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Eiskalt wie die Nacht: Thriller (Dicte Svendsen ermittelt) (German Edition)

Eiskalt wie die Nacht: Thriller (Dicte Svendsen ermittelt) (German Edition)

Titel: Eiskalt wie die Nacht: Thriller (Dicte Svendsen ermittelt) (German Edition)
Autoren: Elsebeth Egholm
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alle anderen Richtungen lag der Schnee meterhoch. Mit schnellen Schritten lief sie los, aber darauf bedacht, genügend Abstand zu halten. Kurz darauf sah sie die beiden von Weitem. Sie schienen ganz versunken in sich und ihr Spiel. Eines Tages würde sie ihn grüßen müssen, ein paar Worte wechseln und ihm vielleicht zu verstehen geben, dass sie nicht an einer engen Nachbarschaft interessiert war.
    Plötzlich fing der Hund an zu bellen. Sie sah, wie ihr Nachbar abrupt stehen blieb, und tat es ihm nach. Er stand ganz still und sah über die Kante der Steilküste. Sie versuchte seinem Blick zu folgen, aber sie konnte nicht sehen, was er sah. Aber sie spürte, dass sich die Stimmung schlagartig geändert hatte und die Ausgelassenheit wie weggeblasen war.
    Peter lehnte sich nach vorne und sah über die Kante der Steilküste. Er musste näher ran, um genauer sehen zu können, warum Kaj angeschlagen hatte. Aber es war schwer, sich im Schnee zu bewegen, und die Entfernung hinunter zum Strand war geradezu schwindelerregend. Er beschloss, Kaj vorzuschicken. Das würde er mit Begeisterung tun.
    »Na los.«
    Er zeigte zum Strand hinunter.
    »Such.«
    Der Hund nahm die Aufforderung mit Freude an. Zuerst lief er ein paarmal an der Kante auf und ab, bis er die geeignete Stelle für seinen Abstieg gefunden hatte. Danach ging es rasend schnell. Mit steifen Beinen rutschte und schlidderte er den Abhang hinunter bis zum Strand, wo die Wellen einen Streifen aus Eisstücken zusammengeschoben hatten. Kurz darauf erreichte er den dunklen Fleck zwischen den Steinen. Er schnupperte, umkreiste den Fundort, stieß mit der Schnauze in das dunkle Etwas und jaulte laut auf.
    »Verdammt.«
    Der Hund konnte sich nicht irren. Ihm blieb nichts anderes übrig, er musste auch dort runter. Aber er ahnte schon, was ihn erwarten würde, während er Kaj nachfolgte und rutschend den Abhang hinunterstolperte.
    »Was hast du da gefunden?«
    Vorsichtig näherte er sich. Noch nie zuvor hatte er Kaj so erregt gesehen. Die Gestalt vor ihm am Strand war zur Hälfte von Schnee bedeckt, sie lag auf dem Bauch, der Kiefer verdreht mit offenem Mund. Die dunklen Bartstoppeln und die eine schwarze, buschige Augenbraue – seine Augenbrauen waren sein ganzer Stolz gewesen – waren mit Eiskristallen verklebt. Das Haar auch. Es sah aus, als hätte jemand Kunstschnee verstreut, damit sich die weißen Kristalle auf der schwarzen Oberfläche verteilen können. Er trug viel zu dünne Kleidung: eine kurze, schwarze Lederjacke, Jeans und ein Paar Turnschuhe.
    Peter kniete sich hin und fühlte nach dem Puls, wusste aber, dass jede Hilfe zu spät kam. Ramses, ein hübscher Idiot und immer für ein Mädchen im Minirock oder für schnelles Geld zu begeistern, lag mausetot vor ihm. Er war sich deswegen so sicher, weil in seinem Rücken ein Loch zu sehen war, das einer Austrittswunde glich. Der Schnee hattesich rostrot verfärbt. Er vermutete, dass der Ägypter aus nächster Nähe von vorne erschossen worden war. Direkt ins Herz.
    Er hörte ein Geräusch und erkannte seine Nachbarin, die oben an der Kante stand und winkte. Sie formte einen Trichter mit den Handschuhen:
    »Hallo! Ist es das, was ich vermute?«
    Er winkte zurück und nickte. Sie machte sich daran, den Abhang hinunterzuklettern.
    »Bleiben Sie da oben«, rief er. »Sie sollten das nicht sehen.«
    Aber sie hatte bereits die Hälfte der Strecke zurückgelegt. Auch sie rutschte und schwankte, schien der Gefahr aber gleichgültig gegenüber zu sein. Sie landete direkt vor seinen Füßen und er streckte reflexartig den Arm aus, um sie aufzufangen. Das war das erste Mal, dass er sie aus nächster Nähe sah, und es fiel ihm schwer, den Blick von ihr zu wenden. Sie war schön und hässlich zugleich. Die Schönheit verbarg sich in ihren Augen, die in einem hellen Türkis leuchteten, das von einem schwarzen Rand gesäumt wurde. Schön waren ihre ovale Gesichtsform und ihr Haar, das sich in vielen dunklen Schattierungen um ihr kreideweißes Gesicht legte, obwohl nur einige wenige Strähnen unter der Mütze hervorlugten. Das Hässliche war die Tatsache, dass sie aussah, als würde sie jeden Augenblick ohnmächtig werden und neben der Leiche zusammenbrechen können. Sie war auffällig, fast unangenehm dünn, die Haut sah wächsern aus und ihre schönen Augen saßen in dunklen, grauschwarzen Höhlen.
    »Glauben Sie, ich hätte noch nie eine Leiche gesehen?«
    »Haben Sie das denn?«
    Er schätzte sie auf Anfang dreißig, so alt wie
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