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0785 - Der Kinderschreck

0785 - Der Kinderschreck

Titel: 0785 - Der Kinderschreck
Autoren: Jason Dark
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länger kenne. Rück raus mit der Sprache! Was geht dir gegen den Strich?«
    »Nun ja, eigentlich nicht sehr viel. Ich hätte noch eine Frage an dich, Bill. Kann es sein, dass es hier in der Umgebung eigentlich Ratten gibt?«
    Bill sagte nichts. Er schaute zu Boden. Seine Reaktion bewies mir, dass ich ins Ziel getroffen hatte.
    »Mach jetzt keinen Mist, Bill, es ist verdammt wichtig für mich. Gibt es hier Ratten?«
    »Jetzt fängst du auch noch damit an!«
    »Wieso? Wer noch?«
    »Brett Gibson.«
    »Wann und wo?«
    »In der vergangenen Nacht. Als sein Sohn das Gesicht sah, hat er geschrieen. Seine Eltern liefen zu ihm hoch, dann ist Brett hinausgegangen, um nach Spuren zu suchen. Dabei hat er eine Ratte gesehen und sie mit einem Spaten getötet. Das ist alles.« Der Reporter sprach jetzt schneller. »Wir sollten die Tatsache nicht überbewerten, John. Ratten sind nun mal da. Sie leben überall auf der Welt, warum nicht hier?«
    »Nun ja, bei dieser Kälte…«
    »Ein Zufall.«
    »Meinst du?«
    »Du nicht?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Tu mir noch einen Gefallen. Hat Davy das Gesicht beschrieben, das er sah?«
    »Ja.«
    »Bitte.«
    »Herrgott, bist du ein Quälgeist. Lässt du denn gar nicht locker, verdammt noch mal?«
    »Nicht hier, Bill.«
    Ich bekam die Beschreibung aus dritter Hand. Sicherlich waren Details weggelassen worden, das alles spielte in diesem Fall keine Rolle. Denn ich wusste sehr schnell, dass der Junge und ich denselben Mann gesehen hatten.
    »Bist du nun zufrieden?«, fragte Bill.
    »In der Tat.«
    »Kennst du den Kerl?«
    Diesmal log ich den Reporter an, und das nahm er mir auch ab.
    »Sorry, den habe ich nicht gesehen.«
    »Wenigstens etwas«, sagte er.
    »Bis später dann, Bill!« Ich drehte mich um, weil Sheila auch gerufen hatte. Erst als Bill in der Küche verschwunden war, stieg ich die Treppe hoch. Er sollte nicht sehen, dass ich mein linkes Bein etwas nachzog und es nur wenig belasten konnte. Ich war deshalb froh, wieder in mein Zimmer zu kommen. Dass Johnny im Haus war, war sicher, denn aus dem Nebenraum hörte ich den Weihnachtsrock von der Kassette. Ich schloss die Tür, humpelte zum Bett und setzte mich hin. Es tat gut, sich ausruhen zu können, nur wollte ich damit nicht zu viel Zeit vertrödeln, denn bisher hatte ich mir meinen linken Fuß noch nicht richtig anschauen können.
    Den rechten Stiefel konnte ich normal ausziehen. Beim linken ging ich behutsamer vor, zog auch den Socken aus und besah mir die Stelle, die sich deutlich auf der Haut abzeichnete, denn da hatte sich ein dunkler Streifen gebildet. Er war identisch mit dem harten Eisenbügel. Die Stelle war eingedrückt und an den Rändern geschwollen. Wenn ich mit den Fingern etwas Druck ausübte, spürte ich schon den Schmerz. Verstaucht oder gebrochen war dagegen nichts.
    Nach einer Weile stand ich wieder auf und näherte mich dem Fenster. Vor der Scheibe blieb ich stehen. Mein Blick fiel über die dunkler gewordene Schneefläche. Ich hatte mir an sich den Wald wieder aus der Entfernung anschauen wollen, was leider nicht mehr möglich war, denn ein Vorhang aus unzähligen kleinen Schneeflocken verwehrte mir den Blick.
    Es kam mir vor, als wäre die restliche Welt begraben worden. Zudem jagten einige Windstöße über die Höhen. Sie erfassten auch die Flocken und trieben sie schräg gegen das Fenster oder ließen sie daran vorbeihuschen.
    Weiße Weihnacht!
    Viele Menschen träumten davon, wir würden sie bekommen, das stand fest. Ich hoffte stark, dass es bei der weißen Weihnacht bleiben würde und sie sich nicht in eine blutige veränderte, denn irgendetwas kam da auf uns zu, da war ich mir sicher.
    Ich dachte an die Ratten, an die Vögel und an das hässliche hexenhafte Kichern.
    Das alles war nicht normal.
    Da braute sich etwas zusammen, und ich ging davon aus, dass es schon verflixt nahe war…
    ***
    Olinka hatte ihren Spaß gehabt. Sie hatte es genossen, den Fremden in der Falle stecken zu sehen. Warum war er auch weitergegangen und hatte nicht auf Olegs Warnungen gehört?
    Nun ja, es war geschehen, und sie hatte es sich nicht nehmen lassen, ihn zu übernehmen.
    Tiermagie…
    Er war damit konfrontiert worden. Es hatte sie Überwindung gekostet, nicht voll anzugreifen, denn der Mann hätte ihnen gerade gepasst. Sie leckte sich die Lippen, als sie an ihn dachte, doch dann war ihr etwas aufgefallen, das sie gewissermaßen zu einem Rückzug verleitet hatte.
    Von dem Mann war eine Gefahr ausgegangen!
    Keine sofort
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