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Hand aufs Glück: Mittsommerherzen (German Edition)

Hand aufs Glück: Mittsommerherzen (German Edition)

Titel: Hand aufs Glück: Mittsommerherzen (German Edition)
Autoren: Pia Engström
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1. KAPITEL
    V on oben betrachtet sah die Landschaft mit ihren tiefgrünen Wäldern, Wiesen und Feldern wie ein Flickenteppich aus. Und dazwischen blaue Tupfen, die im strahlenden Sonnenschein glitzerten: die zahllosen Seen Dalarnas.
    Sofort erschienen Bilder von früher vor Sabrinas innerem Auge. Bilder von endlosen Weiden, lichten Birkenwäldern und hübschen, in leuchtendem
Falunröd
getünchten Holzhäusern. Von Bädern in sprudelnden Bächen, herrlichen Nachmittagen beim Beerensammeln im Wald und …
    Sabrina seufzte. Unter gewöhnlichen Umständen hätte sie gerne in diesen Erinnerungen an ihre Kindheit und Jugend in Schweden geschwelgt. Doch dies waren keine gewöhnlichen Umstände, denn sie saß zusammen mit fünf weiteren Passagieren in einer kleinen zweimotorigen Propellermaschine, mehrere Tausend Meter über dem Erdboden. Und es war eindeutig ein Fehler gewesen, aus dem Seitenfenster zu blicken – jedenfalls für einen Menschen, der sich schon in hohen Gebäuden unwohl fühlte.
    Ihre Finger klammerten sich um die Armstützen des Sitzplatzes. Das Herz klopfte ihr bis zum Hals, und sie konnte kaum atmen.
Um Himmels willen!
Sie schloss die Augen.
Drei … Zwei … Eins …
    Diesen Trick, sich selbst zu beruhigen, hatte sie von ihrem Adoptivvater gelernt, und für gewöhnlich half er ihr, in Stresssituationen einen klaren Kopf zu behalten. Heute jedoch nicht. Nur mit Mühe unterdrückte sie einen Aufschrei, als die kleine Maschine in ein Luftloch absackte. Noch heute Morgen hatte sie es für eine gute Idee gehalten, durch den Flug nach Falun ihre Anreise zu verkürzen. Sie konnte gar nicht mehr zählen, wie oft sie diese Entscheidung seitdem bereut hatte.
    Die Stimme des Piloten drang aus den Lautsprechern im Passagierraum, und Sabrina zuckte unwillkürlich zusammen.
    „Meine Damen und Herren, wir durchfliegen augenblicklich einen Luftraum mit leichten Turbulenzen. Wir möchten uns im Voraus bei Ihnen entschuldigen, sollte es …“
    Weiter hörte Sabrina gar nicht mehr zu.
Bitte, nicht auch das noch!
    „Wie viele Menschen kennen Sie, die bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen sind?“
    Die etwas merkwürdige Frage ihres Sitznachbarn ließ Sabrina stutzen. „Was?“
    „Sie haben mich schon verstanden.“ Er lächelte. „Nun?“
    Zum ersten Mal fiel ihr auf, wie attraktiv er war. Die ganze Zeit über hatte sie ihn kaum eines Blickes gewürdigt, weil sie viel zu sehr mit sich selbst und ihrer Angst beschäftigt gewesen war. Jetzt aber musste sie doch zweimal hinschauen. Sie schätzte ihn auf Anfang dreißig. Er hatte die Statur eines Mannes, der regelmäßig Sport trieb, und trug legere, aber elegante Kleidung: Khakihosen, dazu ein hellblaues Hemd, dessen oberster Knopf offen stand. Sein glattes schwarzes Haar wirkte sehr gepflegt, sein Gesicht war kantig und ausdrucksvoll. Und dass ihr Herz wieder anfing, schneller zu klopfen, lag diesmal ganz eindeutig nicht an den Turbulenzen. Nein, daran waren einzig und allein die grünen Augen dieses unverschämt gut aussehenden Fremden schuld!
    Sie räusperte sich. „Keinen einzigen, nehme ich an“, beantwortete sie seine Frage.
    „Aber Sie kennen doch sicher Leute, die schon einmal in einen Verkehrsunfall verwickelt waren? Vielleicht hatten Sie selbst auch schon mal das Pech?“
    Sie hob die Schultern. „Sicher, aber …“
    „Sehen Sie? Es ist heutzutage viel gefährlicher, sich im Straßenverkehr einer Großstadt zu bewegen, als in ein Flugzeug zu steigen.“ Er lächelte wissend. „Aber ich gestehe, dass es mir früher genauso gegangen ist. In Flugzeugen fühlte ich mich hilflos und ausgeliefert, und mir trat schon der kalte Schweiß auf die Stirn, wenn ich nur daran dachte, eins zu betreten.“
    „Und wie haben Sie es geschafft, Ihre Angst in den Griff zu be…?“, begann Sabrina, doch da ging plötzlich ein Ruck durch die Maschine. Dieses Mal konnte sie einen leisen Aufschrei nicht mehr unterdrücken. Doch als sich plötzlich eine Hand in ihre schob und sie sanft drückte, gelang es ihr, die Panik zurückzudrängen.
    Sobald die Maschine wieder ruhig durch die Luft glitt, atmete Sabrina tief durch. Es war ihr ein wenig peinlich, dass sie so die Kontrolle verloren hatte. Verlegen zog sie ihre Hand zurück. „Danke …“
    Lächelnd winkte er ab. „Keine Ursache. Es ist mir stets eine Freude, hübschen jungen Damen in Not behilflich zu sein.“
    Sabrina lächelte ebenfalls. „Das klingt, als käme es häufiger vor.“
    „Nicht so häufig, wie ich
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