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Eiskalt wie die Nacht: Thriller (Dicte Svendsen ermittelt) (German Edition)

Eiskalt wie die Nacht: Thriller (Dicte Svendsen ermittelt) (German Edition)

Titel: Eiskalt wie die Nacht: Thriller (Dicte Svendsen ermittelt) (German Edition)
Autoren: Elsebeth Egholm
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zurückschnellte und ihm Schnee in den Nacken fiel.
    »Klar. Aber sag das mal ihrer Mutter.«
    »Ist doch besser als die Alternative.«
    Manfred nickte.
    »Da bin ich ganz deiner Meinung.«
    Sie kamen auf eine Lichtung und liefen eine Weile nebeneinander. Plötzlich nahm der Hund die Witterung auf. Rastlos rannte er hin und her und wirbelte Schnee auf, alle Muskeln gespannt im Jagdfieber.
    »Hier, sieh mal.«
    Peter beugte sich hinunter und zeigte auf den Waldboden. Dort hatten sich mehrere Wildspuren gekreuzt und den Schnee zertreten. Auf den ersten Blick sah es aus, als hätte jemand mit einem Zahnstocher Kreise in die Sahnehaube einer Torte gezeichnet. Doch bei genauerer Betrachtung konnte man die einzelnen Abdrücke gut voneinander unterscheiden. Auch Manfred beugte sich hinunter und der Hund steckte seine Nase in die Vertiefungen im Schnee.
    »Und sieh mal dort!«
    In unmittelbarer Nähe lag Losung, Kot, frisch und noch dampfend. Der würzige Geruch von Wild lag in der Luft und man sah deutlich die Spuren, wo die großen Geweihe auf der Suche nach Essbarem durch den Schnee gefegt hatten. Große Flächen der Baumrinden waren abgeschält. Petersenkte seine Stimme zu einem bloßen Flüstern und deutete auf die Abdrücke des Hirsches, die so groß waren wie der Absatz seines Gummistiefels.
    »Ausgewachsene Hirsche«, flüsterte Manfred. »Sechs bis acht Stück.«
    Sie folgten vorsichtig den Spuren, den Hund jetzt an der Leine. Unter anderen Umständen hätten sie sich über alles Mögliche unterhalten, während sie Hobby und Leidenschaft mit physischer Arbeit verbanden, wozu eine Jagd auch gehörte. Langsam stapften sie durch den Schnee. Sie verstanden sich gut, Manfred und er. Manfred hatte früher Philosophie studiert, bis ihn das Leben in seiner ganzen Härte getroffen hatte und er depressiv geworden war. Da hatte er sich für einen Beruf entschieden, bei dem er seine Hände einsetzen durfte, und war Schreiner geworden. Er kam ursprünglich aus Rimsø und nach seiner Lehrzeit hatte er sich dort mit seiner Rimsø-Tischlerei niedergelassen. Nach drei Jahren im Einmannbetrieb hatte er Peter angestellt. Und er hatte ihn auch nach Verbüßung seiner Haftstrafe wieder eingestellt. Mittlerweile waren sie zu viert, allerdings gab es im Winter immer viel weniger zu tun. Zurzeit hatten sie nur einen Auftrag, ein neues Dach für einen Schweinestall, und Manfred hatte die beiden anderen Angestellten vorübergehend entlassen müssen.
    Die Schneedecke wurde immer dicker und sie sanken immer tiefer ein. Während sie so durch den Wald stapften, dachte Peter an Manfred und Stinger, die beiden Gegenpole in seinem komplizierten Leben. Zwei miteinander unvereinbare Welten, zwischen denen er hin und her balancierte: die Gespenster der Vergangenheit, mit denen er sich abzufinden versuchte, und dann die Gegenwart und die Zukunft, wie er sie sich gestalten wollte. Diese beiden Freunde waren sich noch nie begegnet und so sollte es auch bleiben.
    Abrupt blieb Manfred vor ihm stehen. Der Hund verharrte still. Peter hob den Blick. Ein Hirsch stand auf der Lichtung vor ihnen, aber der Wind war günstig und er konnte sie nicht wittern. Er trug seine graubraune Winterdecke und darunter spielten seine Muskeln und vibrierten nervös. Seine Nüstern hoben und senkten sich, als würde er eine Gefahr spüren, aber nicht orten können, und mit jedem Atemzug stieß er kleine Dampfwolken aus. Hatte er sie doch gewittert?
    Langsam drehte sich Manfred zu Peter um und reichte ihm sein Gewehr. Peter schüttelte den Kopf, aber da Manfred den Arm nicht senkte, nahm Peter schließlich das Gewehr entgegen, legte es an und betrachtete das Tier durch das Zielfernrohr.
    Es war ein Vierzehnender und er hatte noch nie zuvor ein so schönes Tier gesehen. Sein Geweih war glatt und von den Bastresten des Spätsommers schon längst befreit. Er hatte ihnen sein Profil zugewandt, als wäre er von einem Sonnenstrahl gefangen worden und wolle sich von seiner besten Seite zeigen.
    Peters Zeigefinger lag fest auf dem Abzug. In diesem Augenblick wandte der Hirsch seinen Kopf, während sein Körper reglos stehen blieb. Ein paar Sekunden lang starrte er Peter an, dem bei diesem Blick das Blut in den Ohren rauschte. Dann hatte es den Anschein, als hätte der Hirsch den Mann und sein Gewehr gesichtet. Er warf seinen Kopf in den Nacken, stampfte auf den Boden und sprang mit großen Sprüngen davon.
    Manfred unterbrach die Stille. »Du hättest ihn nehmen sollen.«
    Peter gab ihm
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