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081 - Der goldene Hades

081 - Der goldene Hades

Titel: 081 - Der goldene Hades
Autoren: Edgar Wallace
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Sommerhaus oder etwas Ähnliches bauen lassen. Gesehen habe ich es allerdings nicht, ebensowenig wie sonst jemand im Haus.«
    »Hat Vater verboten, in den inneren Park zu gehen?«
    »Ja. Jedem Diener wurde für den Fall der Übertretung des Verbots mit Entlassung gedroht. Und dabei hätte Mr. Bertram es nicht nötig gehabt, zu drohen - wir alle hätten ihm auch sonst gehorcht.«
    »Kommt auch kein Gärtner dort hinein?«
    »Nein. Ungefähr sechzig Hektar liegen dort brach.«
    Sie stützte das Kinn in die Hand.
    »Und was sagen die Diener dazu?«
    »Ach, sie sagen allerhand -«, erwiderte Jenkins zögernd. »Einige meinen, daß Mr. Bertram noch . . .«
    Verwirrt hielt er inne, und Jose lachte leise.
    »Daß er noch einen anderen Haushalt hat?« fragte sie. »Das wäre nicht ungewöhnlich für einen reichen Mann, aber ich glaube, das ist es nicht.«
    Sie erfuhr wenig, was sie nicht schon gewußt hatte, und ging schließlich nach oben, um sich zum Abendessen umzukleiden. Nur selten speiste sie allein mit ihrem Vater. Meistens waren der Professor oder Geschäftsfreunde eingeladen.
    Während des Essens war George Bertram einsilbig und nervös. Einmal bemerkte er, daß seine Tochter ihn ernst betrachtete, und senkte den Blick, als wäre er bei einer Handlung ertappt worden, deren er sich schämen müßte. Es kam kaum ein Gespräch zustande, und nach Beendigung der Mahlzeit erhob er sich, um wie gewöhnlich den Rest des Abends in seinem Arbeitszimmer zu verbringen.
    Doch Jose hielt ihn zurück.
    »Vater, ich hätte gern noch ein wenig mit dir gesprochen, bevor du dich zurückziehst.«
    »Mit mir, Liebling?« fragte er leicht überrascht. »Brauchst du etwas? Ich dachte, dein Bankkonto . . .«
    »Es handelt sich nicht um Geld oder Kleider - es handelt sich um dich.«
    »Um mich?«
    Er errötete wie ein kleiner Junge. Dieser große, erwachsene Mann hatte überhaupt etwas Kindliches in seinem Wesen. Jose war darüber schon oft verwirrt und erstaunt gewesen.
    »Ich möchte mit dir über den goldenen Hades sprechen -«, sagte sie ruhig und selbstsicher.
    »Den - goldenen - Hades?« wiederholte er stockend. »Aber, Liebling, das ist eine Sache, die etwas außerhalb deines Bereiches liegt.«
    »Ich finde, daß sie ebensosehr etwas außerhalb deines Bereiches liegt«, erwiderte sie freundlich.
    Er wurde selten wütend oder zornig, wenn er mit ihr sprach, aber jetzt geriet er doch in Aufregung und schickte sich an, sie mit scharfen, wenn auch wenig eindrucksvollen Worten zurechtzuweisen.
    »Du achtest meine Wünsche nicht, Jose! Wirklich, du nimmst überhaupt keine Rücksicht darauf. Neulich abends dachte ich noch, die Götter hätten auch dich . . .« Plötzlich trat ein Ausdruck in sein Gesicht, der seine Züge fast verklärte. »Es ist schwer für dich, zu glauben, daß die Götter zu mir gesprochen, daß sie einen Gatten für dich erwählt haben und daß das Glück, das sie dir verleihen, für mich die Belohnung bedeutet für meine Gaben an die Armen, die Pluto mir bezeichnet - aber . . .«
    Er war immer mehr in Schwung gekommen. Jose, die ihn ängstlich beobachtete, hatte ihm unbeirrt und wie gelähmt zugehört.
    »Warte, warte!« unterbrach sie ihn entsetzt. »Die Götter haben zu dir gesprochen? Vater, weißt du denn, was du sagst? Du hast mich furchtbar erschreckt, als du mir neulich ganz nebenbei erzähltest, daß die Götter einen Gatten für mich erwählt hätten. Als ich dich dann am nächsten Morgen darüber befragte und du so ernst und sachlich über die ungeheuren Summen sprachst, die du verschleudert hast. . .«
    »Durch das Walten des gütigen Pluto kommt dieses Geld in die Hände der von den Göttern bevorzugten Armen, die es am nötigsten brauchen«, erklärte er mit wachsender Begeisterung. »Manchmal lautet die Botschaft, daß ich es dem zehnten Mann übergeben muß, der mir begegnet, nachdem die Uhr eine bestimmte Stunde geschlagen hat - manchmal wird es auch mit einem Bogen zum Himmel geschossen und fällt dort nieder, wo es niederfallen soll.«
    Sie stand auf, ging um den Tisch herum und legte den Arm um seinen Hals.
    »Ja, ja, Vater, so etwas Ähnliches hast du mir erzählt und auch gesagt, daß dir der Gott befohlen habe, eine große Summe am Philadelphia-Bahnhof zu hinterlassen.«
    »Nein, nein - nicht so. Der Gott sprach von der Siebten Avenue...«
    Sie hätte zugleich lachen und weinen mögen.
    »Auf der Siebten Avenue -«, wiederholte er feierlich, »im Tempel des Merkur, dem Palast des Erfolgs, wo die
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