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Wogen der Leidenschaft - Roman

Wogen der Leidenschaft - Roman

Titel: Wogen der Leidenschaft - Roman
Autoren: Janet Chapman
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Prolog
    B enjamin Sinclair blickte zu seinen zwei Brüdern auf, die sich als eindrucksvoll vereinte Front vor seinem Schreibtisch aufgebaut hatten. Seit sie eingetreten waren, hatten sie kein Wort geäußert. Das war auch nicht nötig. Sinclairs blufften niemals und drückten sich nie vor einer Verantwortung.
    Wohl wissend, dass er das Büro nicht verlassen konnte, ehe er nicht mit dem Grund für seine miserable Stimmung herausgerückt war, zog Ben wortlos eine Briefkarte aus einem Umschlag auf dem Schreibtisch, schob sie ihnen zu und wartete, seinen Blick unverwandt auf die Wand gegenüber gerichtet, während die beiden die kurze, knappe Nachricht auf der schlichten weißen Karte lasen.
    Sam Sinclair griff nach dem Umschlag, warf einen Blick auf den Poststempel und sah dann Ben an.
    » Das ist ja schon vor über drei Wochen gekommen.«
    » So lange hat es gedauert, bis ich herausgefunden habe, ob es stimmt.«
    » Und… stimmt es?«, fragte Jesse.
    Ben senkte den Blick auf die anonyme Nachricht, die ihn dermaßen aus dem Gleichgewicht gebracht hatte.
    Mr Sinclair, Sie haben einen Sohn. Er ist fünfzehn und heißt Michael. Es wird Zeit, dass Sie kommen und ihn kennenlernen.
    Der Poststempel stammte aus Medicine Gore, Maine.
    » Die Ermittler, die ich engagiert habe, halten es für wahr«, gab Ben leise zurück. Der Blick seiner graublauen Augen ruhte wieder auf seinen Brüdern.
    » Der Junge heißt Michael Sands. Er lebt bei seiner Tante. Die Zeit stimmt.« Er schob ihnen einen dicken Ordner zu.
    » Die Ermittler haben ein Foto beigelegt. Sagt mir, was ihr davon haltet.«
    Sam klappte den Ordner auf. Er und Jesse starrten das acht-mal-zehn cm große Foto an.
    » Mein Gott«, stieß Jesse mit einem Blick auf Ben heiser hervor.
    » Das könnte ein Foto von dir vor neunzehn Jahren sein.« Wieder sah er Ben an.
    » Er hat deine Augen.«
    Sam, der älteste der drei Sinclairs, ließ sich seufzend auf einen Stuhl vor dem Schreibtisch sinken. Jesse, der jüngste, griff nach dem Foto, ehe er sich auf dem zweiten Stuhl niederließ.
    » All die Jahre, die Bram uns bekniet hat, wir sollten heiraten und Kinder in die Welt setzen…« Sam schüttelte den Kopf, » …und dabei hatte er die ganze Zeit über einen Enkel in Maine.«
    » Verdammt, wie ist das möglich? Wieso wusstest du nicht, dass du ein Kind gezeugt hast?«, fragte Jesse.
    » Es muss in dem Sommer passiert sein, als du in den Bergen von Maine gegen die großen Abholzungen protestiert hast. Wir haben vermutet, dass du dich dort oben verliebt hättest. Als du zurückgekommen bist, war deine Stimmung dermaßen schlecht, dass du kein Wort gesagt hast.«
    » Ich habe gegen den Bau eines Staudammes protestiert«, erläuterte Ben.
    » Das Mädchen war Kelly Sands. Ich habe sie gebeten, mit mir nach New York zu kommen, sie aber hat nur gelacht und gesagt, ich solle zum Teufel gehen. Nicht die entfernteste Andeutung, dass sie schwanger sein könnte.«
    » Wusste sie, wer du bist?«, fragte Sam.
    » Wer dein Großvater war?«
    » Ich habe ihr nicht verheimlicht, dass meine Familie vermögend ist, habe daraus aber auch keine große Sache gemacht.« Er zuckte mit den Schultern.
    » Ich glaube, sie hat mich nie mit großem Reichtum in Verbindung gebracht.«
    Jesse schnaubte.
    » Andernfalls hätte sie bei dir angeklopft, als sie ihre Schwangerschaft entdeckt hat, da kannst du sicher sein.«
    » Fragt sich nur, warum sie jetzt plötzlich anklopft .« Sam schüttelte den Kopf.
    » Fünfzehn Jahre– eine so lange Zeit verstreichen zu lassen, bis man einem Mann eröffnet, dass er einen Sohn hat.«
    » Der Brief stammt nicht von ihr«, sagte Ben.
    » Die Ermittler haben herausgefunden, dass Kelly Sands vor zehn Jahren verschwunden ist. Ihre jüngere Schwester hat Michael allein großgezogen.«
    Schweigen senkte sich über die Brüder. Ben ballte die Hände zu Fäusten, als er den Blick nach innen richtete und sich in Gedanken auf jenen längst vergangenen Sommer konzentrierte, als jugendlicher Idealismus ihn in den Norden gezogen hatte … in die Arme einer schönen, aber letzten Endes harten und unnachgiebigen jungen Frau. Lange verschütteter Schmerz kam an die Oberfläche; Reue, Kummer und Zorn kämpften in Ben, während er abermals versuchte, sich an den Gedanken zu gewöhnen, dass er einen fünfzehnjährigen Sohn hatte.
    » Und was gedenkst du in der Sache zu unternehmen?«, fragte Sam.
    Wieder in die Gegenwart zurückversetzt, bedachte Ben seine Brüder mit einem knappen
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