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081 - Der goldene Hades

081 - Der goldene Hades

Titel: 081 - Der goldene Hades
Autoren: Edgar Wallace
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anderen Seite hinunter.
    Gleich darauf stand sie zum erstenmal in dem geheimnisvollen Park. Sie prägte sich die Umgebung genau ein, denn es war unbedingt notwendig, daß sie wieder zu ihrer Leiter zurückfand. Zuerst ging sie die Mauer entlang bis zur Parktür, die sie von außen schon oft besichtigt hatte, lange bevor der Plan in ihr reifte, die Anordnungen ihres Vaters zu mißachten.
    Ein Pfad führte ins Parkinnere zu dem ihr noch unbekannten Tempel. Der Weg war gut zu erkennen, der Mond schien hell genug, und sie mußte die Taschenlampe, die sie mitgenommen hatte, nicht anknipsen.
    Bald erreichte sie den Tempel und blieb bei dem seltsamen Anblick stehen. Es war ein kleines, schönes Gebäude, das sich im Stil an den Tempel der Athene anlehnte.
    Armer Pluto! dachte sie und lächelte. Obschon es sich um eine abscheuliche Geschichte handelte, hatte sie von Anfang an die humorvolle Seite der Sache gesehen. Ausgerechnet im Tempel der Athene wurde der Gott der Unterwelt verehrt!
    Niemand war zu sehen, nirgends brannte ein Licht. Offenbar hielt man es nicht für nötig, eine Wache aufzustellen. Geräuschlos ging sie über den Rasen und stieg die Stufen zur Säulenvorhalle hinauf.
    Die ziemlich große Holztür war offen, und Jose schlich auf Zehenspitzen hinein. Gleich darauf stand sie vor einem schweren Samtvorhang. Durch eine Ritze drang Licht. Sie trat dicht heran und spähte hindurch.
    Zwischen zwei Reihen von Säulen sah sie einen Altar, auf dem eine goldene Statue leuchtete. Aber ihre Aufmerksamkeit galt den beiden Männern, die davorstanden.
    Obwohl die beiden seltsame Gewänder trugen, erkannte sie den kleinen Mann an der Seite ihres Vaters ohne weiteres. Seine Stimme hatte einen schönen, vollen Klang.
    »O Hades, du Spender des Reichtums!« rief er und breitete flehend die Arme aus. »Gib diesem Zauderer ein Zeichen! Sprich, o Pluto, du Herr der Unterwelt, du Gott des Reichtums!«
    Jose lauschte angestrengt, aber sie hörte keine Antwort. Das Schweigen wurde schon bedrückend, als plötzlich eine Stimme ertönte - eine hohlklingende, laut schallende Stimme, die aus der Statue selbst zu kommen schien.
    »Fremdling, erinnere dich an dein Versprechen! Du hast mir gelobt, deine Tochter dem von mir erwählten Mann zur Frau zu geben. Die Stunde ist nun gekommen. Wohlfahrt und Glück umgeben dich, mein Diener . . .«
    Joses Herz schlug wild. Sie hatte das Gefühl, daß sie ersticken müßte, wenn sie nicht ins Freie kam. Ihre Gedanken jagten wild durcheinander. Sie taumelte die Stufen der Vorhalle hinunter und stürzte zu Boden.
    Das war also die Lösung des Geheimnisses - auf solche Weise erhielt ihr Vater seine Inspirationen! Jose erhob sich wieder, und obwohl ihre Knie zitterten, eilte sie zur Rückseite des Tempels. Sie erwartete, dort den Mann zu finden, der eben für den goldenen Hades geantwortet hatte, aber sie konnte niemanden entdecken. Verwirrt blieb sie stehen. Das Problem, das es zu lösen galt, verdrängte sogar den Schrecken, der sie gepackt hatte.
    Wenn sie gewußt hätte, daß sich in der einen Ecke des Gebäudes hinter den Karyatiden der Ventilationsschacht befand, durch den Frank Alwin geklettert war, dann würde sie das vielleicht als plausible Erklärung des Rätsels angesehen haben. Aber in Wirklichkeit hatte der Schacht ja nichts damit zu tun.
    Sie überlegte blitzschnell. Die Stimme Plutos war ihr irgendwie bekannt vorgekommen. Sie hatte geklungen, wie wenn - wie wenn ... Ja, natürlich, der Betreffende mußte ein Mikrophon benützt haben! Und der Ton gelangte durch ein Sprachrohr von außerhalb ins Innere des Gebäudes, vermutlich durch eine Röhre, die in gerader Linie zur Statue hinführte.
    Jose kniete nieder, preßte das Ohr auf die Erde und vermeinte ein schwaches Geräusch zu hören. Das silberne Mondlicht über dem Park ermöglichte es ihr, rasch die Punkte ins Auge zu fassen, die als Außenstation in Frage kommen konnten. Etwa fünfzig Meter entfernt entdeckte sie eine größere Gebüschgruppe.
    Vorsichtig ging sie darauf zu und hütete sich, irgendein Geräusch zu machen. Sie kam an den Rand des Gebüschs und schlich dann behutsam von Strauch zu Strauch weiter. Ab und zu hielt sie an und lauschte, konnte jedoch nichts hören. Als sie sich gerade wieder anschickte, einen Schritt weiter vorzudringen, vernahm sie unerwartet ein kurzes, lautes Summen. Sie erschrak so sehr, daß sie beinahe einen Schrei ausgestoßen hätte.
    Das Geräusch konnte nur ein Signal gewesen sein. Sie hielt den
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