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0974 - What happens in Las Vegas...

0974 - What happens in Las Vegas...

Titel: 0974 - What happens in Las Vegas...
Autoren: Anika Klüver und Simon Borner
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Kleid, das mit schrillen pinkfarbenen Flamingos bedruckt war und damit zu ihren klauenartigen pink lackierten Nägeln passte. Auf ihrer Nase saß eine überdimensionale Brille, die an den Seiten spitz nach oben zulief, was ihr einen diabolischen Touch verlieh. Ihr dauergewelltes Haar war in einem blassen Lilaton gefärbt, der es eher nach einem missglückten Experiment als nach einer Frisur aussehen ließ. An den Ohren und um den Hals trug sie riesige Klunker, die ihren gebrechlichen Körper mit ihrem Gewicht nach unten zu ziehen schienen.
    Brad lief ein Schauer über den Rücken. Er wandte sich schnell ab und sah zu Janet, die seinen Blick bemerkte und ihm kurz zuwinkte, bevor sie eine neue Münze in den Automaten warf und den Hebel zog. Sie bot wirklich einen tollen Anblick, besonders im Vergleich zu der alten Schrulle. Ihre dunkelbraunen Locken umrahmten ihr zartes, freundliches Gesicht mit den großen Rehaugen. Es waren diese Augen gewesen, in die er sich vor zwei Jahren verliebt hatte. Nun verließ sein Blick ihr Gesicht und glitt weiter über ihren Körper. Ihr weißes eng anliegendes Brautkleid schmiegte sich an ihre grazilen Kurven und ließ sie wie eine Göttin strahlen. Und Brad wollte nichts lieber tun, als ihr dieses Kleid endlich vom Leib zu reißen und mit ihr die nächsten vierundzwanzig Stunden in dem verdammten Hotelzimmer zu verbringen, wo er sie…
    »Jaaaa! Ahahaha!«
    Brad zuckte zusammen. Die alte Vettel hatte schon wieder gewonnen und kreischte wie am Spieß durchs ganze Casino. Janet fiel in den Chor der Gratulanten mit ein, und plötzlich überkam Brad ein beunruhigender Gedanke. Sah so seine Zukunft als verheirateter Mann aus? Sicher, Janet war jung und wunderschön, aber irgendwann würde sie alt werden, und wer konnte schon sagen, was dann war? Vielleicht würde sie genau wie die alte Schreckschraube am Automaten sein, und er müsste sich dieses unerträgliche Gekreische dann den ganzen Tag über anhören. Vermutlich würde sie ihn herumscheuchen und all sein hart verdientes Geld in Casinos ausgeben. Er würde überhaupt nichts mehr zu sagen haben, sondern allein zu Hause sitzen und vor sich hin vegetieren, bis er schließlich tot umfiel. Dann würde Janet kommen und sein mickriges Erbe einheimsen, um auch das noch zu verspielen. Hatte er einen Fehler gemacht? War die Sache mit der Hochzeit vielleicht eine überstützte Entscheidung gewesen?
    Er liebte Janet mehr als alles andere auf der Welt, aber war er tatsächlich bereit dazu, den Rest seines Lebens mit ihr zu verbringen? Er hatte nie wirklich darüber nachgedacht. Bittere Erkenntnis gesellte sich zu seiner Frustration über den unbefriedigenden Verlauf des Abends. Womöglich war das hier der Anfang vom Ende. Vielleicht hätten sie noch warten oder sogar niemals heiraten sollen. Dann säße er jetzt auch nicht allein an dieser verdammten Bar, sondern wäre mit Janet in seinem Schlafzimmer in seinem Apartment in Minneapolis und würde das tun, was man in seiner Hochzeitsnacht eigentlich tun sollte.
    Ein weiterer Schrei der alten Frau veranlasste Brad dazu, sich entnervt abzuwenden. Er drehte sich wieder zur Bar um und winkte den Kellner heran, um sich nachschenken zu lassen. Ihm blieb kaum etwas anderes übrig. Frustriert starrte er auf die dunkle glänzend lackierte Holzvertäfelung der Bar. Die Maserung verschwamm vor seinen Augen, und er schüttelte heftig den Kopf. Wenn er zu Janet gehen und sie auffordern würde, mit ihm aufs Zimmer zu kommen, würde das vermutlich im Streit enden. Ihrem ersten Ehestreit, wurde ihm mit einem Schaudern bewusst. Vielleicht sollte er einfach allein aufs Zimmer gehen und die Flasche Champagner leeren. Immerhin war sie bereits bezahlt, und wenn seine Frau ihr Geld weiter so verschleuderte, würden sie sich so etwas Teures bald nicht mehr leisten können.
    Das Klimpern einiger Münzen warnte Brad, dass die alte Frau vermutlich wieder einmal ein paar Dollar gewonnen hatte, und er bereitete sich mental auf das unvermeidliche Gekreische vor. Aber der befürchtete Laut blieb aus.
    Vielleicht ist sie ja endlich tot umgefallen, dachte er gehässig.
    Doch dann fiel ihm auf, dass es hinter ihm seltsam still geworden war. Die Geräusche der Automaten erklangen zwar weiterhin, aber das allgegenwärtige Gemurmel und Gelächter der Casinobesucher war verstummt. Mit einem mulmigen Gefühl im Bauch drehte sich Brad langsam um. Janet saß immer noch am Automaten und betätigte den Hebel. Nichts schien sich verändert
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