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Falkengrund, Schule des Okkulten - Episode 13 Tiefer als du denkst

Falkengrund, Schule des Okkulten - Episode 13 Tiefer als du denkst

Titel: Falkengrund, Schule des Okkulten - Episode 13 Tiefer als du denkst
Autoren: Martin Clauß
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Unmittelbar darüber – beinahe noch Teile der abstoßenden Lippe – glommen zwei Augen in einer schwarzen, formlosen Fratze. Wie als Kopfschmuck wuchsen die bleichen, knollenartigen Flossen gleich hinter der warzigen Stirn empor. Sie schienen sich nicht zu bewegen, und der ganze Fisch hatte in seiner fahlen Färbung etwas von einem Kadaver an sich.
    Alles in allem war das Ungeheuer nicht viel größer als eine menschliche Faust. Trotzdem dominierte der kleine Teufel für einige Augenblicke die Situation. Sogar Felipe war von der Couch aufgesprungen, um sich das Wesen anzusehen, das sich aus der Finsternis bemüht hatte, um ihre Zweifel auf drastische Weise zu zerstreuen.
    Keine Frage, das Aquarium war bewohnt ...
    „Ein Anglerfisch“, kommentierte Angelika kichernd. „Ein Weibchen. Es frisst nur Dinge, die kleiner sind als es selbst. Also keine Sorge, Sanjay. Dir, Harald, würde ich allerdings raten, mit einem bestimmten Körperteil nicht zu nahe ranzugehen.“
    Die versammelte Damenschaft wieherte. Sogar Isabel fand die Vorstellung witzig, und von den Männern lachte Georg am lautesten mit.
    Eine halbe Minute lang ließ sich der widerliche Geselle bewundern, dann driftete er gleichgültig wieder zurück in das dunkle Zentrum des Behälters. Im Licht seiner Angel waren einige wallende Pflanzen zu erkennen, und möglicherweise der Schatten eines anderen, größeren, schlankeren Fisches. Sie alle verfolgten, wie der zombiehafte Angler von der Finsternis aufgesogen wurde. Aber niemand war ganz sicher, was den größeren Fisch anging. Vielleicht war er nur eine Täuschung gewesen.
    „Sehr entspannend“, meinte Harald. „Wirklich.“
    Melanie massierte sich den Nacken. „Ich kann es kaum erwarten, abends im Dunkeln hier zu sitzen. Eine Schachtel Kekse in der Hand, eine kühle Cola, und dann abwarten, bis das Monster an die Scheibe kommt. Habt ihr diese Zähne gesehen?“
    „Beeindruckend“, sagte der Rektor.
    „Ihr werdet unsere neuen Gäste schon lieb gewinnen. Wenn es dunkel ist, werdet ihr mehr von ihnen zu Gesicht bekommen. Ihr habt erst einen Bruchteil der Geheimnisse gesehen, die dieses Aquarium für euch bereithält.“ Angelika strahlte noch immer ungebrochenen Optimismus aus und gefiel sich in ihrer Rolle ausgezeichnet.
    „Darf ich die kleine Bestie eben Madoka nennen?“, fragte Harald. „Wir haben ja gehört, dass es sich um ein Mädchen handelt, und die Ähnlichkeit ist bestimmt nicht nur mir aufgefallen ...“
    „Harald!“ Margarete starrte ihn wütend an. „Das geht zu weit!“
    Seit Madoka schwer verletzt im Krankenhaus lag, war Margarete nicht mehr dieselbe. Alle unglücklichen Vorfälle, die sich in den letzten Wochen auf Falkengrund ereignet hatten, gingen im weitesten Sinne auf sie zurück. Sie gab sich die Schuld an Arturs und Sir Darrens Verschwinden ebenso wie an dem furchtbaren Unfall, den Madoka gehabt hatte. Hätte sie Arturs schützenden Hundegeist, diesen Fylgia, nicht gebannt, wäre all das nicht geschehen. Sie hatte es getan, um Madoka zu retten. Nun war die junge Japanerin doch noch das Opfer des Fylgia geworden, und zusätzlich waren noch andere Menschen mit in die Sache hineingezogen worden.
    Für einige Minuten herrschte betretene Stille. Einige der Studenten spähten weiter in die Tiefe des metallischen Kastens, doch die meisten hatten sich auf den Polstermöbeln niedergelassen und starrten nachdenklich vor sich hin. Georg lehnte grübelnd an der Wand.
    „Vielleicht wäre es wirklich besser, das Ding zurückzugeben“, sagte Melanie. „Dieses Haus ist schon düster genug, so wie es ist.“
    „Es sind Tiere, keine Dämonen!“, wehrte sich Angelika. „Hast du ein Problem mit den mannigfaltigen Ausformungen der Natur?“
    „Wie funktioniert das eigentlich?“ Werner Hotten betrachtete das Aquarium fachmännisch von allen Seiten und fuhr mit den Händen daran entlang. Für einige Minuten betrachtete er den Behälter und das dicke schwarze Stromkabel, das zur Steckdose führte. „Temperatur und Druck werden elektronisch geregelt, das ist klar. Aber wie bekommt man Nahrung da hinein?“
    „Ja, richtig!“ Jaqueline Beck, die sich die ganze Zeit über mit Kommentaren zurückgehalten hatte, drängte sich nun vor und unterzog ihrerseits die Oberseite des Kastens einer genauen Inspektion. „Ist das die Futterklappe? Aber wenn das Innere einige hundert Bar Druck hat, würde uns das Wasser nicht um die Ohren fliegen, sobald wir die Klappe öffnen?“
    „Mitsamt den
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