Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Falkengrund, Schule des Okkulten - Episode 13 Tiefer als du denkst

Falkengrund, Schule des Okkulten - Episode 13 Tiefer als du denkst

Titel: Falkengrund, Schule des Okkulten - Episode 13 Tiefer als du denkst
Autoren: Martin Clauß
Vom Netzwerk:
1
    Das Klappern und Klirren von Geschirr schuf eine lautstarke Geräuschkulisse, von den kalten Mauern des Schlosses vielfach reflektiert. Stimmen erhoben sich, jemand lachte, und es klang hohl, wie aus einer Gruft.
    Die Schüler und Dozenten saßen beim Frühstück, als die Lieferung kam.
    Ein wuchtiges Pochen an der Tür ließ die dreizehn Personen zusammenfahren. Die meisten hörten auf zu kauen und erstarrten, allein Michael aß unbeirrt weiter. Margarete Maus fiel sogar das Messer auf den Teller – die Vorfälle der letzten Tage hatten die Dozentin so schreckhaft gemacht wie das Nagetier, von dem ihr Nachname abgeleitet war.
    Ihnen allen ging in diesem Moment synchron ein Gedanke durch den Kopf: Das Gebäude mochte zweieinhalb Jahrhunderte auf dem Buckel haben und hatte früher durchaus einmal über einen Türklopfer verfügt. Von ihm zeugte heute noch eine helle Stelle im Holz – doch nicht erst seit gestern gab es eine elektrische Türglocke. Im Allgemeinen benutzten Fremde diese auch. Diesmal schien jemand seine Liebe für handfestere Klangerzeugung entdeckt zu haben und hämmerte kraftvoll gegen das Holz. Offenbar mit der blanken Faust.
    Sanjay Munda, die ganz vorne am Tisch saß, stand schulterzuckend auf und ging zur Tür. Ehe sie sie erreicht hatte, wurde das Klopfen schlagartig noch um eine Stufe lauter. Es dröhnte durch die Eingangshalle, als würde jemand versuchen, eine Bresche in das Holz zu schlagen. Dabei wurde ein so fremd klingendes Echo von den Steinwänden zurückgeworfen, dass es einigen der Anwesenden eiskalt über den Rücken lief. Die aparte Halbinderin blieb stehen, zog unwillkürlich den Kopf ein. Unsicher sah sie sich zu den anderen um. Dass sie plötzlich keine Lust mehr verspürte, dem Unbekannten zu öffnen, verstand jeder von ihnen.
    Jetzt erhob sich Werner Hotten, seines Zeichens Rektor, Hausmeister und Gärtner in einer Person, lief an Sanjay vorüber und legte seine Hand auf die Klinke. Als er öffnete, stand einen Schritt hinter ihm Georg Jergowitsch bereit, der ihm wie ein Bodyguard gefolgt war. Der massige Student war ebenso glatzköpfig wie der Rektor, und die beiden boten ein interessantes Bild, wie sie eng hintereinander dort standen, zwei spiegelnde Schädel in unterschiedlichen Höhen. Wer immer gleich einen Blick ins Innere riskieren mochte – er musste annehmen, in einem Club für Kahlköpfige gelandet zu sein.
    Eines der Mädchen kicherte, und Harald Salopek, der Clown der Schule, legte sich eine respektlose Bemerkung zurecht, als ... Hotten die Tür öffnete.
    Zwei hünenhafte Glatzköpfe standen davor!
    „Ham Probleme, um die Kurve z’kommen“, knurrte der eine. „Recht eng, d’ Einfahrt. Zimmlig.“
    Georg war schon fast ein Riese, aber die beiden vor der Tür überragten ihn mühelos. Sie trugen schmutzige blaue Latzhosen und sonst nichts. Keine Hemden oder T-Shirts. Die riesigen Muskelpakete ihrer Brust und ihrer Schultern glänzten von Schweiß, und wenn sich ihre schweren Pranken öffneten und schlossen, hatte das etwas Bedrohliches. Ihre Füße steckten in Stiefeln Größe Fünfzig und hatten sichtbare Spuren auf dem Kies hinterlassen. Dem einen klebte eine winzige Zigarette im Mundwinkel, die feucht dahinschmorte, der andere kaute auf etwas Grauem herum und machte klatschende Geräusche mit den Lippen, wenn er es von den gelben Zähnen abzog. Die beiden hatten noch mehr miteinander gemein als ihren titanischen Körperbau und ihre fehlende Haarpracht. Ihre Augen standen weit auseinander, beinahe seitlich an ihrem Schädel, und beide verströmten sie einen stechenden Geruch nach Schweiß und ... brackigem Wasser.
    Wie zur Unterscheidung trug einer von ihnen an beiden Ohren schwere silberne Ohrringe. Er spuckte jetzt seine Kippe auf den Boden und trat sie mit einer Kraft aus, dass man fürchten musste, er reibe ein Loch in den Zement der Stufe.
    Werner und Georg hatten Schwierigkeiten, an diesen beiden Ungeheuern vorbeizusehen. Trotzdem erkannten sie im Hintergrund einen gewaltigen blauen Lkw, der außerhalb des Tores vor und zurück rangierte. So ungeschickt, wie der Fahrer einschlug, würde er es nie auf das Grundstück schaffen. Doch er gab nicht auf, stieß immer wieder zurück und nahm mit schnaubenden Bremsen und aufheulendem Motor neue Anläufe. Er streckte seinen knallroten Kopf aus dem Fenster und verstellte unablässig den Seitenspiegel. Sein Fluchen war bis hierher zu hören. Dabei kam er der Mauer immer näher, und es schien nur noch eine
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher