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Was deine Blicke mir versprechen

Titel: Was deine Blicke mir versprechen
Autoren: Lynsay Sands
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Prolog
    England 18. Juni 1189
    »Frauen sind die Ausgeburt des Teufels!«
    »Nun komm, mein Freund, so ist es auch wieder nicht!«, murmelte Robert of Shambley beschwichtigend. »Du bist im Moment nur enttäuscht von Delias Verhalten.«
    »Nenne mir ein weibliches Wesen, das so mutig und treu ist wie ein Ritter«, forderte Arie ihn auf, griff nach seinem Krug und stürzte die Hälfte seines Bieres in einem Zug hinunter. Er war am Morgen in Shambley angekommen und hatte den größten Teil des Nachmittags bis weit in die Nacht hinein damit zugebracht, sich zu betrinken. Robert hatte ihm als guter Freund Gesellschaft geleistet.
    »Dafür ist mein Gehirn viel zu sehr vom Alkohol umnebelt«, gestand sein Freund ein. »Ich könnte dir jedoch ein oder zwei Ritter nennen - selbst ein oder zwei Königssöhne -, die weder so treu noch so mutig sind wie sie sein sollten.«
    »Aye.« Arie seufzte, als er an die Söhne des Königs dachte und daran, wie sie gegen Henry rebellierten und nur eine Gelegenheit suchten, ihm die Krone zu stehlen. Dann richtete er sich auf. »Genau das bestätigt meinen Punkt! Es ist die gute Königin Eleanor, die ihre Höllenbrut dazu anstiftet. Weiber! Sie sind der Fluch der Erde.«
    »Hmm«, murmelte Robert, während er über seine Schulter hinweg beobachtete, wie sich die Tür des Schankraumes öffnete und eine junge, dralle Magd mit zwei frisch gefüllten Kannen Bier nahte. Als sie diese auf dem Tisch abstellte, zupfte er scherzhaft an ihrem Rock und zwinkerte ihr zu, wobei er Aries verachtungsvollen Blick geflissentlich ignorierte.
    Wissend lächelnd machte die blonde Magd auf dem Absatz kehrt und eilte mit wehenden Röcken und aufreizendem Hüftschwung davon.
    »Vielleicht sind sie es, mein Freund«, sinnierte Robert, während sich die Tür hinter ihr schloß. »Aber sie können auch nützlich sein.«
    »Aye. Im Bett«, brummelte Arie und fügte dann verbittert hinzu: »Einige sind sogar eifrig bestrebt, sich bei allen nützlich zu machen. Delia schien geradezu begeistert bei der Sache in Lord Glanvilles Stallungen, als ich die beiden zusammen erwischte.«
    »Ich würde nicht alle Frauen nach deiner Ex-Verlobten beurteilen, sie ist -«
    »Eine untreue, billige Hure, die ihre Reine scheinbar für jeden breit macht«, stieß er mürrisch hervor und schüttete noch mehr Bier in sich hinein. Während er den Krug auf den Tisch knallte, fuhr er fort: »Ich schwöre, ich werde niemals heiraten. Ich habe meine Lektion gelernt. Für mich wird es keine treulose Ehefrau geben. Es hat mir gereicht, von meiner Verlobten Hörner aufgesetzt bekommen zu haben. Ich werde niemals heiraten! Nicht für Land und Güter, nicht für alle Schätze des Königreiches. Nicht einmal unter Androhung von Folterqualen.«
    »Und wie sieht es aus bei Androhung der Todesstrafe?«, fragte eine belustigte Stimme. Mit weit aufgerissenen
    Augen wandten sich die beiden Männer der Gestalt zu, die jetzt in der Tür zum Außenhof stand. Der Mann, der sie angesprochen hatte, war groß und trug einen schwarzen Umhang. Sein Kopf wurde von einer Kapuze bedeckt, die einen Schatten auf sein Gesicht warf. Die Konturen des Neuankömmlings waren jedoch für die beiden Männer, die er überrascht hatte, nicht annähernd so Besorgnis erregend wie der Umstand, dass es ihm gelungen war, unbemerkt in den Burgfried einzudringen. Mit gerunzelter Stirn sprangen Arie und Robert in Sekundenschnelle auf und griffen entschlossen nach ihren Schwertern.
    Ein zweiter Mann betrat Shambley Hall. Als Arie die kleine, dünne Gestalt erkannte, die jetzt in den Bergfried schritt, entspannte er sich. Er sah, dass sich Roberts Hand am Schwert ebenfalls lockerte.
    »Bischof Shrewsbury«, begrüßte ihn Robert. »Ich bitte um Vergebung, Mylord. Die Männer meines Vaters hätten Eure Ankunft verkünden sollen.«
    »Sie hatten den Befehl, es nicht zu tun«, meldete sich der erste Gast zu Worte. Er näherte sich und warf dabei die Kapuze seines Umhanges zurück. Seine Gesichtszüge waren markant, und sein ehemals rotes Haar hatte sich dem Grau seiner durchdringenden Augen angeglichen.
    Ein kurzer Augenblick des Schweigens entstand, in dem Arie und Robert nach Luft rangen. Robert fing sich als Erster und verbeugte sich tief. »Mein König! Wäre ich von Eurer Ankunft in Kenntnis gesetzt worden, hätte ich Vorbereitungen ...«
    »Ich habe mich sehr kurzfristig entschlossen zu kommen. Darüber hinaus sollte es niemand wissen.« König Henry II. entledigte sich seines Umhangs
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