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076 - Der magische Schrumpfkopf

076 - Der magische Schrumpfkopf

Titel: 076 - Der magische Schrumpfkopf
Autoren: Earl Warren
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ihn nur immer an, stumm und vorwurfsvoll.
    Röder fürchtete sich davor einzuschlafen, weil er die Gesichter der Toten, ihr erdrückendes Schweigen fürchtete. Jeder Traum endete mit dem gellenden, höhnischen Gelächter des bösen Fetischs.
    Dr. Gaby Thomas besuchte Röder öfters. Sie sah, wie er sich quälte, und sie drang immer wieder in ihn, sich auszusprechen, sich ihr anzuvertrauen. Doch Röder weigerte sich. Er erkannte jetzt die Zuneigung, die die schöne Ärztin für ihn hegte, fürchtete jedoch den Fluch, der auf ihm lastete, solange er Besitzer des Schrumpfkopfs war. Auf keinen Fall wollte er einen Außenstehenden, schon gar nicht Gaby Thomas, in die Sache hineinziehen.
    Als die Ärztin sah, daß sie mit Zureden allein nicht weiterkam, griff sie zu einem ungewöhnlichen Mittel. Sie besorgte sich auf dem schwarzen Markt ein Wahrheitsserum und spritzte es Röder unter dem Vorwand, es sei eine Vitaminspritze. Die brauchte Röder dringend, denn er sah immer elender und mitgenommener aus.
    Das Mittel wirkte schnell.
     

     
    Es war ein heißer Augusttag. Die Rolläden vor dem Fenster von Röders Schlafzimmer waren heruntergelassen, um die Hitze abzuhalten. Röder lag voll angezogen auf dem Bett. Dr. Gaby Thomas saß auf einem Stuhl vor ihm und stellte ihm methodisch Fragen.
    Sie wußte nicht, daß Anita Röder vor der Tür stand und lauschte. Die resolute Witwe war sehr neugierig und sollte unbedingt wissen, warum Gaby Thomas so geheimnisvoll getan und ihr gesagt hatte, wegen einer Sonderbehandlung wolle sie in der nächsten Dreiviertelstunde auf keinen Fall gestört werden.
    Anita Röder hatte eine andere Art von Sonderbehandlung erwartet, als tatsächlich stattfand. Sie erschrak zutiefst, als sie die mit monotoner Stimme gesprochenen Antworten ihres Sohnes auf Dr. Thomas Fragen hörte. Ein Kaleidoskop des Grauens enthüllte sich ihr.
    Nach einer Dreiviertelstunde erwachte Röder aus seiner Trance. Er hatte eine trockene Kehle und trank einen Becher Wasser. Dann merkte er, wieviel Zeit vergangen war. Als er Dr. Gaby Thomas’ Gesichtsausdruck sah, wurde ihm klar, daß sie alles wußte.
    „Was, zum Teufel, haben Sie mit mir angestellt?“ fragte er.
    Sie sagte es ihm.
    „Eine unglaubliche Geschichte“, fuhr sie fort. „Aber ich muß sie glauben. Unter dem Wahrheitsserum kann keiner lügen.“
    „Sie wissen jetzt also Bescheid. Aber was haben Sie davon? Wie geht es weiter?“
    „Dieser böse Fetisch muß vernichtet werden. Er darf nicht noch mehr Unheil anrichten.“
    Röder lachte freudlos.
    „Wenn Sie alles wissen, dann wissen Sie auch, daß Araquui sich verteufelt gut zu schützen versteht. Mein Leben gäbe ich, wenn ich dieses Teufelsding vernichten könnte. Aber wie? Wie?“
    „Vor allem müssen wir mehr über den bösen Fetisch in Erfahrung bringen. Dieser Antiquitätenhändler, Francisco Cazador, müßte allerhand wissen.“
    Sie beschlossen, Cazador aufzusuchen. Da Gaby Thomas ohnehin Bescheid wußte, sah Röder keinen Grund, sie auszuschließen. Im Gegenteil, er war froh, daß er jemanden hatte, dem er sich anvertrauen konnte.
    Anita Röder verließ ihren Lauscherposten vor der Tür. Sie hatte einen bestimmten Plan, den sie verwirklichen wollte.
    Dr. Thomas hatte noch etwas in ihrer Praxis zu erledigen. Röder wollte sie in einer halben Stunde abholen. Bevor er losfuhr, kam seine Mutter mit einigen Papieren zu ihm.
    „Hier, da brauche ich deine Unterschrift, Otmar. Du weißt, es geht um den Kauf des Geländes am Seeanger.“
    „Muß das denn jetzt sein?“
    „Du wirst doch noch unterschreiben können. Ich will nachher zu Dr. Wolff, um die Sache perfekt zu machen. Du mußt unterzeichnen, weil dir die Firma und das Geld gehören.“
    Anita Röder hatte ihrem Sohn schon vor einiger Zeit den auf sie überschriebenen Firmenanteil zurückgegeben, so daß er als Alleininhaber fungierte. Es war eine andere Regelung betreffs des von Anita Röder in die Firma gesteckten Kapitals getroffen worden.
    Otmar Röder unterzeichnete die Papiere, ohne sie sich näher anzusehen. Seine Mutter nahm einen Zehnmarkschein aus der Tasche.
    „Da, der war in deiner Wildlederjacke, die ich in die Reinigung gegeben habe. Ich vergaß ganz, ihn dir zurückzugeben.“
    „Gut, gut. Ich habe keine Zeit. Ich muß weg.“
     

     

Röder verließ das Haus, fuhr los. Dr. Gaby Thomas wartete bereits. Während der Fahrt ließen sie ganz automatisch im Gespräch das distanzierte‚ Sie’ fallen und gingen zum vertrauten‚
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