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Falkengrund, Schule des Okkulten - Episode 13 Tiefer als du denkst

Falkengrund, Schule des Okkulten - Episode 13 Tiefer als du denkst

Titel: Falkengrund, Schule des Okkulten - Episode 13 Tiefer als du denkst
Autoren: Martin Clauß
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merken müssen, dass es keine lateinischen Buchstaben sind, wenn sie hingesehen hätten!“
    „Dann haben sie eben nicht hingesehen“, sagte Sanjay.
    „Und wessen Schuld ist das?“, grinste Harald. „Ich jedenfalls bin nicht mit wiegendem Hintern vor ihnen auf und ab getänzelt.“
    Sanjay schlug ihm gegen die Schulter und schmollte.
    „Kein Problem. Wir tauschen die Anleitung eben in eine um, die wir lesen können.“ Georg hatte das dünne Heft wieder an sich genommen. „Wo ist der Laden, in dem du das gekauft hast, Angelika? Unten in Wolfach?“
    „Freiburg“, antwortete das Mädchen und nannte ihm die genaue Adresse.
    „Dem werde ich heute Nachmittag mal einen Besuch abstatten.“ Er hatte die Anleitung zusammengerollt und klopfte damit tatenlustig einen Discorhythmus auf seinen Unterarm.
    „Geht das nicht telefonisch? So was kann man doch mit der Post verschicken.“
    „Ich möchte mir den Laden gerne einmal ansehen. Ich habe mich früher auch etwas für Aquaristik interessiert, aber so ein Monstrum wie das hier habe ich noch nie gesehen ...“ Er ließ offen, ob er mit Monstrum den Fisch oder das Aquarium meinte.
    Es war Donnerstag, und normalerweise hätte nach dem Mittagessen eines von Sir Darrens Seminaren auf dem Stundenplan gestanden. Da der Brite nicht anwesend war, stand der Nachmittag den Studenten zur freien Verfügung.
    Natürlich hatte es einen bestimmten Grund, dass Georg sich so darum riss, den Laden aufzusuchen. Einen Grund, den er noch nicht preisgeben wollte. Ihm gefiel ihr neues Einrichtungsobjekt überhaupt nicht, und den anderen schien es nicht anders zu ergehen. Er hatte nicht vor, die Gebrauchsanweisung umzutauschen. Er wollte stattdessen sehen, ob er den Händler nicht dazu bewegen konnte, das unbeschreibliche Ding zurückzunehmen. Es musste ein Heidengeld gekostet haben, und Falkengrund schwamm nicht gerade im Reichtum ...

3
    Freiburg im Breisgau ist eine malerische Stadt, alt und verwinkelt zwar, aber sonnendurchflutet und freundlich. Sie hat nichts von der brütenden Dunkelheit an sich, die Städte wie Prag oder Wien so unverwechselbar macht. Auch die engsten Gassen öffnen sich nach wenigen Metern in weite, einladende Höfe und Plätze, und überall, wo Alter ist, ist auch Jugend. Nirgendwo kann man den blitzenden Fahrrädern der Studenten entgehen, und die Kleiderständer vor den Boutiquen präsentieren jugendlich-freche Mode.
    Doch auch Freiburg hat seine dunklen Seiten. Wenn man empfänglich dafür ist, sieht man sie.
    Die kleinen Bäche, die die Stadt durchziehen wie ein Adernetz, tragen den Geruch fauligen Wassers in die Stadt. An Sommerabenden kann er unerträglich werden, und jeder Gang über eine der kleinen, pittoresken Brücken wird zur Tortur für geruchsempfindliche Menschen.
    Dazu kommt die merkwürdig schwerelose kulturelle Atmosphäre dieser Stadt. Zwischen Deutschland, Frankreich und der Schweiz gefangen, herrscht in Freiburg ein Gemisch von unterschiedlichen Einflüssen, die sich gegenseitig aufheben und widersprechen. Wenn jede Stadt eine Seele hat, ein schwermütige oder beschwingte, eine konservative oder fortschrittliche, dann ist Freiburgs Seele zerrissen, uneins. Dieser Ort ist schon kosmopolitisch gewesen, noch ehe das Kosmopolitische als etwas Positives angesehen wurde ...
    Georg war nicht zum ersten Mal in Freiburg, und nicht zum ersten Mal war sein Eindruck zweigeteilt. Die Stadt roch nach brackigem Wasser, jetzt, am Ende eines heißen Sommers, mehr denn je, und der strahlende Sonnenschein konnte nicht darüber hinwegtäuschen. Die Menschen, die durch diese Straßen gingen, wirkten wie Fremde, als könne dieser Ort niemandem eine echte Heimat sein.
    Das Sträßchen, in der Angelika das Aquarium erstanden hatte, trug den passenden Namen Fischerau. Es verlief längs des Gewerbebachs, in einem Gebiet, wo früher die Fischer und Gerber ihrem Handwerk nachgingen. Es war nicht schwierig, sich den Gestank vorzustellen, der einst hier geherrscht hatte, und Georg wurde den irrationalen Eindruck nicht los, dass ein Teil davon noch immer aus den Steinen der Häuser strömte. Bestimmt war es besser, einen solchen Ort bei Regen aufzusuchen, wenn das Wasser die Fassaden wusch. In der stickigen Hitze eines Sonnentages war alles nur noch schlimmer. Bänke luden direkt am Bach zum Verweilen ein, und ein älteres Pärchen, das nach Touristen aussah, hatte es sich auf einer davon bequem gemacht. Georg fragte sich, ob er den Gestank nur roch, weil das Aquarium ihm
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