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081 - Der goldene Hades

081 - Der goldene Hades

Titel: 081 - Der goldene Hades
Autoren: Edgar Wallace
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Menschen von feurigen Pferden zum Ende der Erde getragen werden . . .«
    »Ja, der Philadelphia-Bahnhof stimmt mehr oder weniger mit dieser Beschreibung überein, und ich weiß, daß dort Geld zurückgelassen werden mußte. Welches Wunder sollte denn dieses Geld vollbringen?«
    Er sah sie seltsam an, als ob er sie nicht mehr für ganz normal hielte.
    »Es sollte in die Hände eines Menschen gelangen, der es sehr nötig hatte«, erwiderte er kurz. »Bitte, mische dich nicht in diese Dinge ein, Jose!«
    »Und doch ist es in meine Hände gekommen! Dabei brauche ich es gar nicht notwendig - wenigstens im Moment nicht.«
    »In deine Hände?« Bestürzt schaute er sie an.
    »Ja - ich beobachtete deinen Boten, und ich nahm das Päckchen von dem Mann, dem es übergeben wurde.«
    »Aber - aber - ich verstehe nicht. . .«
    »Es fiel in meine Hände, und bis jetzt bin ich mit dem Leben davongekommen. Da - schau!« Sie ging zum Büfett und öffnete ein Kästchen, das sie schon vorher aus ihrem Zimmer heruntergebracht hatte. Das Bündel Banknoten, das sie daraus hervorzog, legte sie vor ihn auf den Tisch. »Glaubst du, daß die Götter auch Fehler machen können? Ich hätte die Scheine doch nicht erhalten, wenn sie nicht für mich bestimmt gewesen wären?« Er ärgerte sich über ihren ironischen Ton.
    »Warum hast du das Geld genommen?« fuhr er sie an.
    »Ich habe zwar nur eines der Päckchen ergattern können, aber vielleicht hat mein Dazwischentreten dem Mann, für den das Geld bestimmt war, das Leben gerettet.«
    »Das Leben-?«
    »Ja - das Leben gerettet«, wiederholte sie mit Nachdruck. George Bertram sah sie verwirrt an. Seine Bestürzung war so groß, daß er darüber sogar seinen Ärger vergaß.
    »Willst du mir das bitte näher erklären, Jose?«
    »Vater, ich möchte nicht vorlaut sein, aber man sagt, daß die Menschen, die die Götter lieben, jung sterben. Sicher ist jedenfalls, daß sie schnell sterben - hast du einmal vom Higgins-Mord gehört?«
    Er runzelte die Stirn.
    »Ja, ich erinnere mich an den Fall. Aber was hat das mit dieser Sache zu tun?«
    »Ich will dir den Zusammenhang erklären. Die Frau wurde ermordet, weil sich gewisse Leute das Geld verschaffen wollten, das deiner Meinung nach den Armen zugute kommen sollte.«
    »Unmöglich!« rief er atemlos. »Ich . . .«
    »Ein Detektiv, der ein anderes Bündel deiner Banknoten erhielt, wurde halbtot geschlagen und beraubt. Das Geld, das du unter dem Einfluß Professor Cavans ausgibst, zieht eine Spur gemeiner Verbrechen nach sich - Mord, Mißhandlung, Entführung, Diebstahl, und das alles im Namen der Götter!«
    Er sprang auf.
    »Ich glaube kein Wort davon!« schrie er hitzig. »Du kannst meinen Glauben nicht erschüttern, Jose! Diese Dinge gehen über dein Verständnis hinaus.«
    »Ich habe . . .«
    »Kein Wort mehr! Ich sagte dir doch, du wirst meinen Glauben nicht erschüttern!«
    Mit diesen Worten verließ er das Zimmer.

26
    Jose war ihrem Vater langsam gefolgt, aber als sie in die Halle kam, war er bereits verschwunden. Sie ging wieder in ihr Zimmer hinauf, verschloß die Tür und zog ein einfaches Kleid an. Nun war sie endgültig entschlossen, das Geheimnis um den inneren Park aufzudecken. Aus einer Schublade ihres Frisiertisches nahm sie einen kleinen Revolver, lud ihn und steckte ihn in ihre Tasche.
    Sie drehte das Licht aus, öffnete die Fenstertür ihres Schlafzimmers und trat auf den Balkon hinaus. Es war allerdings möglich, daß ihr Vater zu Hause blieb. Gedämpftes Licht drang aus seinem Arbeitszimmer, als sie ihre Wache begann. Nach einer Stunde wurde es dunkel, und wenige Minuten später sah sie ihn auf dem Pfad, der zum ummauerten Park führte. Rasch ging sie ins Schlafzimmer zurück, eilte die Treppe hinunter und lief aus dem Haus.
    Sie hielt sich auf dem Rasen, damit ihre Schritte nicht zu hören waren, und zugleich fand sie hinter dem Gesträuch Deckung.
    Sie verlor ihren Vater aus den Augen, als er im dichten Laubwerk untertauchte, das die Mauer verbarg. Aber sie hörte, wie er den Schlüssel ins Schloß steckte. Gleich darauf schlug die Tür zu. Nun konnte sie es riskieren, vorzudringen.
    Die Mauer war mindestens dreieinhalb Meter hoch. Jose hatte jedoch Vorbereitungen getroffen. Etwa fünfzig Schritte rechts von der Tür war das Gebüsch am dichtesten. Hier hatte sie eine leichte Leiter versteckt, die sie nun hervorzog und gegen die Mauer stellte. Ohne Schwierigkeiten stieg sie hinauf, zog die Leiter nach oben und ließ sie auf der
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