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Eiskalt wie die Nacht: Thriller (Dicte Svendsen ermittelt) (German Edition)

Eiskalt wie die Nacht: Thriller (Dicte Svendsen ermittelt) (German Edition)

Titel: Eiskalt wie die Nacht: Thriller (Dicte Svendsen ermittelt) (German Edition)
Autoren: Elsebeth Egholm
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K APITEL 1
    Er wollte so schnell wie möglich nach Hause kommen.
    Mit jedem Schritt entfernte er sich weiter von der Party und der lauten Musik. Hinter ihm stiegen Silvesterraketen in die Luft und spannten ihre bunten Fallschirme im Nachthimmel auf. Auch der Mond und der Schnee gaben ihres dazu, die Landschaft in Licht zu baden.
    Über ihm leuchtete der Himmel, aber vor ihm erstreckte sich das dunkle Meer. Dort herrschte Stille. Es war eine Welt in Schwarz und Weiß. Das neue Jahr hatte seinen Einstand mit einer nie da gewesenen Kältewelle gefeiert und drohte mit weiteren heftigen Schneefällen. Wütend und zähnefletschend, ein böses Omen, wenn man denn an so etwas glaubte.
    Er ging gerne spazieren. Da spürte er seinen Körper am besten. Er beeilte sich, um der Kälte keine Chance zu geben, aber seine Gesichtshaut erstarrte zu einer Maske. Er hätte auch das Auto nehmen können, denn er hatte nur ein paar Bier getrunken. Seit der Operation verhielt er sich so. Er hatte kein Interesse mehr daran, seinen Körper weiter zu zerstören. Er rauchte auch nicht mehr. Und mittlerweile hatte er ein Image wie Lucky Luke: lieber ein Glas Milch als einen Whiskey. Nur ab und zu, in Gesellschaft von Freunden, lies er sich gehen und betrank sich.
    Je länger er lief, desto unwegsamer wurde die Straße. Er konnte schon die Häuser sehen. Es war nicht weit gewesen von der Silvesterparty hinaus zur Steilküste, wo in zwei der drei alten Fischerhäuser Licht brannte. Das eine gehörte ihm, er hatte mit Absicht Licht angelassen, aber auch im Nachbarhaus, in das vor kurzem eine Frau eingezogen war,waren die Fenster erleuchtet. Bei ihr brannte immer Licht, Tag und Nacht, als würde sie niemals schlafen. Er hatte sie bisher nur ein paarmal gesehen. Einmal hatte er ihr zugenickt, allerdings hatte sie seinen Gruß nicht erwidert. Aber etwas an ihr zog ihn an.
    Der Wind hatte den Schnee zu Wehen aufgetürmt und die letzten fünfzig Meter bis zur Haustür versank er bis zu den Knöcheln darin. Sein Namensschild an der Tür war unter Schnee und Eis verborgen. Mit einem Handschuh wischte er die Eiskristalle von seinem Namen: Peter A. Boutrup. Das Schild hatte er aufgehängt, als er vor gut einem Jahr in das Haus zurückgekehrt war. Es war mehr als nur ein Name, es war das Symbol einer Entscheidung: Das hier war sein Leben und seine Zukunft. Seine Vergangenheit musste sich dem fügen.
    Vielleicht hatte der Alkohol doch seine Wirkung getan oder aber die Kälte hatte ihm das Gehirn eingefroren, denn erst in diesem Augenblick sah er die Rauchsäule, die aus seinem Schornstein in den Himmel stieg. Außerdem hatte jemand vor der Tür Schnee geschaufelt. Kaum hatte er den Gedanken zugelassen, dass er unerwartet Besuch bekommen hatte, da hörte er schon das Bellen des Hundes.
    Er wollte die Tür aufschließen, aber sie war bereits offen. Als er sie aufstieß, stieg ihm der Geruch von Zigaretten in die Nase. Der Hund hörte sofort auf zu bellen und kam ihm mit eingezogenem Schwanz und geduckter Haltung entgegengekrochen, als Zeichen für ein schlechtes Gewissen. Dazu hatte er schließlich auch allen Grund. Im Kamin loderte ein Feuer und Stinger lag ausgestreckt auf dem Sofa und schnarchte laut vor sich hin. Auf dem Couchtisch stand eine leere Wodkaflasche, eine Untertasse hatte Stinger zum Aschenbecher umfunktioniert. Peter zählte neunzehn Zigarettenstummel und schloss daraus, dass sein Neujahrsbesucherst vor kurzem eingetroffen sein konnte. Seine Kleidung war zerknittert und stank nach Alkohol, Rauch und altem Schweiß, die Socken waren voller Löcher. Die Tattoos auf seinen Armen und Händen waren verschwommen und bedeckt mit Kratzspuren und Kruste, weil Stinger eine Allergie gegen die billige Tinte entwickelt hatte, die ihm unter die Haut geritzt worden war. Wahrscheinlich dasselbe Zeug, das er auch für seine Kunden verwendete. Daher auch sein Spitzname: Stinger aus dem Englischen: to sting – stechen.
    »Wach auf, Stinger!«
    Erfolglos versuchte Peter, den Mann auf dem Sofa wach zu rütteln, während Kaj neben ihm ein wütendes Knurren vortäuschte. Er konnte sehr aggressiv sein, kannte aber ausgezeichnet den Unterschied zwischen Freund und Feind. Und Stinger war ein Freund, obwohl Peter gerade keine ausgeprägte Sehnsucht nach Besuch verspürte.
    Schließlich gab er den Versuch auf, Stinger wach zu bekommen, stellte das Kaminschutzgitter auf und zog wie jede Nacht seine Matratze hinaus auf den Balkon im ersten Stock. Er kletterte in seinen
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