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076 - Der magische Schrumpfkopf

076 - Der magische Schrumpfkopf

Titel: 076 - Der magische Schrumpfkopf
Autoren: Earl Warren
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seinen Menschenhaß, seine Bosheit und Grausamkeit, seine finstere Macht. Als böser Fetisch hat der Schrumpfkopf seine Reise durch die Jahrhunderte und rund um die Welt angetreten. Immer wieder hat er seinen Besitzern Unheil gebracht und sie vernichtet. Nur eine Möglichkeit gibt es, den Schrumpf köpf zu zerstören. Man muß ihn mit einem Sud aus dem Saft der Oaxaru-Orchidee übergießen. Diese Orchidee ist der Urwaldgöttin Oaxa geweiht, der guten Göttin des Lebens, der Liebe und der Fruchtbarkeit. Sie ist die Gegnerin der Dämonen und der bösen Götter, die Araquui seine finstere Macht verleihen. Der Sud aus dem Saft dieser Pflanze kann Araquui vernichten. Cazador hatte die Orchideen, aber sonst fehlten ihm die Voraussetzungen und auch der Mut, gegen Araquui anzugehen. In diesem Krug hier ist der Sud. Wir werden jetzt den bösen Fetisch vernichten, und wenn es das letzte ist, was wir tun.“
    Röder ging auf den Schrumpfkopf zu. In diesem Augenblick klopfte es an der Tür.
    „Wer kann das sein?“ fragte er.
    Seine Mutter öffnete. Mit einem gellenden Schrei wich sie zurück. Draußen standen die beiden Toten, Bernd und Barbara Röder, so wie sie dem Grab entstiegen waren.
    Sie traten in die Halle. Ein eisiger Wind umwehte sie, brachte den Gestank von Grab, Tod und Verwesung herein. Vermodert hingen die Totenhemden von den Leichen, deren verwesendes Fleisch stellenweise die blanken Knochen freigab. Bei Bernd Röder war die Verwesung weiter fortgeschritten als bei Barbara.
    Anita Röder schrie wie von Sinnen. Die schrecklichen Erscheinungen gaben unartikulierte Laute von sich, streckten die Knochenhände nach den drei Menschen im Zimmer aus.
    „Zurück! Zurück ins Grab!“ schrie Anita Röder. „Der dritte Wunsch. Zurück ins Grab.“
    Zugleich leerte Otmar Röder den Krug über dem Schrumpfkopf aus. Ein Donnerschlag krachte. Es wurde stockfinster, und ein eisiger Sturm brauste durch die Halle. Der Boden wankte und bebte. Ein höllischer Reigen makabrer, aus sich selbst heraus leuchtender Gestalten bevölkerte plötzlich die Dunkelheit.
    Übergroß tanzte der Schrumpfkopf durch die Luft. Ein weißhaariger, uralter, unglaublich boshaft aussehender Greis stand da, und um ihn drängten sich gefährlich aussehende Indios, die gräßlich bemalt waren und von denen viele Tiermasken trugen. Um sie wiederum scharte sich ein Kreis von Männern, Frauen und Kindern aus allen Gegenden der Welt und aus vielen Zeitepochen.
    Spanier in Rüstungen, verwegene Piraten, Damen vom Hof König Ludwigs XIV., ein Kardinal, Männer und Frauen in der Kleidung der Zwanziger Jahre und viele, viele andere. Francisco Cazador war dabei, Frederik Lord und seine Frau, Stella Jäger, Bernd und Barbara Röder, nicht verwest und vermodert, sondern in ihrer ursprünglichen Gestalt wie zu Lebzeiten.
    Das lärmte, schrie, jammerte, weinte, klagte, fluchte, höhnte und frohlockte in allen Sprachen. Es war ein höllisches Durcheinander.
    „Du Wurm!“ dröhnte die Stimme Araquuis in Röders Ohren. „Du willst mich vernichten? Du allein vermagst es nicht. Du brauchst einen Menschen, der stark ist und reinen Herzens, der nicht von meiner dämonischen Macht profitiert hat und der trotzdem bereit ist, der Hölle selbst die Stirn zu bieten. Einen solchen Menschen gibt es auf der ganzen Welt nicht.“
    „Doch“, hörte Röder Gaby Thomas’ Stimme. „Egal was mir geschieht, du Ungeheuer sollst nicht länger Unheil stiften.“
    Ein zweiter Donnerschlag ertönte, mächtiger noch als der erste. Ein Brausen erfüllte die Luft. Finsternis hüllte alles ein. Dann wurde es schlagartig wieder hell.
    Die Halle sah aus wie zuvor. Otmar Röder war da, seine Mutter und Dr. Gaby Thomas. Der Schrumpfkopf aber, der auf dem Tisch gelegen hatte, war verschwunden. Der leere Krug stand noch da, und auf dem Tisch war ein feuchter Fleck.
    Röder atmete tief auf.
    „Es ist vorbei“, sagte er. „Der Fluch ist gebrochen, Araquui vernichtet.“
    Die schöne blonde Frau lächelte ihn strahlend an, und er wußte, daß er nicht einsam sein würde, wenn er erst einmal das Grauen der letzten Monate und die nagenden Selbstvorwürfe überwunden hatte. Gaby Thomas würde ihm dabei helfen.
     
     
     
    ENDE
     
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