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Eiskalt wie die Nacht: Thriller (Dicte Svendsen ermittelt) (German Edition)

Eiskalt wie die Nacht: Thriller (Dicte Svendsen ermittelt) (German Edition)

Titel: Eiskalt wie die Nacht: Thriller (Dicte Svendsen ermittelt) (German Edition)
Autoren: Elsebeth Egholm
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er selbst. Wie viele Tote konnte sie schon gesehen haben?
    Sie antwortete nicht, sondern starrte Ramses an und fuhrsich mit der Hand nervös an den Hals und lockerte den Schal, als würde er zu straff sitzen. Das ganze Jahr über gab es die verschiedensten Vögel an der Küste zu sehen und er war der Ansicht, er hätte sie alle schon gesehen. Aber sie war mit Abstand der exotischste von allen.
    »Armer Kerl. Wer ist das?«, fragte sie.
    Er zögerte.
    »Keine Ahnung. Sie haben nicht zufällig ein Handy dabei?«
    Sie steckte die Hand in ihre Jackentasche und reichte ihm das Telefon. Dabei berührte er zufällig ihre Hand und auf einmal verspürte er große Lust, ihr über die Wange zu streicheln. Aber stattdessen tat er etwas, wozu er eigentlich am allerwenigsten Lust hatte: Er rief die Polizei.

K APITEL 4
    »Und sie ist seitdem nicht mehr gesehen worden?«
    Mark Bille Hansen, der neue Dienststellenleiter der Ostjütländischen Polizei in Grenå, hatte Kopfschmerzen. Und das lag nicht an einer durchzechten Silvesternacht, sondern an einem Detail in seinem Leben, an das er jetzt nicht denken wollte. Er klopfte sich so lautlos wie möglich ein paar Tabletten in die Handfläche, während die Person am anderen Ende der Leitung weitersprach.
    »Wir haben eine Party gefeiert, es war so gegen zwei Uhr morgens. Sie wollte nach Hause gehen, aber keiner von uns konnte sie fahren, darum ist sie zu Fuß gegangen.«
    Mark schluckte die Tabletten ohne Wasser hinunter. Während er den Hörer zwischen Kinn und Schulter einklemmte, reihte er die Gegenstände auf seinem Schreibtisch säuberlich auf: die Schreibunterlage, die Kugelschreiber, den Block, dasHandy. Den Kaffeebecher platzierte er genau in der äußersten Ecke des Tisches. Das Päckchen Kaugummi legte er daneben. Eine alte Zeitung flog in den Papierkorb.
    »Wie weit war ihr Nachhauseweg? Wo wohnte sie und wo fand die Party statt?«
    Er notierte sich die Angaben und ließ den Blick durch sein Büro schweifen. Die Möblierung war sparsam, um nicht zu sagen spärlich. Nichts Überflüssiges, keine Dekoration. So mochte er es am liebsten.
    »Sie hatte nur so dünne Klamotten an, sagen die anderen. Wir haben Angst, dass sie auf dem Weg erfroren ist.«
    Die Sorge konnte er gut verstehen. Ein neunzehnjähriges Mädchen mit Sekt im Blut, dünnem Kleid und bei minus dreizehn Grad mitten in der Nacht unterwegs, klang in seinen Ohren nach einem Selbstmordkommando.
    »Haben Sie schon mit der Familie des Mädchens gesprochen?«
    »Ja, ich rufe im Auftrag von Ninas Eltern an. Sie sind vollkommen aufgelöst«, erklärte der junge Mann, bei dem die Party stattgefunden hatte. »Ihr Vater ist schon die ganze Stadt abgefahren. Jetzt warten sie und hoffen, dass sie einfach wieder auftaucht.«
    Mark hustete so diskret wie möglich, da die Tabletten sich auf ihrem Weg ordentlich Zeit ließen. Was für ein Glück, dass er keine Kinder hatte, über die man sich zusätzlich zu allem anderen Sorgen machen musste.
    »Könnte mir einer von Ihnen ein Foto von ihr vorbeibringen? Oder besser noch, schicken Sie mir doch bitte eine Datei mit einem aktuellen Foto, dann können wir eine Vermisstenanzeige aufnehmen.«
    »Ist das alles, was Sie tun?«
    Der Anrufer klang enttäuscht, aber auch befriedigt, als würde sich die Vermutung bestätigen, dass man von der Polizeinichts anderes erwarten kann, die ohnehin seit Monaten Medienschelte kassierte.
    »Wir fordern Verstärkung an und werden eine Fahndung in die Wege leiten.«
    Mark beendete das Telefonat. Was hatte der Idiot eigentlich geglaubt? Dass ein junges Mädchen im tiefsten Winter verschwinden könnte, ohne dass sie sich auf die Suche nach ihr machten? Er rief in der Dienststelle in Århus an und skizzierte die Faktenlage. Nachdem er das erledigt hatte, griff er sich seine Jacke und machte sich auf den Weg zu den Eltern der Vermissten, die im Nørrevang wohnten.
    Ein leichter Job, war ihm versprochen worden, als er sich auf die Rochade eingelassen hatte. In Grenå würde er zur Ruhe kommen können, statt dem Tod in der Mordkommission in Kopenhagen hinterherhetzen zu müssen. Außerdem – so hatten sie betont – habe er doch Familie in Grenå. Das könnte ihm doch eine große Hilfe sein. Fuck off! Sie hatten leider vergessen zu erwähnen, dass er jeweils eine halbe Tagesreise zum nächsten Krankenhaus zurücklegen musste. Denn es musste dieses bestimmte Krankenhaus sein.
    Er hatte schon die Klinke in der Hand, als das Telefon erneut
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