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33 - Die Werwölfe von Kregen

33 - Die Werwölfe von Kregen

Titel: 33 - Die Werwölfe von Kregen
Autoren: Alan Burt Akers
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    Grauer Nebel teilte sich vor dem Bug des schmalen Bootes, wallte uns naß um die Gesichter, befeuchtete unsere Abendmäntel wie mit Diamantensplittern. Schlanke Dunstfinger reckten sich über dem Kanal zum gegenüberliegenden Ufer, wo sich die steinerne Rückfront einer Villa dunkel vor der Nacht erhob.
    Wir waren eine stumme Gesellschaft und wurden nur von leisem Wasserplätschern begleitet. Dann sagte Seg: »Eine verdammt gespenstische Nacht, mein alter Dom, das kann ich dir sagen.«
    Seg Segutorio ist einer der wenigen mutigen Männer auf zwei Welten. Bei seinen Worten schmiegte sich seine Frau Milsi enger an ihn und hakte den Arm unter den seinen. Delia antwortete mit einem silbrigen Lachen, wie ich es an ihr liebte, und wollte schon eine bissige Bemerkung über die Art und Weise machen, wie leicht manche Menschen an Ghuls und Gespenster und die kregischen Entsprechungen von nächtlichen Erscheinungen glaubten – da meldete sich plötzlich der junge Fortin, der mit seinem Bootshaken am Bug aufpaßte.
    »Seht doch, dort am Ufer!«
    Wir schauten hinüber. Auf dem Treidelpfad bewegte sich mit unsicheren Schritten ein Mann, der einen Mantel trug. Ich war im Begriff, den jungen Fortin mit einem Anflug von Sarkasmus zu fragen, was wir denn dort anschauen sollten, da wirbelte eine geduckte schwarze Masse durch die Luft.
    Der Mann hatte keine Chance. Schreiend und zappelnd sank er in den Schlamm.
    Eine riesige zottige Gestalt beugte sich über ihn. Dem ersten Eindruck karmesinroter Augen, gelber Hauer, eines dicken verfilzten Fells, einer Raubtiergestalt voller dämonischer Energie folgte das laute Knacken von Knochen.
    Die Menschen in dem schmalen Boot begannen einen Höllenlärm zu machen, und das Monstrum hob den Kopf und starrte uns direkt an. Rauchige rote Augen versprühten einen bösen Blick. Die gelben Reißzähne und schwarzen Lefzen schimmerten von Blut, das in dem vagen Licht sehr dunkel wirkte.
    Seg griff sich an die Schulter, um den großen lohischen Langbogen nach vorn zu ziehen, faßte aber ins Leere. Wir hatten uns für die Vergnügungen des Abends herausgeputzt und trugen Rapiere und linkshändige Dolche. Damen und Herren brauchen gewöhnlich keine Langbogen oder Kriegsschwerter und Schilde, wenn sie auf den Straßen und Kanälen Vondiums, der Hauptstadt des vallianischen Reiches, unterwegs sind.
    Kregens erster Mond, die Jungfrau mit dem Vielfältigen Lächeln, warf ihr verschwommenes rosafarbenes Licht auf das schiefergraue Wasser. Nebeltentakel wallten herbei, um dieses Licht zu umschließen. Die Luft schien dunkler zu werden.
    »Steuert zum Ufer!« brüllte ich.
    Naghan der Steuermann, ein alter Freund, legte sofort das Ruder herum und ließ uns zum Ufer gleiten. Fortin sorgte dafür, daß wir nicht zu heftig aufprallten, und schon sprangen Seg und ich an Land.
    Der arme Kerl war tot, das Untier hatte ihm die Kehle zerfetzt.
    »Ruft die Wache!« forderte Delia.
    »Seht ihr das verdammte Ungeheuer irgendwo?« fragte Seg und schaute in die Runde.
    In der unbestimmten rosaroten Beleuchtung, durchzogen von verwirrenden Schatten, war von dem zotteligen Ungeheuer nichts mehr auszumachen.
    Bootsmaat Dormvelt setzte die Silberpfeife an den Mund und stieß hinein. Die Stadtväter, vom Presidio mit der Aufgabe betraut worden, viele Bereiche des täglichen Lebens in Vondium zu beaufsichtigen, hatten eine Stadtwache beantragt, die man zur Aufrechterhaltung von Gesetz und Ordnung brauchte. Die Pallans, die Staatsmitglieder, die für ihre verschiedenen Bereiche zuständig waren, hatten zugestimmt. Erfreut registrierte ich nun, wie schnell die Wache auf Dormvelts Pfeifen reagierte.
    Kein Vergleich zu der fröhlichen, herumtobenden, gelassenen Wache von Sanurkazz, die bei einem Problem unweigerlich zu spät erschien, und dann noch mit Schwertern, die in den Scheiden angerostet waren. Hier und jetzt eilten erfahrene Soldaten herbei mit kräftigen Lanzenwaffen und Laternen und zwei Werstings an metallverstärkten Lederleinen.
    »Was ist, Koters?« fragte der Anführer, der am Hut gelbe und weiße Federn trug.
    Dann erblickte er mich.
    Er verkniff es sich wohlweislich, mir die umständliche volle Ehrerbietung zu erweisen, die einem freien Manne zuviel sklavische Unterwürfigkeit abgenötigt hätte.
    »Majister!«
    »Lahal, Tom die Zehen«, antwortete ich, denn ich hatte in dem Mann einen alten Chugur aus der Armee wiedererkannt. Als Chugur hatte er noch immer Schwert und Schild bei sich. Seine Männer
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