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Hand aufs Glück: Mittsommerherzen (German Edition)

Hand aufs Glück: Mittsommerherzen (German Edition)

Titel: Hand aufs Glück: Mittsommerherzen (German Edition)
Autoren: Pia Engström
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Gepäckausgabe stand, glaubte er noch immer, ihr leicht kehliges Lachen zu hören. Er war froh, dass seine Reisetasche eine der ersten war, die über das Band rollten, denn so konnte er verschwinden, bevor er Sabrina noch einmal über den Weg lief.
    Ob es ihm noch einmal gelingen würde, sich zurückzuhalten, konnte er nämlich nicht mit Sicherheit sagen.
    Da sie nicht gleich einen Mietwagen bekam, musste Sabrina die Nacht im Flughafenhotel verbringen. Doch Schlaf fand sie nur wenig. Die ganze Zeit musste sie immer wieder an Jonas denken, und als es ihr schließlich doch gelang, einzuschlummern, schlich er sich sogar in ihre Träume. Es irritierte sie, dass eine flüchtige Begegnung gereicht hatte, sie derart zu beeindrucken.
    Am Morgen stand dann endlich ein Wagen für sie bereit, und sie fuhr die knapp einhundert Kilometer nach Mora, um ihren Adoptivvater im Krankenhaus zu besuchen.
    Als sie schließlich, nach etwa zweistündiger Fahrt, den Gang zu seinem Zimmer hinaufging, empfand sie ein leichtes Ziehen in der Magengegend, Zeichen ihrer inneren Anspannung. Sie hatte den ganzen Weg auf sich genommen, um Sigmund zu sehen, doch jetzt verspürte sie einen Anflug von Furcht. Der Moment der Wahrheit nahte. Sie erreichte sein Zimmer, blieb einen Moment vor der Tür stehen und atmete noch einmal tief durch. Dann klopfte sie an und trat ein.
    Sigmunds Anblick versetzte ihr einen Stich. Der Mann, der für sie immer ein Fels in der Brandung gewesen war, lag mit geschlossenen Augen in seinem Krankenbett. Seine Haut war aschfahl, das Gesicht eingefallen. Als er ihre Anwesenheit bemerkte, öffnete er die Augen. Ein schwaches Lächeln huschte über seine Lippen.
    „Sabrina, was tust du denn hier?“
    Sie schluchzte leise auf, als sie zu seinem Bett eilte, um ihn vorsichtig – er wirkte so zerbrechlich – in die Arme zu schließen. „Das fragst du noch,
Pappa
? Hast du wirklich geglaubt, ich könnte einfach zu Hause rumsitzen und die Hände in den Schoß legen, nach so einer schrecklichen Nachricht?“ Sie warf ihm einen leicht vorwurfsvollen Blick zu. „Dass ich von deinem Zusammenbruch erst von Tante Pernilla erfahren musste, nehme ich dir übrigens übel,
Pappa
. Warum hast du mir nicht gesagt, dass du Hilfe brauchst?“
    Sanft strich er ihr übers Haar. „Ach,
min älskling
, ich wollte nicht, dass du dir meinetwegen Sorgen machst. Mein altes Herz spielt manchmal ein wenig verrückt. Aber du kennst mich doch, ich komme schon wieder auf die Beine. Unkraut vergeht nicht.“
    Sabrina rang sich ein Lächeln ab, während sie mit den Tränen kämpfte. Typisch Sigmund Ahlström! Sein Optimismus war einfach unerschütterlich. In den vergangenen zwanzig Jahren war er für sie zum besten Freund und engsten Vertrauten geworden. Ihre Mutter hatte Sigmund nach dem frühen Tod ihres ersten Ehemannes, Sabrinas leiblichem Vater, geheiratet, und nachdem sie einfach fortgegangen war, hatte er sich um seine Adoptivtochter, die achtjährige Sabrina, wie ein Vater gekümmert, hatte ihr bei allen Höhen und Tiefen des Erwachsenwerdens zur Seite gestanden.
    Außer ihm hatte Sabrina niemanden mehr auf der Welt. Auch nach der Sache mit Daniel hatte er ihr geholfen und sie wieder aufgerichtet. Was sollte sie nur tun, wenn er …
    Nein! Sie blinzelte die Tränen fort und rang sich ein Lächeln ab. Sie war nicht nach Dalarna gereist, um sich von Sigmund zu verabschieden, sondern um ihm zu helfen! Sie verdankte ihm so viel, da war dies das Mindeste, das sie für ihn tun konnte. Am besten fing sie gleich damit an.
    Entschlossen sah sie ihn an. „Hast du schon darüber nachgedacht, wer die Firma leiten soll, bis du wieder gesund bist,
Pappa
?“
    Zwei Tage später legte Sabrina seufzend den Stapel mit den überfälligen Rechnungen zur Seite und nahm sich die Mahnschreiben vor. Dann schüttelte sie den Kopf, stützte die Ellbogen auf die Schreibtischplatte und barg das Gesicht in den Händen.
    Nach dem Besuch im Krankenhaus war Sabrina gleich zum Anwesen ihres Vaters gefahren, das ein wenig außerhalb der kleinen Ortschaft Storfjället am Waldrand lag. Der ehemalige Bauernhof war Wohn- und Arbeitsstätte zugleich, Stallungen und Scheunen hatte Sigmund schon vor vielen Jahren zu Lager- und Fertigungshallen umbauen lassen. Außerdem wurde ein Seitenflügel des Haupthauses als Werkstatt genutzt.
    Doch seit ihrer Ankunft hatte Sabrina bislang kaum etwas anderes gesehen als Sigmunds Arbeitszimmer, wo sie die Papiere und Unterlagen der Firma durchgegangen
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