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0785 - Der Kinderschreck

0785 - Der Kinderschreck

Titel: 0785 - Der Kinderschreck
Autoren: Jason Dark
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jedoch noch nicht einlassen. Hinter den Fenstern wirbelte der Schnee in einem dichten Flockenteppich vorbei, der einfach nicht abreißen wollte.
    Als die Gläser gefüllt waren, hob Brett das seine an und hieß uns in seinem und im Namen seiner Frau willkommen. Besonders mich, dazu sagte er: »Man hat viel von Ihnen gehört, John, aber ich freue mich, dass wir uns zum ersten Mal persönlich kennen lernen.«
    »Das Kompliment gebe ich gern zurück.«
    Dann tranken wir die ersten Schlucke. Der Glühwein war ein Genuss. Sehr kräftig, nicht nur vom Geschmack her, auch was den Alkoholgehalt anging. Wir alle lobten ihn, und Cindy musste lachen.
    »Mein Mann hat einem Einheimischen den Auftrag gegeben, den besten Glühwein zu besorgen. Ich denke, das hat er getan. Ich konnte ihn direkt aus der Flasche in den Topf gießen. Das war keine Kunst.«
    »Trotzdem haben Sie es hier wunderschön gemacht, Cindy«, sagte ich.
    Sie schaute zur Seite. Ein Lächeln umspielte ihre vollen Lippen.
    Diesmal hatte sie ihre Haare eingegelt und glatt nach hinten gekämmt. Eine gründe Spange passte farblich zu ihrer Bluse.
    Es entstanden keine Verlegenheitspausen. Wir hatten Gesprächsstoff genug, und natürlich drehte sich alles um den Urlaub. Die Gibsons wollten von mir wissen, wie lange ich zu bleiben beabsichtigte.
    Ich drückte mich zwar nicht um die Antwort herum, aber es stand ja nicht fest, ob ich auch den ersten Tag des neuen Jahres im Bayerischen Wald erlebte.
    Sheila schlug mir auf den Arm. »Bleib mal hier, John, was willst du im trüben London?«
    »Da habe ich auch noch Freunde. Sarah Goldwyn und Jane haben schief aus der Wäsche geschaut, als sie erfuhren, dass ich mich zurückgezogen habe. Sie wollten mit mir Silvester feiern und haben auch Glenda eingeladen, wenn ich mich nicht irre.«
    »Ich dachte, die wollte mit Bekannten in einem Hotel das Neue Jahr einläuten«, sagte Bill.
    »Kann auch sein.«
    Brett nickte mir über den Tisch hinweg zu. »Sie sind also ein Polizist von Scotland Yard, John.«
    »Ich kann es nicht leugnen.«
    Er nickte seinem Glas entgegen und meinte: »Das ist auch ein ziemlich anstrengender Job.«
    Ich schmunzelte. »Heute aber nicht.«
    »Das will ich auch hoffen, obwohl…«
    »Bitte, Darling, lass es doch. Sprich nicht von der Arbeit anderer, wenn sie mit dir zusammen Urlaub machen.«
    »Moment, lass mich ausreden. Das hatte ich auch nicht vor. Mir ist nur eben eingefallen, was in der vergangenen Nacht geschehen ist. Du hast es ja selbst erlebt.«
    »Da war John noch nicht hier.«
    »Ich hörte davon«, sagte ich.
    »Ich habe ihm davon erzählt«, sagte Bill.
    »Auch von den Ratten?«
    Bill nickte Brett Gibson zu.
    »Was ist das denn für ein Thema an einem weihnachtlich gedeckten Tisch?«, beschwerte sich Sheila. »Oder bist du anderer Meinung, Cindy?«
    »Nein, bin ich nicht.«
    Brett verdrehte die Augen. »Das Thema soll sich auch nicht über den ganzen Abend hinziehen. Ich möchte nur auf etwas Bestimmtes hinaus. Das möge man mir gestatten.«
    Ich lachte. »Okay, was meinen Sie, Brett?«
    »Können Sie sich vorstellen, dass hier Ratten herumlaufen, John?«
    Ich runzelte die Stirn. »Nur schwerlich, doch Sie haben in der Nacht eine gesehen, wie ich hörte.«
    »Nicht nur das. Ich habe sie mit einem Spatenblatt in zwei Hälften geteilt.«
    »Bitte, Brett!«, rief Cindy. »Was ist das denn wieder für ein Thema. Du fängst damit an, es zu intensivieren.«
    »Pardon, es ist die Wahrheit, Cindy. Es ist ebenso wahr wie das Gesicht, das Davy vor der Fensterscheibe gesehen hat. Ich habe die Spuren der Leiter gesehen. Das kannst du nicht bestreiten. Jemand ist an der Hauswand hochgeklettert.«
    »Ich will es auch nicht bestreiten, aber sollen wir uns jetzt anziehen und diesen Mann suchen?«
    »Ich kenne ihn!«
    Acht erstaunte Augenpaare richteten sich auf mich, aber kein Mund bewegte sich vorerst, um zu sprechen. Bis sich Brett Gibson schließlich räusperte. »Ist das wahr, John?«
    »Ja – leider.«
    »Wo haben Sie ihn denn gesehen?«
    »Heute noch, auf meinem Spaziergang.«
    Bill schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. »Verflixt, warum hast du mir davon nichts erzählt?«
    »Ich wollte nicht noch mehr Öl ins Feuer gießen. Ich traf ihn praktisch am Waldrand. Dazu muss ich dann noch etwas sagen. Auch ich habe die Ratten gesehen. Nicht nur eine, sondern viele.« Ich schaute Cindy und Sheila abwechselnd an. »Wir können davor nicht die Augen verschließen. Sie scheinen sehr gierig und hungrig zu
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