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0804 - Die Frau mit den Totenaugen

0804 - Die Frau mit den Totenaugen

Titel: 0804 - Die Frau mit den Totenaugen
Autoren: Jason Dark
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Für sie ging die Welt in einem rasanten Wirbel unter…
    ***
    »Das tote Kind… das tote Kind … es hat am Strand gelegen … es liegt noch am Strand … ihr müsst es finden …«
    An diese Worte konnte sich die Frau erinnern. Immer wieder hatte sie die Sätze wiederholt, während sie auf einer Couch lag und von Mrs. Hurt betreut wurde.
    Mister Hurt war losgeschickt worden, um einige Leute von der Freiwilligen Feuerwehr zusammenzutrommeln. Gemeinsam wollte man den Strand nach der Leiche absuchen.
    »Wir werden das Kind finden, da brauchen Sie sich keine Sorgen zu machen, Fiona. Jetzt müssen Sie erst einmal etwas trinken.«
    Dinah Hurt, eine schon ältere Frau war besorgt um Fiona wie eine Mutter, und die Frau aus London begab sich gern in die Obhut der anderen Person.
    Nach ihrem kurzen Blackout war sie rasch wieder zu sich gekommen. Aufgeregt hatte sie berichtet, was ihr widerfahren war. Man hatte ihr erstaunt und kommentarlos zugehört, man nahm ihr die Geschichte allerdings erst dann ab, als sie das tote Mädchen beschrieben hatte.
    »Das ist ja Susy Carter«, hatte die Wirtin gesagt. »Mein Gott, James, du musst nachschauen.«
    »Die Polizei auch.«
    »Ja, später.«
    Hurt war dann verschwunden, und seine Frau hatte sich um die Wunder der Verletzten gekümmert. Im Bad hatte sie dann das Blut mit warmem Wasser abgewischt, die kleinen Wunden mit einem Mittel aus der Hausapotheke desinfiziert, und Fiona hatte auch ihrer schmutzigen Jogginganzug abgelegt. Sie trug jetzt andere Kleidung, Jeans, einen dünnen Pullover und an den Füßen weiche Schuhe.
    Sie hockte in dem hohen Ohrensessel im Wohnraum der Hurts, trank ihren Tee, der heiß in den Magen hinabrann und sie doch nicht so richtig wärmen wollte. Es war ihr einfach zu kalt als hätte sich auch in ihr selbst die Kälte des Todes zusammengedrängt.
    Mrs. Hurt saß ihr gegenüber. Im warmen Lichtschein und in ihrem geblümten Kleid sah sie aus wie eine gütige Großmutter, die auf ihre Tochter schaute. »Geht es wieder…?«
    »Ein wenig.«
    »Noch einen Tee?« Sie hatte gesehen, dass Fiona die Tasse zur Seite stellte. »Nein, danke, aber wenn ich einen Whisky haben könnte.«
    Mrs. Hurt lachte. »Aber sicher doch. Sie bekommen sogar einen Dreifachen, wenn Sie wollen.«
    »Ein normaler reicht.«
    Mrs. Hurt stand auf und ging zu einem Schrank, wo die Flaschen standen. Fiona legte ihren Kopf zurück. Er ruhte mit seiner Rückseite auf der wulstigen Lehne, die so herrlich weich war, aber trotzdem nicht zum Ausruhen einlud, was allein an den bissigen Schmerzen lag, die durch den Kopf der Frau zuckten. Die spitzen Schnäbel der Vögel hatten doch einige Male hart getroffen, sie waren durch den Wirrwarr der Haare gedrungen und bis an die Kopfhaut gelangt, wo sie die Streifen und Platzwunden hinterlassen hatten. Auch der Körper war nicht verschont geblieben, aber da hatte sie glücklicherweise die Kleidung geschützt. Jetzt brannten nicht die Wunden, sondern mehr das Desinfektionsmittel, mit denen sie gesäubert worden waren.
    Dinah Hurt kehrte zurück. Sie hatte das Glas sogar auf ein kleines Tablett gestellt.
    »Danke«, sagte Fiona mit schwacher Stimme, als sie das Glas entgegennahm. Ihre Hand zitterte leicht, sie führte das Gefäß vorsichtig zum Mund und trank die ersten Schlucke.
    Es war ein Whisky von der besseren Sorte. Er rann warm durch ihre Kehle in den Magen hinein und breitete dort sein Feuer aus, was Fiona als angenehm empfand.
    Mrs. Hurt hatte wieder ihren Platz eingenommen. Ihre Augen funkelten, die Lippen waren zu einem Lächeln verzogen, und das weißgraue Haar hatte beinahe die gleiche Farbe wie ihre Haut.
    »Besser?«
    »Ja.«
    »Manchmal ist Whisky auch Medizin.«
    »Da haben Sie Recht. Ich spüre es.« Fiona stellte das halb leere Glas zur Seite. Sie fühlte sich plötzlich geborgen wie auf einer Insel, die zusätzlich mit einem hohen Zaun umgeben war, der alle Widrigkeiten des Lebens abhielt. Hier konnte sie es aushalten. Zwar hätten einige Menschen die Atmosphäre in der Pension als spießig angesehen, nicht so Fiona, für sie war sie einfach nur gemütlich, und sie fühlte sich dabei auch sehr wohl.
    »Glauben die mir eigentlich, dass ich das tote Mädchen am Strand entdeckt habe, Mrs. Hurt?«
    »Welch eine Frage, Fiona…«
    »Bitte, glauben Sie mir, oder glauben Sie mir nicht?«
    »Es ist unwahrscheinlich…«
    »Ja, das stimmt.«
    »Trotzdem glaube ich Ihnen.«
    »Warum?«
    Die Wirtin lächelte. »Es klingt komisch, was ich Ihnen jetzt
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