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0804 - Die Frau mit den Totenaugen

0804 - Die Frau mit den Totenaugen

Titel: 0804 - Die Frau mit den Totenaugen
Autoren: Jason Dark
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Polizei eingeschaltet werden.«
    »Auch so muss sie erscheinen, glauben Sie es mir.«
    Mrs. Hurt lachte, und es klang dabei sehr unecht. »Wissen Sie, es kann sein, dass wir hier zu sehr hinter dem Mond leben. Wahrscheinlich haben Sie Recht, meine Liebe, und ich…« Sie stoppte mitten im Satz und setzte sich steif hin. »Ich höre etwas, das wird James, mein Mann, sein.«
    Auch Fiona war wie elektrisiert. »Dann werden wir gleich mehr erfahren.«
    »Das denke ich.« Die Frau erhob sich und ging auf die Tür des Wohnraums zu.
    Fiona blieb sitzen. James Hurt hatte das Zimmer noch nicht betreten, er hielt sich im Flur auf, die Tür schlug er wieder zu. Auch seine Frau hatte den Raum verlassen. Beide redeten leise miteinander.
    Obwohl die Tür offen stand, konnte Fiona nichts verstehen.
    Dann betrat James Hurt den Raum. Er war ein großer Mann mit breiten Schultern. Die siebzig Jahre waren ihm nicht anzusehen. Er hatte sein Leben in der Natur verbracht, immer hier am Wasser gewohnt, und war von Beruf Maurer gewesen. Nebenbei war er auch mit als Fischer zur See gefahren.
    Er trug einen glänzenden Anorak über den Arm. Ein grauer Bart umwucherte trotzig sein Kinn, die Haut war von zahlreichen Falten gezeichnet und trotzdem straff.
    Er legte den Anorak zur Seite, ohne ein Wort zu Fiona gesagt zu haben. Auch Mrs. Hurt, die wieder den Raum betrat, enthielt sich eines Kommentars. Ihr Mann nickte Fiona nur kurz zu, ging zum Schrank und holte eine Flasche Gin hervor.
    Er entkorkte sie mit langsamen und bedächtigen Bewegungen.
    Mit einem Plopp verließ der Korken die Öffnung. Die Flasche behielt der Mann in der rechten Hand. Er trank noch nicht, sondern drehte sich Fiona zu, die irgendwie spürte, dass etwas nicht im Lot war.
    »Ja«, sagte James Hurt dann, »wir haben getan, was wir konnten, wirklich, glauben Sie mir.« Er nahm einen Schluck aus der Flasche.
    »Was haben Sie getan, Mister Hurt?«
    »Den Strand abgesucht.«
    »Und?«
    Er trank noch einmal, setzte die Flache ab und wiederholte sich zunächst. »Wie gesagt, wir haben den Strand abgesucht. Wir ließen keinen Flecken aus, aber eine Leiche oder die Leiche der kleinen Susy, die haben wir nicht gefunden.«
    ***
    Nicht gefunden!
    Die letzten Worte brannten sich im Gehirn der jungen Frau fest.
    Ihr kam es vor, als hätte sich der Sessel unter ihr in ein auf dem Wasser schwankendes Floß verwandelt. Der Schwindel ergriff sie.
    Die Gestalt des groß gewachsenen Mannes sah sie gleich doppelt, und sie kreiste auch vor ihren Augen.
    »Das ist nicht möglich!« Sie hatte gesprochen, aber ihre Stimme glich der einer Fremden.
    Hurst hob die Schultern. »Tut mir Leid, Madam, ich kann Ihnen nur die Tatsachen berichten.«
    Fiona umklammerte hart die beiden Lehnen des Sessels. Ihr Gesicht war bleich geworden, es hatte sich zu einem einzigen Fragezeichen verändert. Die Augen zwinkerten, der Mund zuckte, sie wollte etwas sagen, nur brachte sie nicht mehr als ein Keuchen hervor.
    »Wo… wo ist sie dann?«, keuchte sie schließlich.
    »Ich weiß es nicht. Wir wissen es nicht.« Er nickte seiner Frau zu.
    »Jedenfalls war keine Tote zu finden. Wer sich nun geirrt hat, das überlasse ich Ihnen:«
    »Aber ich habe die Kleine gesehen!«
    »Wir nicht!«
    »Ich bin doch nicht blind!«
    James Hurt hob die Schultern. »Sorry, ich kann Ihnen nur mitteilen, was wir gesehen haben. Und jetzt entschuldigen Sie mich bitte. Ich möchte mich duschen.« Ohne ein weiteres Wort zu sagen, machte er kehrt und ging davon.
    Seine Frau ließ er zurück und auch eine Fiona Finley, die die Welt nicht mehr verstand. Sie schaute noch immer auf die Tür, obwohl der Mann den Raum längst verlassen hatte. Erst allmählich sank ihr Kopf nach vorn, als wollte er auf die Knie fallen. »Ich begreife es nicht, ich kann es nicht fassen…«
    Mrs. Hurt kam auf sie zu. Neben dem Sessel blieb sie stehen und beugte sich herab. »Bitte, Fiona, Sie müssen jetzt die Nerven behalten. Sie müssen ganz ruhig sein.«
    »Sie haben gut reden.«
    »Es kann doch eine Täuschung gewesen sein.«
    »Täuschung, wie?« Fiona knurrte die beiden Worte ganz hinten in der Kehle.
    »Nein, ich habe mich nicht getäuscht. Sind die Angriffe der Vögel dann auch Täuschungen gewesen.«
    »Das sagt keiner.«
    »Aber ihr denkt es.«
    »Stimmt nicht.«
    »Verdammt noch mal, was ich gesehen habe, das habe ich gesehen. Ich bin nicht übergeschnappt. Ich bin auch nicht reif für die Couch oder für die Insel. Ich habe noch all meine Sinne zusammen,
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