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0804 - Die Frau mit den Totenaugen

0804 - Die Frau mit den Totenaugen

Titel: 0804 - Die Frau mit den Totenaugen
Autoren: Jason Dark
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sage. Ich glaube Ihnen, weil Sie es sind. Bei einer anderen Person hätte ich Schwierigkeiten, bei Ihnen nicht.«
    Fiona nickte. »Tot«, sagte sie. »Ich bin noch über die Leiche der Kleinen gestolpert, stellen Sie sich das einmal vor.« Im Nachhinein schüttelte sie sich. »Es war einfach nichts zu machen, ich habe sie zu spät gesehen. Da ist es dann passiert. Ein totes Kind… kannten Sie das Mädchen?«
    »Natürlich, Fiona, jeder kannte es.«
    »War es gesund?«
    »Ich denke schon.«
    »Hat man den Eltern Bescheid gegeben?«
    Mrs. Hurt lächelte. »Das versteht sich. Ich war zwar nicht dabei, aber ich denke schon. Die müssen ja schließlich wissen, was mit ihrer Tochter passiert ist.«
    Fiona fasste wieder nach ihrem Glas, schaute hinein und nickte dabei nachdenklich. »Es ist für mich wenig nachvollziehbar, wahrscheinlich überhaupt nicht, denn wie kann ein so gesundes Kind plötzlich tot sein? Das war doch nicht älter als zehn Jahre, wenn überhaupt.«
    »Acht«, präzisierte die Wirtin. »Bitte, da haben wir es.«
    Mrs. Hurt hob die Schultern. »Ich kann Ihnen da auch keinen Rat geben, meine Liebe. Manchmal sind die Wege des Schicksals doch sehr verschlungen und nicht nachvollziehbar.«
    »Warum ist das Schicksal so grausam. Das kann der liebe Gott doch nicht gemeint haben, als er die Menschen schuf.«
    »Ach.« Die ältere Frau winkte ab. »Lassen Sie den lieben Gott ruhig aus dem Spiel. Wir Menschen sind letztendlich für uns selbst verantwortlich, sogar als Kinder.«
    »Ich kann das nicht akzeptieren.« Sie trank wieder einen kleinen Schluck Whisky. »Wissen Sie, Mrs. Hurt, ich hatte einfach das Gefühl, als wäre die Natur nicht mehr in Ordnung. Was bisher sich so friedlich gezeigt hat, das stand nun auf der anderen Seite. Möwen sind doch friedliche Tiere. Warum wurde ich plötzlich von ihnen attackiert? Mir kamen sie wie verwandelt vor, und ich wurde dabei direkt an den Film ‘Die Vögel’ erinnert. Da ist es einer Frau ähnlich ergangen.«
    »Kann es sein, dass sich die Tiere von Ihnen gestört fühlten?«
    Fiona schaute erstaunt. »Wie kommen Sie darauf?« Sie schüttelte den Kopf. »Nein, das ist nicht möglich, Mrs. Hurt, das ergibt keinen Sinn. Dann hätten sich die Tiere auch von den anderen Urlaubern, die am Strand sind, gestört fühlen müssen. Dann hätte ich es noch begriffen, aber ich war allein.«
    »Könnte das der Grund sein?«
    »Bestimmt nicht.« Ein Rest Whisky befand sich noch im Glas. Sie leerte den Bodensatz langsam, weil sie nachdenken wollte, denn sie musste mit ihrer Wirtin noch über etwas sprechen, das sie bisher nicht erwähnt hatte. »Da ist noch etwas, Mrs. Hurt…«
    »Ich bin gespannt.«
    »Kennen Sie das weiße Haus auf den Klippen?«
    »Sicher. Wer kennt es nicht?«
    »Dort habe ich Licht gesehen!«
    Die Wirtin beugte sich vor. Es sah so aus, als wollte sie den Sessel verlassen, aber sie blieb sitzen. »Wie bitte? Was haben Sie gesehen? Licht? Das ist unmöglich.«
    »Doch, ich habe mich nicht geirrt. Ein gelber Schein an einem der Fenster an der Frontseite. Er glitt wie ein heller Streifen über die Scheibe hinweg, ohne allerdings ihr unteres Ende zu erreichen.«
    »Aber da wohnt niemand mehr.«
    »Ich habe trotzdem das Licht gesehen.«
    »Eine Täuschung.«
    »Überhaupt nicht, Mrs. Hurt. Das geschah praktisch zur gleichen Zeit, als ich die Leiche sah. Ich entdeckte erst die Tote, dann das Licht hinter der Scheibe. Aber das war nicht alles.«
    »Haben Sie noch etwas entdeckt?«, erkundigte sich die Frau mit leicht spöttisch klingender Stimme.
    »Ja, noch ein… ein … ich weiß selbst nicht, wie ich es ausdrücken soll. Eine Gestalt vielleicht? Jedenfalls, war sie rot. Mehr ein Gesicht mit kalten, weißen Augen …«
    Die Wirtin schwieg. Ihr Blick sprach Bände. Sie schien der jungen Frau kein Wort zu glauben. Aber sie gab trotzdem eine Antwort.
    »Das Haus ist schon seit Jahren unbewohnt. Es will niemand hineinziehen. Da kann es kein Gesicht und auch kein Licht gegeben haben. Sie haben sich geirrt, Fiona glauben Sie mir.«
    »Ich habe gesehen, was ich gesehen habe. Ich lasse mir von Ihnen nicht das Gegenteil einreden.«
    »Das wollte ich auch nicht. Ich hatte nur vor, etwas richtig zustellen. Nein, dieses Haus…«, sie sprach nicht mehr weiter und schüttelte heftig den Kopf.
    »Was ist mit dem Haus?«
    Mrs. Hurt winkte ab. »Wir lassen es lieber. Es gibt Gerüchte. Geister sollen sich dort aufhalten. Geister ertrunkener Menschen, heißt es. Wer glaubt schon
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