazugehörige Vorgeplänkel in Gegenwart ihres eigenen Bruders abzuarbeiten. Denn eins war klar: Was auch immer Cassie da vorn auf dem Beifahrersitz abzog, war Arbeit. Mit Leidenschaft hatte das nichts zu tun.
    Leonards Fantasy-Soundtrack ging gerade in ein donnerndes Crescendo über, als plötzlich jemand an seinem linken Ohrstecker zog.
    »Ey, Eierkopf«, nuschelte unmittelbar darauf Callum in seinen Gehörgang, der ihn optisch immer an den kürzlich verstorbenen Ryan Dunn in Ungepflegt erinnerte. »Steph würd gern nochma hörn, wassde übern Burning Man erzähls. Kannste?«
    Callum Ward und seine Freundin Steph Myers waren die Letzten in ihrer sechsköpfigen East-Cheyenne-High-Reisegruppe. Zwei rasta-belockte und batik-beshirtete Hippies aus Leidenschaft, die sich nie gesucht und trotzdem gefunden hatten. Sie würden auch in fünfzig Jahren noch zusammen sein, denn sie waren meist viel zu breit, um zu merken, wie unerträglich sie schon in Einzelpersondosierung waren.
    Leonard schaltete »Game of Thrones« aus und wandte sich zu ihnen um. Die beiden fläzten sich auf der hintersten Sitzreihe des Kleinbusses, direkt vor den Kühlboxen und Konservenkartons. Von dort aus verpesteten sie seit Stunden die Luft mit ihrem Gras und lachten über Leonard, wann immer er röchelnd den Kopf aus dem Fenster steckte.
    »Die Sache fing 1986 an«, begann Leonard nun, denn er hatte gelernt, dass er diese Tortur nur durch Geduld überstand. »Irgendwelche Typen in San Francisco bauten einen Holzmann und verbrannten ihn am Strand, klar? Dadurch wollten sie den Sommer feiern und sich irgendwie selbst ausdrücken. Na ja, die Sache wurde zur Tradition. Jahr für Jahr wiederholten sie sie, und Jahr für Jahr kamen mehr Leute dazu. Erst Kumpels, schließlich völlig Fremde. Durch Mundpropaganda. Eines Jahres war die Meute so groß geworden, dass das inzwischen zum
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