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0804 - Die Frau mit den Totenaugen

0804 - Die Frau mit den Totenaugen

Titel: 0804 - Die Frau mit den Totenaugen
Autoren: Jason Dark
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so etwas?«
    Fiona nickte. »Ich, Mrs. Hurt. Dann habe ich eben den Geist eines Ertrunkenen gesehen.«
    »Unsinn.«
    »Weshalb ist es dann nicht mehr bewohnt? Es steht an exponierter Stelle. So etwas lässt man sich doch nicht entgehen. Nicht in einer Marktwirtschaft.«
    »Da haben Sie schon Recht. Aber Sie wissen ja selbst, wie das mit den Gerüchten ist. Hat man erst einen kleinen Makel abbekommen, lässt sich nichts mehr rückgängig machen. Damit müssen wir wohl leben. So waren die Menschen, so sind sie, so werden sie immer sein.« Den letzten Satz hatte die Frau durch ein Lächeln begleitet, das Fiona gar nicht gefiel. Nicht dass sie etwas gegen Menschen gehabt hätte, die lächelten, aber diese Frau lächelte an der falschen Stelle. Die Lage war einfach zu ernst, um sie derart zu verkennen.
    Zudem traute sie dem Lächeln nicht. Es kam ihr irgendwo auch falsch vor. Die nette Mrs. Hurt war zwar äußerlich auch nett geblieben, aber die Echtheit war verschwunden. Etwas stimmte hier nicht mehr. Es gab atmosphärische Störungen.
    Das merkte Fiona Finley sehr wohl, und sie ließ sich dabei nicht allein von ihren Gefühlen leiten, es kam noch etwas anderes hinzu.
    Mrs. Hurt wusste wohl, dass sie als Sekretärin arbeitet, aber Fiona hatte ihr nicht gesagt, bei welcher Firma.
    Eigentlich war es eine Behörde, eine weltbekannte sogar. Ein Name, der noch heute viele Menschen schaudern ließ – Scotland Yard. Nun gehörte Fiona nicht zu den aktiven Mitarbeitern, sondern war in der reinen Bürokratie beschäftigt. Ihr Arbeitsplatz war der Computer, der Schreibautomat, und sie wurde von der Abteilung Fahndung und Organisation bezahlt. Sie hatte also nichts mit den Leuten ganz vorn zu tun und war auch froh darüber. Das schloss nicht aus, dass sie den einen oder anderen Kollegen kannte, aber auch eine Kollegin war ihr nicht fremd. Ab und zu traf sie mit Glenda Perkins in der Kantine zusammen. Da blieb es nicht aus, dass man sich auch über dienstliche Dinge unterhielt. Und Glenda arbeitete für zwei Männer, die man als Spezialisten bezeichnen konnte, was die Aufklärung unheimlicher Fälle anging.
    Sie waren praktisch Geisterjäger. Ihre Namen lauteten John Sinclair und Suko.
    Wie automatisch war ihr der Gedanke an die beiden gekommen, als sie von der Geschichte des Hauses gehört hatte. Das hätte durchaus etwas für sie sein können, und die Gedanken der jungen Frau bewegten sich bereits in entsprechende Richtungen.
    Davon merkte Mrs. Hurt natürlich nichts. »Ich denke, Sie sollten gewisse Tatsachen so nehmen, wie sie sind. Sonst laufen Sie noch Gefahr, schwermütig zu werden.«
    »Ich mache mir eben meine Gedanken.«
    »Das ist auch legitim. Es wäre schon unnatürlich, würden Sie es nicht tun, meine Liebe.«
    Fiona spürte ein gewisses Misstrauen der Wirtin gegenüber. Sie nahm sich vor, der Frau nicht zu viel zu erzählen, denn überzeugen würde sie Mrs. Hurt nicht können.
    »Noch einen kleinen Whisky?«
    »Nein, um Himmels willen. Ich bin eigentlich zu müde.«
    »Dann legen Sie sich hin.«
    Fiona strich über ihr Haar. »Ja, im Prinzip schon. Aber ich möchte doch gern das Ergebnis der Suche abwarten. Das ist, denke ich, auch für Sie verständlich.«
    »Natürlich. Keiner kann Ihnen da etwas in den Weg legen. Wir sind schließlich alle nur Menschen und keine Übertiere.« Sie hob die Schultern. »Jedenfalls tut es mir um die kleine Susy sehr Leid. Sie war ein so nettes und aufgewecktes Kind, das können Sie mir glauben. Dabei hat sie gar nicht weit von hier entfernt gewohnt…«
    »Und die Eltern?«
    »Sind einfache Leute. Wohnen schon immer hier. Seit Generationen. Eine alte Seefahrer-Familie. Früher hat es hier noch einen richtigen Hafen gegeben, heute nicht mehr. Aber das waren andere Zeiten. Wir müssen uns eben auf das Neue einstellen.«
    »Gehört ein totes Kind auch dazu?«
    Mrs. Hurt zog die Augenbrauen zusammen. »Ich bitte Sie, meine Liebe, sagen Sie nicht so etwas.«
    »Aber…«
    »Es ist ein Zufall. Das kann überall passieren. Warum also nicht hier in Harrings-on-Sea?«
    Fiona hob die Schultern. »Vielleicht deshalb nicht, weil man es überall erwartet, nur eben hier nicht.«
    »Ja, klar.« Sie nickte. »Wenn ich fremd wäre, würde ich ebenfalls so denken, sage ich mal.«
    »Ich werde aber noch zur Polizei gehen müssen.«
    Die Wirtin schluckte. »Warum?«
    »Weil die Leiche untersucht werden muss. Vielleicht ist Susy Carter ermordet worden. Ist doch möglich.«
    »Dann müsste natürlich die
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