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Kennedy-Syndrom - Klausner, U: Kennedy-Syndrom

Kennedy-Syndrom - Klausner, U: Kennedy-Syndrom

Titel: Kennedy-Syndrom - Klausner, U: Kennedy-Syndrom
Autoren: Uwe Klausner
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Gürtel und brach in schallendes Gelächter aus. »Schlechter Verlierer, was?«
    »Wird sich zeigen, wer hier am längeren Hebel sitzt.«
    »Stimmt, comandante«, wieherte der Fettwanst amüsiert. »Und deshalb Hände hoch, aber ein bisschen plötzlich! So leid es mir tut, aber ich sehe mich gezwungen, Sie mit nach Havanna zu nehmen. Zu einem Gespräch unter Freunden. Wie Sie sich sicher vorstellen können, gibt es da ein paar Herren, die sich brennend dafür interessieren, wer genau hinter dem Fiasko in der Schweinebucht steckt.« Der Anführer der Milizionäre spie aus, steckte sich eine Zigarre an und lästerte: »Pech gehabt, San Román. Mit den Gringos sollte man sich eben nicht einlassen. Als Mann von Welt hätten Sie das eigentlich wissen müssen.«
    Geraume Zeit später, während er mit hoch erhobenen Händen ans Ufer watete, stieß San Román ein gallenbitteres Lachen aus. Er hätte es wissen müssen, in der Tat. Auf die Yankees konnte man sich nicht verlassen.
    Insbesondere nicht auf einen Verräter, dessen Name John F. Kennedy war.
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
    ›Die Landung am 17. April in der Playa Girón, der Schweinebucht, endete innerhalb von nur vier Tagen mit einem Fiasko der Invasoren und einem glänzenden Sieg Castros. Für den neuen Präsidenten bedeutete das eine blamable Niederlage. Er zog daraus die Lehre, den etablierten Institutionen CIA und Pentagon sowie deren angeblicher Unfehlbarkeit zu misstrauen.‹
     
    (Aus: Karl Drechsler: Gegenspieler: John F. Kennedy und Nikita Chruschtschow, Frankfurt am Main 1999, S. 126)

EINS
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
    »Ich spüre in meinen Knochen, dass Präsident Kennedy nicht wirklich Führungskraft aufbringen wird. In der amerikanischen Presse und Öffentlichkeit macht sich offenbar der gleiche Eindruck breit.« (Time, 30. Juni 1961)
     
    Harold Macmillan (1894   –   1986), britischer Premierminister von 1957   –   1963
     
     
    »Gentlemen, Sie müssen sich darauf einstellen. Die Nation ist ohne Führung.«
     
    Dean Acheson (1893   –   1971), amerikanischer Außenminister von 1949   –   1953

ZAPATA
     
     
     
    Washington D. C.
     
    (am gleichen Abend)
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     

2
    Washington D. C., 2430 E- Street N. W.
    | 20.38 h Washingtoner Zeit
     
    Die Maske, hinter der Allen Welsh Dulles seine wahre Identität verbarg, war nicht leicht zu durchschauen. Wer ihn zum ersten Mal sah, hielt ihn für alles Mögliche, nur nicht für den Leiter der CIA. Dulles war bereits 68 Jahre alt, hatte eisgraues Haar, einen sorgsam zurechtgestutzten Schnurrbart und eine Vorliebe für Tweedjacken. Er wirkte wie die personifizierte Seriosität, genau so, wie man sich einen Harvardprofessor, Friedensrichter im fortgeschrittenen Alter oder schrulligen Notar vorstellte, nicht aber den Mann, bei dem die Fäden des teuersten und verzweigtesten Spionagenetzes der Welt zusammenliefen. Ein wahrer Meister seines Fachs, verstand der Akademiker aus Watertown sein Handwerk wie kaum ein anderer und weitaus besser als mancher Politiker, der glaubte, ihm ungefragt auf die Finger sehen zu müssen. Er hatte es sich zur Gewohnheit gemacht, immer auf den richtigen Moment zu warten, vermied es, sich in die Karten schauen zu lassen und legte eine Gerissenheit an den Tag, vor der nicht einmal der Präsident sicher war.
    Dulles hatte jede Menge Erfahrung gesammelt, zum Beispiel als Anwalt einer renommierten Kanzlei, Vertreter des US-Geheimdienstes in der Schweiz und Leiter streng geheimer Operationen im sowjetischen Machtbereich. Die Ernennung zum Direktor der CIA war im Jahre 1953 erfolgt, in einem Alter, wo viele seiner Mitarbeiter bereits ans Aufhören dachten. Böse Zungen, an denen es in Washington nicht mangelte, stellten die Behauptung auf, der Jurist mit der randlosen Brille und dem markanten Kinn habe seine Ernennung durch Präsident Eisenhower weniger seinen Fähigkeiten als seinem Bruder, dem amtierenden US-Außenminister, zu verdanken gehabt, doch es dauerte nicht lange, bis Dulles sie zum Verstummen brachte.
    »Herein.« Auf ein Klopfen hin, das ihn abrupt aus seinen Gedanken riss, verließ Dulles den Platz am Fenster seines Büros, einem Eckzimmer mit Blick auf den Potomac, machte einen Bogen um das hinter seinem Schreibtisch
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