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Kennedy-Syndrom - Klausner, U: Kennedy-Syndrom

Kennedy-Syndrom - Klausner, U: Kennedy-Syndrom

Titel: Kennedy-Syndrom - Klausner, U: Kennedy-Syndrom
Autoren: Uwe Klausner
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1
    Ciénaga de Zapata 2 | kurz vor Sonnenuntergang
     
    Seit heute, seinem letzten Tag in Freiheit, hatte der Verrat einen Namen.
    Und der lautete John Fitzgerald Kennedy.
    »Zur Hölle mit dir, Hurensohn.« Rasend vor Wut, packte der drahtige Endzwanziger sein Funkgerät und schleuderte es in hohem Bogen ins Gestrüpp. Er war am Ende. Ausgelaugt. Fertig.
    Und wütend. Wütend wie nie zuvor.
    Dafür würde dieser Bastard bezahlen. Sobald sich ihm eine Gelegenheit bot. Und diese Scheißkerle von der CIA, denen er all das hier zu verdanken hatte, mit dazu.
    So wahr er José Pérez San Román genannt wurde.
    Der dunkelhaarige, mit olivfarbenem Tarnanzug und Armeestiefeln bekleidete Exil-Kubaner schulterte seinen Rucksack, packte seinen Karabiner und setzte seinen Weg durch die schier endlosen Sümpfe fort. Die Mangroven warfen lange Schatten, der Morast, durch den er watete, roch nach Fäulnis und Verwesung. Am schlimmsten aber waren die Stechmücken, die seit einer Woche seine ständigen Begleiter waren. Maßlos erbost, stieß der ehemalige Elitesoldat einen Fluch nach dem anderen aus. Castro stürzen – von wegen. Da hatten sich diese Schlauberger in Washington verrechnet. Und zwar gründlich. Nur keine Panik, Muchachos, hatten die Yankees geprahlt, von denen er und circa 1.200 weitere Kameraden der Brigade 2506 in einem Camp in Guatemala monatelang auf den Tag X hin gedrillt worden waren. Immer mit der Ruhe. Wenn die Sache in die Hose geht, hauen wir euch raus. Pepe San Román, Sohn eines kubanischen Generals, hochdekorierter Absolvent der Militärakademie und strammer Antikommunist, lud seinen Karabiner durch und lachte verächtlich auf. Raushauen, so nannte man das also. Luftunterstützung durch amerikanische Jets. Auf höchsten Befehl sozusagen. Damit bei der Landeoperation in der Schweinebucht nur ja nichts schiefgehen würde.
    Denkste.
    Schiefgegangen war vor gut einer Woche nämlich so ziemlich alles. Völlig überraschend und wesentlich schneller als geplant waren Castros Milizen zur Stelle gewesen. So früh, dass seine Männer geglaubt hatten, hier ginge es nicht mit rechten Dingen zu. Nur mit Mühe und unter großen Verlusten war es schließlich gelungen, die Landungsboote zu entladen, nicht nur Pepe hatte sich gefragt, woher all die kubanischen Kampfflugzeuge so plötzlich kamen. Wie aus dem Nichts, eine B-26 nach der anderen. Und dann auch noch eine T-33. Kein Wunder, dass die Brigade 2506 so gut wie chancenlos gewesen war. Spätestens dann, als eines der Transportschiffe versenkt und 30.000 Liter Flugbenzin in die Luft geflogen waren. Munition in Hülle und Fülle, Verpflegung für zehn Tage, Medikamente und jede Menge technischer Krimskrams. Auf dem Boden der Karibik, begafft von den Haifischen, die über seine im Meer treibenden Kameraden hergefallen waren. Deutlicher hätte sich die bevorstehende Niederlage und der Sieg dieser Kommunistenschweine nicht abzeichnen können. Eine Demütigung, für die der ehemalige Anführer der Brigade 2506 bereits einen Schuldigen gefunden hatte.
    Und der hieß John Fitzgerald Kennedy.
    Doch so schnell würde er, José Pérez San Román, nicht aufgeben. Dafür steckte nämlich noch zu viel Widerstandskraft in ihm. In den vergangenen sechs Tagen, seit er und ein paar versprengte Kameraden in die Sümpfe geflüchtet waren, hatten sie die reine Hölle erlebt, vor lauter Hunger das rohe Fleisch von Schlangen, Eidechsen und sogar Krokodilen hinuntergewürgt. Es waren die schlimmsten Tage ihres Lebens gewesen, manche von ihnen waren so durstig, dass sie Reptilienblut und den eigenen Urin getrunken hatten. Übrig geblieben war allein Pepe, dank seines Instinkts, seiner Zähigkeit und der Gabe, jede noch so widrige Situation zu meistern.
    Und dank des Hasses, der ihm am Leben erhielt.
    Die Yankees, allen voran ihr ach so populärer Präsident, würden dafür bezahlen. Darauf, und nur darauf, kam es an. San Román biss die Zähne zusammen, schulterte seinen Karabiner und griff zur Machete, um sich einen Weg durch das Dickicht aus Schlingpflanzen, messerscharfem Schilf und scheinbar undurchdringlichem Mangrovengeäst zu bahnen. Dabei fluchte er was das Zeug hielt. Luftunterstützung – denkste. Ein halbes Dutzend anstatt der versprochenen 15 B-26-Bomber. Castros Piloten hatten leichtes Spiel gehabt, mithilfe von russischen T-34 Panzern, Flugabwehrgeschützen und Mörsern regelrecht Hackfleisch aus seinen Männern gemacht. Und weshalb? Weil diese Dilettanten von der CIA sie
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