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0804 - Die Frau mit den Totenaugen

0804 - Die Frau mit den Totenaugen

Titel: 0804 - Die Frau mit den Totenaugen
Autoren: Jason Dark
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glauben, dass die Scheibe aus Panzerglas bestand, also musste es einen anderen Grund geben.
    Die Schritte des Mannes waren verklungen. Glenda saß in einer bedrückenden Stille fest und hörte nur ihren eigenen Atem. Der Lichtschalter befand sich neben der Tür. Weniger weit von ihr entfernt stand die kleine Nachttischleuchte, deren Schaltknopf befand sich in einer für sie günstigen Reichweite.
    Sie streckte den Arm aus, die Kugel erhellte sich. Es sah aus, als würde ein blasser Mond über der Platte des schmalen Nachttisches schweben.
    Glenda stand auf.
    Das Licht reichte ihr. Es ließ zwar zwei Ecken im Dunkeln, besonders die neben dem hohen Schrank, aber den Weg sah sie trotzdem.
    Sie würde aus dem Fenster klettern müssen.
    Auf halber Strecke stoppte sie. Nicht einem Impuls folgend, denn sie hatte etwas gehört. Zuerst wusste sie nicht, was es sein könnte, dann wiederholte sich der Laut.
    Das waren sogar Schritte…
    Glenda drehte den Kopf nach rechts. Ihre Gedanken überschlugen sich dabei. War sie nicht allein im Zimmer? Hielt sich noch jemand auf, und hatte sich dieser Jemand gut versteckt?
    Neben dem Schrank verdichtete sich der Schatten. Und dort sah sie die Bewegung.
    Da kam eine Person.
    Nicht groß, sondern eher mit einem Kind zu vergleichen.
    Es war ein Kind, ein Mädchen, und zugleich eines, das eigentlich hätte tot sein müssen…
    ***
    Fiona Finley rollte sich auf die andere Seite und hatte noch immer das Gefühl, keine Luft mehr zu kriegen. Ihr Hals schmerzte, die Klauen des untoten kleinen Wesens hatten harte Druckstellen hinterlassen, die sicherlich zu blauen Flecken werden würden, doch das war lächerlich im Vergleich zu der Lage, in der sie sich befand.
    Sie wusste so gut wie nichts. Erinnern konnte sich Fiona noch an die kleine Gestalt des Mädchens, das eigentlich hätte tot sein müssen. Es war plötzlich bei ihr gewesen und hatte zugegriffen.
    Sehr schnell und mit geschmeidigen, dehnbaren Fingern, die trotzdem hart wie Stahl waren und ihren Hals nicht losließen.
    Die große Schwärze war über sie gekommen. Allerdings nicht die endlose Schwärze des Todes, sondern die der tiefen Bewusstlosigkeit, in die sie hineingesackt war und aus der sie so schnell nicht mehr erwachen sollte. Bis zu einem bestimmten Zeitpunkt jedenfalls. Da war sie aus dieser düsteren Tiefe erschienen, hatte sich hochtreiben lassen, zurück in die normale Welt, und hatte sich in den ersten Minuten überhaupt nicht zurechtgefunden. Die Schmerzen an ihrem Hals waren einfach zu gravierend gewesen, nur konnte man sich in gewisser Weise an sie gewöhnen, auch wenn es brannte, wenn sie Luft holte.
    Fiona hatte sich hingesetzt, und in dieser Haltung war sie auch geblieben.
    Sie schaute sich um.
    Eine tiefe Stille umgab sie. Sie erkannte auch, dass sie sich in einem leeren Raum befand, umgeben von hellen Wänden aus Holzbalken. Sie sah zwei Fenster und stellte fest, dass draußen die Dunkelheit noch nicht angebrochen war.
    Durch die Scheiben fiel das Licht und breitete sich zwischen den Wänden aus.
    Allerdings in einer für sie kraftlosen Art, als wäre die Hälfte seiner Intensität draußen geblieben.
    Das Licht gefiel ihr nicht. Es war so fahl, so wenig sonnig, dafür aber dämmrig und von Schatten durchweht. Das war nicht das Licht der Küste oder des Meeres, es hatte etwas eigenes an sich und schien von den Scheiben gefiltert zu werden.
    Auch der Boden bestand aus Holzbrettern, die ebenfalls hell gestrichen waren. Allerdings nicht weiß wie die Wände, sondern einen dunkleren Ton aufwiesen.
    Sie presste die Hände gegen das Gesicht. Im Kopf spürte sie auch die leichten Schmerzen. Am liebsten hätte sie geheult und gejammert.
    So blieb sie zunächst wie eine Statue hocken, ohne ein Geräusch von sich zu geben.
    Es verging die Zeit. Fiona hockte in der bedrückenden Stille wie eine Gefangene, bis sie schließlich feststellte, dass es so still in ihrer Umgebung nicht war.
    Sie hörte Geräusche. Da war ein leises Knacken, hin und wieder ein Kratzen oder Brechen. Als wäre jemand dabei, unter den Holzbalken zu rumoren.
    Fiona wunderte sich darüber. Sie kam damit noch nicht zurecht, räusperte sich die Kehle frei und flüsterte in die Leere des Zimmers hinein: »Ist da jemand…?«
    Ihr Flüstern verwehte, ohne dass sie eine Antwort erhalten hätte.
    Nicht einmal ein Lachen oder Wispern vernahm sie. Nach ihrer Frage waren die Geräusche verstummt.
    Warum?
    Allmählich kehrte ihr Überlebenswille zurück. Obwohl sie
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