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076 - Der magische Schrumpfkopf

076 - Der magische Schrumpfkopf

Titel: 076 - Der magische Schrumpfkopf
Autoren: Earl Warren
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„Ich war übers Wochenende verreist, bin erst gestern wiedergekommen und weiß von nichts. Erzählen Sie doch!“
    Der Stallwart zündete sich umständlich seine Pfeife an. Er ließ sich nicht gern drängen. Erst als der Knaster richtig brannte, sprach er weiter.
    „Low hatte schon seit längerer Zeit ein Verhältnis mit einer Sekretärin in seiner Firma. Außerdem hatte er wohl auch noch ein paar andere Sachen laufen. Nun, die Sekretärin hatte sich auch Hoffnungen gemacht, Frau Low zu werden. Sie schrieb Barbara Steinfelder einen anonymen Brief und bestellte sie in ein bestimmtes Hotel. Frau Steinfelder fuhr hin und erwischte dort Low, der angeblich an diesem Abend geschäftlich zu tun hatte, mit einer andern in flagranti, wie man das so nennt. Sie muß ihm eine Szene gemacht haben, daß die Wände bebten. Die Hochzeit wurde abgesagt.“
    „Woher wissen Sie denn das alles so genau?“
    „Na, hier bleibt doch nichts geheim. Hier weiß doch jeder alles vom andern. Frau Steinfelder vertraute sich in ihrem Kummer zwei guten Freundinnen an, und jetzt weiß es die ganze Stadt. Die Sekretärin, die den anonymen Brief schrieb, war übrigens die Tochter des Konditors Moser.“
    „Sieh an, sieh an!“ sagte Röder.
    Zum erstenmal, seit er aus Nizza zurückgekehrt war, lächelte er. Der Stallbursche kniff die Augen zusammen.
    „Sie sind wohl kein Freund von Low?“ fragte er.
    „Nein“, erwiderte Röder grinsend. „Das gönne ich dem eingebildeten Gockel von ganzem Herzen. Hier, kaufen Sie sich ein Bier.“
    Röder gab dem Stallburschen einen Geldschein. Dann saß er auf, ritt in den Wald. Er kannte den Weg genau, den Barbara zu nehmen pflegte. Er spornte den Rotfuchs an, preschte durch den grünen Laubwald. An diesem Tag hatte er keinen Blick für die Schönheit der Natur.
    Nach einer Viertelstunde sah Röder Barbara. Er erschrak. Sie lag auf einer grünen, blühenden Wiese, reglos. Ein Stück von ihr entfernt stand die Stute mit hängendem Kopf, das eine Bein merkwürdig angewinkelt. Als das Pferd Röder sah, schaute es ihn mit einem fast menschlichen Ausdruck der Qual an und schnaubte.
    Röder sprang aus dem Sattel und beugte sich über Barbara. Gott sei Dank, sie atmete noch. Röder bettete sie auf den Rücken, knöpfte ihre Bluse etwas auf, damit sie freier atmen konnte.
    Nach einer Weile schlug sie die Augen auf.
    „Du!“ sagte sie.
    „Hast du dir etwas getan?“ fragte Röder. „Bist du verletzt?“
    Barbara stöhnte, bewegte vorsichtig ihre Glieder, setzte sich dann auf.
    „Nein, ich glaube nicht. Ich bin wohl zu verrückt geritten. Ich dachte nicht mehr an den Graben neben dem Weg. Plötzlich stürzte das Pferd, ich flog durch die Luft und krachte auf die Erde. Danach weiß ich nichts mehr. Was ist mit dem Pferd?“
    Jetzt erst untersuchte Röder flüchtig die Stute. Er war kein Fachmann, aber es sah so aus, als hätte sie sich das rechte Bein gebrochen. Röder tätschelte den Kopf der Stute.
    „Armes Tier“, sagte er zu Barbara. „Ich werde im Reitklub veranlassen, daß sie mit dem Boxwagen geholt wird. Der Tierarzt soll sich um sie kümmern.“
    „Sie hat ein gebrochenes Bein, ja? Oh, Otmar, das tut mir so leid. Jetzt wird wegen meiner Dummheit dein Pferd erschossen.“
    Röder strich Barbara über das kastanienbraune Haar.
    „Hauptsache, dir ist nichts passiert. Du warst sicher sehr erregt, sonst wärst du nicht so verrückt galoppiert.“
    „Allerdings. Du weißt sicher auch bereits weshalb.“
    „Hier bleibt nichts geheim, das weißt du. Du bist jetzt sehr verärgert und enttäuscht, Barbara, aber das wird sich geben. Low hätte dich auch in der Ehe fortwährend betrogen. Sei froh, daß du es rechtzeitig gemerkt hast.“
    „Es mag Frauen geben, die so etwas nicht stört, aber ich gehöre nicht dazu. Ich kann so etwas nicht ertragen. Dieser gemeine Schuft!“
    „Es gibt andere als ihn“, sagte Röder und bemühte sich, ein mitfühlendes Gesicht zu machen.
    Auf Röders Rotfuchs ritten sie zum Reitstall zurück. Barbara saß hinter Röder und umschlang ihn mit den Armen. Der Stallbursche schüttelte den Kopf, als er sie kommen sah.
    „Was sagt man dazu!“ sagte er. „Manche haben ein unverschämtes Glück. Kaum ist der Low weg vom Fenster, hat die Steinfelder schon den millionenschweren Röder an der Angel.“
    Röder sagte dem Stallburschen, daß die Stute verletzt sei. Dieser rief seinen Helfer, um das verletzte Pferd zu holen. Dann telefonierte er mit dem Tierarzt, der sofort zu
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