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Falkengrund, Schule des Okkulten - Episode 13 Tiefer als du denkst

Falkengrund, Schule des Okkulten - Episode 13 Tiefer als du denkst

Titel: Falkengrund, Schule des Okkulten - Episode 13 Tiefer als du denkst
Autoren: Martin Clauß
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durch den Kopf spukte. Der Gedanke, sich auch nur für eine Minute an diesen Bach zu setzen, bereitete ihm Magenschmerzen.
    Beim ersten Mal lief der Student an dem Laden vorbei, so klein und unscheinbar war er. Seine Front bestand aus einer schmalen braunen Tür mit einem dicken Glaseinsatz und einem stark verzierten schmiedeeisernen Gitter davor. Über der Tür spannte sich eine verschossene grünliche Markise, in der Löcher klafften. Es gab kein Hinweisschild, welche Art von Geschäft sich dahinter verbarg. Doch die Hausnummer stimmte. Wenn er zurück im Schloss war, musste er Angelika fragen, wie sie diesen Laden überhaupt gefunden hatte.
    Georg probierte die Klinke – die Tür ließ sich nicht öffnen.
    Er fand einen schmutzigen kleinen Klingelknopf unter einem unlesbaren Namensschild. Als er ihn drückte, hörte er im Inneren keine Glocke.
    Als nächstes klopfte er an die Tür. Die einzige Folge davon war, dass die beiden älteren Herrschaften von der Bank her zu ihm herüber sahen. Niemand öffnete, und er wartete einige Minuten.
    Er hatte keine Lust, unverrichteter Dinge wieder abzuziehen. Vorsichtig legte er seine Hände gegen die Tür. Nach ihrem Aussehen zu urteilen, war sie alles andere als stabil, und eine nähere Untersuchung bestätigte diesen Eindruck. Wahrscheinlich wurde sie von einem alten, klapprigen Schloss gehalten, das aufschnappte, wenn man der Tür einen geschickten Stoß verpasste.
    Das Touristenpärchen begann offenbar zu ahnen, was dem jungen, kräftigen Mann mit der Glatze durch den Kopf ging. Die beiden standen auf und gingen in der anderen Richtung davon. Sie sahen nicht aus, als würden sie die Polizei rufen. Im Gegenteil. Sie wollten nichts mit der Sache zu tun haben. Wollten nichts gesehen, nichts gehört haben, falls ein Verbrechen geschah. Schließlich waren sie nach Freiburg gekommen, um sich zu erholen. Um den Tag zu genießen.
    Georg hatte in seiner Vergangenheit, über die er mit niemandem sprach, bereits das eine oder andere Schloss geöffnet. Auf diese oder jene Weise. Manchmal funktionierte es mit bloßer Körperkraft am besten. Er konzentrierte sich und stemmte sich gegen die Tür. Falls ihn jemand aus der Entfernung beobachtete, würde es hoffentlich so aussehen, als lehne er sich nur lässig dagegen und warte, bis der Türöffner betätigt wurde. Manche Menschen hatten die Angewohnheit, so etwas zu tun.
    In Wirklichkeit schob er seine Finger zwischen die Scheibe und das Gitter, hob die Tür mit einem kurzen Ruck an und drückte sie gleichzeitig nach innen. Beim zweiten Versuch klappte es. Mit einem lauten Schnappen gab das Schloss nach, und die Tür schwang auf.
    Georg hielt den Atem an. Aus dem Inneren des Ladens sahen ihm zwei Menschen verwundert entgegen. Und er selbst war nicht weniger überrascht. Für einen Augenblick glaubte er, sich doch in der Tür geirrt zu haben, hatte schon eine Entschuldigung auf den Lippen und war im Begriff, die Tür wieder zu schließen.
    Vor ihm lag kein Geschäft für Aquaristik, sondern ein Buchladen!
    Es musste ein Antiquariat sein. Hohe, wacklig wirkende Regale aus dunklem Holz standen so eng, dass ein stabil gebauter Mann wie Georg einige der Durchgänge nicht würde passieren können. Alte, fleckige, abgegriffene Bücher reihten sich aneinander, drückten die Regalbretter nach unten, Braun in Grau in Dunkelgrün. Haufen weiterer Bücher lagerten auf dem Fußboden oder auf dem massigen Schreibtisch, hinter dem ein alter Mann hervorblickte.
    Nirgendwo eine Spur von Aquarien! Und doch – irgendetwas war an diesem Ort, das sein Unterbewusstsein davon überzeugte, dass er sich nicht in der Tür geirrt hatte. Er wusste nicht, was es war. Aber er nahm sich vor, es herauszufinden.
    Die zweite Person, die ihm entgegensah, war eine Frau undefinierbaren Alters. Sie balancierte auf einer rostigen Metallleiter, die sie gegen eines der Regale gelehnt hatte. Sie war bis zur letzten Sprosse gestiegen, wohl, um etwas ins oberste Fach zu stecken, und musste ihren Kopf beugen, um damit nicht gegen die Decke zu stoßen. Ihre Schenkel waren ungeheuer kräftig und passten nicht zu ihrem schlanken Oberkörper. Sie hatte ein merkwürdig flaches Gesicht, wie manche Asiaten, doch ohne deren typische Merkmale. Ihre Augen waren sogar ausgesprochen rund, runder, als Georg es jemals bei Menschen gesehen hatte! Sie starrte ihn lange an, ohne ein einziges Mal zu blinzeln. Etwas Sinnliches ging von den fleischigen nackten Schenkeln aus, die weiß unter einem
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