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081 - Der goldene Hades

081 - Der goldene Hades

Titel: 081 - Der goldene Hades
Autoren: Edgar Wallace
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herunterkommen, den er kannte. Es war einer der berühmtesten Ärzte der Stadt.
    »Mein Vater hat einen Schlaganfall bekommen«, teilte sie ihm ruhig mit. »Der Arzt glaubt, daß es Monate dauern wird, bis er wiederhergestellt ist.«
    Ihre Augen waren rot, und ihre Lippen zitterten, als sie sprach. Corelly hätte kaum etwas anderes zu sagen vermocht, als in konventioneller Weise sein Bedauern zu äußern - deshalb schwieg er.
    Sie setzte sich in einen Sessel am Kamin, in dem ein schwaches Feuer brannte, und vermied seinen Blick.
    »Und ich selbst bin in größten Schwierigkeiten, Mr. Corelly. Sie sagten mir einmal, Sie möchten mir helfen - ich sollte mich an Sie wenden, wenn ich . . .«
    Er lehnte am Kamin und sah sie an.
    »Ja, ich bat Sie darum. Erzählen Sie mir, soviel Sie können, und lassen Sie mich vermuten, was Sie nicht sagen wollen. Wann ist das Unglück geschehen?«
    »Vor ungefähr zwei Stunden«, berichtete sie leise. »Ich glaube, er hatte große Sorgen und ärgerte sich - über mich. Sehen Sie, Mr. Corelly, ich mußte ihm heute abend etwas sagen, und es war nicht leicht - weder für ihn noch für mich.«
    »War er im Tempel?«
    Sie sah schnell auf.
    »Dann wissen Sie also vom Tempel?«
    Er lächelte.
    »Ich wußte nicht, wo er ist, aber ich vermutete es.«
    Langsam senkte sie den Kopf wieder.
    »Mein Vater ist seit zwei Jahren in den Händen einer Verbrecherbande. Ich - ich mußte ihm alles sagen, was ich erfahren hatte. Es gab eine fürchterliche Szene.« Sie nannte keine Namen, aber er wußte natürlich, wen sie meinte. »Mein armer Vater! Er ist anfällig für diese Dinge und hat sich immer für das Okkulte interessiert - er hat sogar ein kleines Buch darüber geschrieben. Wußten Sie das?«
    »Ja«, antwortete er kurz.
    »Es trägt den Titel ›Die Unterwelt‹ Ich glaube, dieses Buch hat die Aufmerksamkeit der Bande auf ihn gelenkt, und durch den Professor ist mein Vater dann in diese entsetzliche Affäre hineingezogen worden. Ich weiß nicht, wer der Professor ist - für mich war er immer ein amüsanter, etwas eitler Mann. Und wenn er auch in gewisser Weise abstoßend auf mich wirkte, hätte ich ihn doch nie mit solchen Verbrechen in Verbindung gebracht. Ich wußte nur, daß mein Vater und er gute Freunde waren, da er fast jeden Abend bei uns speiste. Ich freute mich sogar darüber, da Vater kaum Freunde und nur selten ein Vergnügen hatte. Ja, ich fühlte mich erleichtert, daß ich nicht allein die Verantwortung für ihn trug!« Sie lächelte schwach. »Sie müssen sich zum erstenmal getroffen haben, als ich noch auf der Schule war, denn als ich zurückkam, waren sie bereits unzertrennlich - und die große Mauer im Park war auch schon gebaut.«
    »Ich verstehe. Daher wußten Sie auch nichts vom Tempel, der dahinter steht. Das fand ich zuerst etwas rätselhaft.«
    »Ich hatte keine Ahnung von seiner Existenz, ebensowenig wußte die Dienerschaft davon. Der Tempel muß unter der Leitung des Professors oder seiner Komplicen gebaut worden sein, und es wurden nur ausländische Arbeiter zugezogen. Das habe ich erst erfahren, als ich Nachforschungen anstellte.«
    »Haben Sie eine Ahnung, wie Ihr Vater geschäftlich steht?« fragte Peter behutsam.
    Es tat ihm leid, als er sah, daß sie zusammenzuckte.
    »Ich glaube nicht, daß wir uns darüber Sorgen machen müssen. Vater ist sehr vermögend. Als meine Mutter starb, hinterließ sie mir eine Million Dollar, die von Treuhändern verwaltet wird, so daß ich also wegen der Finanzlage der Bank nicht ängstlich bin.«
    Diese Mitteilung erleichterte Peter sehr, denn er hatte in dieser Beziehung die schlimmsten Befürchtungen gehabt. Seltsamerweise fand er, der Name Bertram, seit drei Generationen geachtet und angesehen, dürfte eher noch mit einem Mord in Zusammenhang gebracht werden als mit einem Bankrott.
    »Sie müssen mir noch eines zu meiner Beruhigung sagen«, bat er. »Diese absurde Idee, daß Sie den Erwählten der Götter heiraten sollen, ist doch nach diesen Enthüllungen vollständig für Sie erledigt?«
    Zu seiner Überraschung antwortete sie nicht sofort und sah ihn auch nicht an.
    »Sie meinen doch nicht. . .« begann er nochmals.
    »Ich meine, daß diese Heirat stattfinden muß«, erklärte sie gedrückt. »Wissen Sie nicht, daß der Plan dazu von der Bande selbst ausgeht, und daß Repressalien damit verknüpft sind?«
    »Das kann ich mir denken«, erwiderte er, »aber es gibt zehntausend Gründe, ein Versprechen, das Ihr Vater oder Sie gegeben
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