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0804 - Die Frau mit den Totenaugen

0804 - Die Frau mit den Totenaugen

Titel: 0804 - Die Frau mit den Totenaugen
Autoren: Jason Dark
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darüber wuchs das blonde Haar in zahlreichen Locken.
    Nein, so sah kein lebendes Geschöpf aus. Dieses Kind war tot, und es lebte trotzdem.
    Was tun – ohne Waffen? Glenda blieb nur die Flucht.
    Sie musste sich schon zusammenreißen, um sprechen zu können.
    Und sie riss sich noch mehr zusammen, weil sie das Zittern ihrer Stimme unterdrücken wollte.
    »Hallo Susy…«
    Das Mädchen bewegte seinen Mund. Es war für Glenda nicht zu erkennen, ob es dabei lächelte. Die Zunge schob sich hervor. Kein rosiges Etwas, mehr ein grauer, auch violett schimmernder widerlicher Klumpen, mit dessen Spitze sie den schiefen Schwung des Mundes nachzog. Es klebte auch eine helle Flüssigkeit an der Zunge.
    »Kannst du mich verstehen, Susy?«
    Keine Antwort. Die Augen hatten sich nicht verändert, sie blieben kalt und starr, und in den kleinen Pupillen schien das Licht der Totenwelt zu leuchten.
    Glenda Perkins überlegte. Irgendetwas musste sie doch tun. Sie konnte es einfach nicht hinnehmen, dass die Kleine nur vor ihr stand und überhaupt nicht reagierte.
    Sehr vorsichtig und auch leicht zögernd streckte sie ihren rechten Arm und damit auch die Hand aus.
    Dann spürte sie die Kälte. Je näher sie an das Mädchen herankam, umso eisiger wurde es. Die Kälte legte sich auf ihre Hand, als wollte sie dort die Haut zusammenziehen. Sie verwandelte ihre Fingernägel binnen weniger Sekunden zu kleinen, spitzen Eiszapfen, so dass sich Glenda fragte, ob sie die Hand noch gebrauchen konnte.
    Susy griff blitzartig zu!
    Das geschah, als Glenda die Hand wieder zurückziehen wollte, doch genau das musste Susy bemerkt haben. Und plötzlich steckte das Gelenk der Frau in einer Klammer aus Eis.
    Für zwei, drei Sekunden bewegte sich keiner der beiden. Selbst Glenda wirkte starr wie eine Tote.
    Dann schrie Susy böse auf.
    Gleichzeitig drehte sie ihren rechten Arm, ohne dass ihre Hand Glenda Perkins’ Gelenk losließ. Auch Glenda schrie, sie aber vor Schmerzen, weil sie das Gefühl hatte, ihr Gelenk würde durch die Drehung von dieser verdammten Totenklaue gebrochen. Noch immer auf dem Bett hockend wurde sie herumgewirbelt und geriet dabei in eine harte Rechtsbewegung.
    Sie fiel auf das Bett, war aber zu weit an der Kante und rutschte darüber hinweg.
    Glenda landete auf dem Boden. Sie missachtete den Schmerz an der Schulter, denn das kleine untote Wesen hielt noch immer ihr rechtes Handgelenk umklammert. Aus seinem Mund drangen schrille Laute, es freute sich über seinen Triumph.
    Glenda war zu sehr mit sich selbst beschäftigt, als auf das Kind achten zu können. Deshalb sah sie auch nicht, dass Susy zu einem Tritt ausgeholt hatte.
    Ihre Fußspitze erwischte Glendas Stirn.
    Ein böser Schmerz flammte durch ihren Kopf. Sie konnte nicht mehr denken, auch ihre Umgebung verschwand unter grellen Blitzen. Gleichzeitig fühlte sich der Kopf an, als wäre er von verschiedenen Seiten her zusammengedrückt worden.
    Und noch ein Tritt erwischte sie.
    Diesmal nicht am Kopf. Glenda spürte ihn an der Hüfte, wo er sie wie ein tiefer Lanzenstich erwischt hatte. Wieder stöhnte sie auf, aber Susy hatte mit dem Tritt genau das erreicht, was sie hatte erreichen wollen. Glenda rollte sich herum, und auf dem Bauch blieb sie liegen.
    Das ist gefährlich!, schoss es ihr trotz aller Schmerzen durch den Kopf. Aus eigener Kraft schaffte sie die nächste Drehung nicht mehr, denn einen Augenblick später spürte sie den Druck des kalten, untoten Kinderkörpers auf ihrem Rücken, und sie bemerkte auch, wie sich ebenfalls kalte Hände über den Rücken schlangengleich hinwegbewegten und sich ihrem Hals näherten.
    Dort packten sie dann zu.
    Es war ein harter, brutaler Griff, geführt von acht Fingern und zwei kleinen Daumen, die breit genug waren, um ihren gesamten Hals zu umklammern. Sie raubten ihr die Luft.
    Zum ersten Mal schoss Panik in Glenda hoch. Auf ihrem Rücken hockte das Zombie-Kind und würgte sein Opfer.
    Glenda schaffte es, den Kopf anzuheben. Für einen Moment schaute sie nicht mehr gegen den bräunlichen Teppichboden; sondern darüber hinweg bis vor die Wand des Zimmers, wo noch ein Minischreibtisch seinen Platz gefunden hatte.
    Sehr bald schon verschwamm dieses Möbelstück vor ihren Augen, und auch der Schrank verwandelte sich in ein riesiges, schattenhaftes Monstrum, das plötzlich anfing zu wandern und auf sie zukam.
    Der Schrank – oder Schatten – schwebte heran. Er vermengte sich mit den Schatten, die Glenda bereits umgaben. Ihre Lungen schienen
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