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0785 - Der Kinderschreck

0785 - Der Kinderschreck

Titel: 0785 - Der Kinderschreck
Autoren: Jason Dark
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nichts mehr hören. Lasst uns den Rest des Abends genießen!«
    Keiner war dagegen. Sheila klatschte ihr sogar zu. Ich lächelte, während Bill und Brett auf den Tisch schauten. Wir versuchten die Stimmung zurück zuholen. Es wollte uns nicht gelingen, alles wirkte verkrampft, und ich kriegte auch mit, dass Brett Gibson des Öfteren zum Fenster hinschaute, als würde er damit rechnen, dass dort jeden Augenblick das Gesicht erschien.
    Es blieb verschwunden. Dafür hatte es aufgehört zu schneien. Der Himmel musste herrlich klar sein. Wir erlebten es, als wir uns von den Gibsons kurz vor Mitternacht verabschiedeten. Es war noch kälter geworden, und die Luft wirkte wie kaltes, dunkles Glas. Sie lag auf der weißen Fläche aus frischem Schnee, die mich an ein langes und auch breites Leichentuch erinnerte. Das lag an meinem Job.
    Dahinter erhob sie der Wald. Ein dunkles Gebilde aus starren, eisigen Schatten, dicht, undurchdringlich und auch gefährlich, wie ich mittlerweile wusste.
    Bill Conolly ging neben mir her. Wir schauten beide auf Sheilas Rücken, die vorgegangen war, denn sie hatte auch die Schlüssel mitgenommen.
    »Was hast du wirklich erlebt, John?«, fragte er flüsternd.
    Ich hob die Schulter. »Darüber kann ich noch nicht reden.«
    »Harmlos war es nicht.«
    »Wie kommst du darauf?«
    Bill lächelte. »Weil du dein Bein nachziehst.«
    »Stimmt, ich bin ausgerutscht. Du weißt selbst, wie glatt der Boden hier ist.«
    »Kann sein.«
    »Glaubst du es nicht?«
    »Nein!« Bill schaute in Richtung Wald. »Wir scheinen das Unheil anzuziehen wie das Licht die Motten. Ich bin fest davon überzeugt, dass es im Wald dort lauert und dass du bereits mehr darüber weißt, es aber nicht zugeben willst. Es ist falsch, John, wenn du davon ausgehst, dass du uns die Urlaubsfreude verdirbst. Du solltest zumindest mir klaren Wein einschenken.«
    »Können wir uns dabei auf den morgigen Tag einigen?«
    Der Reporter überlegte. »Wenn es dir etwas bringt – okay. Dann warte ich so lange.«
    Sheila stand bereits an der Haustür. Sie hielt sie für uns auf.
    »Kommt ihr?«
    »Gleich.«
    Sie schaute ziemlich betreten, als wir das Haus betraten und sprach uns beide an. »Das war nicht gut«, sagte sie. »Nein, das war überhaupt nicht gut.«
    »Gute Nacht, Sheila.«
    Sie sah mich an. »Ich kenne dich, John. Ich kenne dich ebenso gut sie Bill, und ich weiß, dass es da etwas gibt, das uns noch Probleme bereiten könnte.«
    Ich gab ihr einen Kuss auf die Wange. »Morgen, meine Liebe, ist auch noch ein Tag.«
    »Ich weiß.«
    »Dann reden wir weiter.« Ich winkte auch meinem Freund Bill zu und stieg die Treppe hoch.
    Die Stimmung war tatsächlich dahin gewesen, da hatte Sheila Recht gehabt. Aber was hätte ich tun sollen? Jeder wusste, dass etwas nicht stimmte.
    Wie hieß es noch? Fröhliche Weihnachten!
    Ich für meinen Teil wollte dafür sorgen, dass dies auch eintraf.
    Möglicherweise musste ich dafür durch die Hölle gehen…
    ***
    Oleg und Olinka hatten ihr Mahl beendet. Beide leckten sich über ihre Lippen wie die Tiere. Sie hockten sich an dem rohen Holztisch gegenüber und schauten sich über die Kerzenflamme hinweg an. In den Augen der Alten tanzten Funken. Sie konzentrierte sich auf die Pupillen und machten diese zu runden Flecken. Es sah so aus, als wäre tief aus ihrem Innern das Böse hervorgeholt worden. Ihr Gesicht mit der trockenen Haut wirkte wie das einer Holzfigur. Es gab keine Regung darin, und nicht einmal die Lippen zuckten.
    »Hat es dir geschmeckt, mein Lieber?«
    Oleg ließ sich nicht stören. Er zerrte eine kleine Sehne aus seinem Mund und warf sie zurück auf den Blechteller. »Es war nicht so gut.«
    »Ich weiß.«
    »Das willst du ändern, wie?«
    Olinka beugte sich vor, und ihre Gestalt sackte dabei zusammen.
    Mit dem Kinn und dem vorderen Teil des Oberkörpers lag sie beinahe auf der Tischplatte. »Ja, das will ich ändern. Wir hatten es uns doch vorgenommen, weißt du noch?«
    »Wie könnte ich das vergessen.«
    »Es war damals in der Nähe von Brunn, als wir uns fanden und uns zusammentaten. Wir wussten ja, wie gleich wir waren. Ich komme aus dem Wald, du ebenfalls. Wir haben den Böhmerwald durchstreift, wir kennen seine Tiefen und Geheimnisse. Wir haben erlebt, dass der Wald Schutz bietet, den die Menschen jetzt in ihrer grenzenlosen Dummheit und Arroganz zerstören wollen, aber das ist nicht unser Thema. Hier geht es um uns und darum, wie gleich wir uns sind.«
    Oleg nahm den Teller hoch und leckte
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