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076 - Der magische Schrumpfkopf

076 - Der magische Schrumpfkopf

Titel: 076 - Der magische Schrumpfkopf
Autoren: Earl Warren
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die Kugel rotieren. 27.
    Eine Frau fiel in Ohnmacht und mußte hinausgetragen werden. Ein Mann neben Röder nagte an den Fingernägeln, ohne es zu merken. Bernd Röder war bleich geworden. Sein Herz klopfte zum Zerspringen.
    „Möchten Sie vielleicht dort drüben Platz nehmen? Wir verlagern das Spiel an den Tisch dort“, meinte der bleiche Croupier.
    „Von mir aus. Immer die 27. 27. 27“, rief Bernd Röder.
    Bernd Röder ging zum andern Tisch, nahm Platz. Der Kasinodirektor selbst nahm den Platz des Croupiers ein. Sobald die Kugel lief, herrschte Totenstille im Saal. Die Angestellten und die Gäste aus dem Restaurant kamen herbei, um einen Blick auf den Mann zu erhaschen, der einsam am Tisch saß und das Spiel seines Lebens spielte.
    „Fünftausend auf die 27. Rien ne va plus!“
    Die Kugel lief. 27. Und noch einmal und noch einmal. Jedesmal, wenn die Kugel liegenblieb, gab es ein Geschrei, das die Fensterscheiben zittern ließ. Bernd Röder saß zusammengesunken am Tisch, sagte kein Wort mehr. Er sah auf die Chips vor sich, die sich zu Bergen stapelten.
    Wieder lief die Kugel, und diesmal kam die 13.
    „Wollen Sie weitermachen?“
    Bernd Röder antwortete nicht. Der Kasinodirektor plazierte wieder fünftausend auf die 27. Die 34 kam, dann Zero. Immer noch sagte Bernd Röder nichts.
    Otmar Röder rüttelte ihn an der Schulter.
    „Es ist vorbei mit deiner Strähne, Bernd. Es ist vorbei. Du hast über eine Million Mark gewonnen.“
    Bernd Röder kippte nach vorn, fiel mit dem Gesicht in die Chips und auf die Täfelchen, auf denen der Kasinodirektor bei den letzten drei Spielen jeweils eine kurze Notiz betreffs des Gewinns gemacht hatte.
    „Er ist ohnmächtig geworden! Ein Arzt! Einen Arzt!“
    Ein Arzt kam. Er ließ Bernd Röder auf den Boden legen, fühlte den Puls, untersuchte ihn eingehend. Er öffnete Frack und Hemd, begann die Herzgegend zu massieren.
    „Was ist? Was ist los?“ fragte Otmar Röder.
    „Der Mann ist tot“, sagte der Arzt. „Herzschlag infolge der Aufregung. Ich will sehen, ob ich sein Herz wieder zum Schlagen bringen kann.“
    Otmar Röder hörte die Stimmen um ihn herum wie ein fernes, auf – und abschwellendes Rauschen. Er sah auf die Armbanduhr. Es war fünf Minuten vor Mitternacht. Ein Notarztwagen kam. Sanitäter trugen Bernd Röder auf einer Bahre hinaus.
    Der Arzt folgte ihnen. Röder hielt ihn am Ärmel fest. „Konnten Sie etwas ausrichten?“ „Nein. Der Mann ist seit über zehn Minuten klinisch tot. Nach fünf Minuten fangen die Gehirnzellen an abzusterben. Es gibt keine Hoffnung mehr. Sind Sie ein Verwandter oder Bekannter des Mannes?“
    „Ich bin sein Bruder.“
    „Dann kommen Sie mit, damit wir die Formalitäten erledigen können. Der Spielgewinn Ihres Bruders bleibt hier unangetastet.“
     

     
    Während sie im Notarztwagen mit dem toten Bernd Röder durch die Stadt fuhren, dachte Otmar Röder daran, daß Bernd ja unverheiratet war und keine sonstigen Erben hatte. Das hieß, das gewonnene Geld, mehr als eine Million Mark, fiel an Anita Röder. Da seine Mutter keine besonderen Ansprüche hatte und das Wohlergehen des Sohnes und der Firma ihr über alles gingen, würde sie Otmar Röder das Geld zur Verfügung stellen.
    Otmar Röder war praktisch in dem Augenblick, in dem sein Bruder starb, die von Araquui gewünschte Million Mark zugefallen. Otmar Röders Wunsch war innerhalb der gesetzten Frist, noch vor Mitternacht, entsprochen worden.
    Otmar Röder sah auf das bleiche Gesicht seines toten Bruders. Er spürte, wie das Entsetzen in ihm hochkroch.
     

     

Kurz nach der Beerdigung des Bruders erhielt Otmar Röder die Nachricht, daß Alfred Low und Barbara Steinfelder in vierzehn Tagen zu heiraten gedachten. Das war ein schwerer Schlag für Röder. Er hatte sich doch noch einige Hoffnungen auf Barbara gemacht, wenn er auch seit Bernds Tod nicht mehr mit ihr zusammengekommen war. Die geplante Verabredung war aus verständlichen Gründen ausgefallen.
    Ruhelos wanderte Röder durch die Villa. Wie erwartet, hatte seine Mutter mit ihm gesprochen und ihm den Betrag von einer Million für betriebliche Zwecke zur Verfügung gestellt. Sie wußte, daß er Bargeld brauchte, und er hatte ihr dafür einen Anteil an der Firma überschrieben.
    Die Zustimmung Lords hierzu war nur eine Formsache gewesen. Dem Fabrikanten ging es sehr schlecht. Er lag mit einer seltenen Blutkrankheit in Nizza in der Klinik. Sein Zustand verschlechterte sich von Tag zu Tag.
    Röder wollte Ende der
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