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0738 - Die Nächte der Ratten

0738 - Die Nächte der Ratten

Titel: 0738 - Die Nächte der Ratten
Autoren: W.K. Giesa
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weiter zu halten. Das Ding war leer. Und die Glut schien tatsächlich allmählich zu verlöschen.
    Fooly begann von den Ratten zu erzählen.
    Von denen, die er im Traum gesehen hatte, und von diesen Biestern, die ihm aufgelauert hatten. Er deutete auch darauf hin, dass Zamorra von Ratten geträumt hatte, und er schloss damit, was er an der Burgmauer erlebt hatte.
    »Wenn ich dir alles andere glaube - das nicht!«, entgegnète Williams. »Welchen Grund sollte Raffaels Geist haben, die M-Abwehr durchdringbar zu machen?«
    »Weiß ich doch auch nicht!«, lamentierte der Drache. »Aber ich habe ihn dabei ertappt und mit ihm geredet, und dann verschwand er.«
    »Und wir reden jetzt mit dem Professor«, ordnete William an. »Über deine Beobachtung und über dieses Feuerchen.«
    »Äh, können wir das Gespräch nicht vielleicht auf Punkt eins beschränken?«, fragte Fooly zaghaft. »Ich meine, das ist doch der wichtigere Teil, und das andere…«
    »Was wichtig ist, wird der Professor entscheiden«, entschied der Butler. »Und jetzt kommst du mit.«
    Gehorsam watschelte Fooly hinter ihm her.
    Als er die Glastür hinter sich gebracht hatte, sah er sich noch einmal nach außen um.
    Da waren die Ratten wieder.
    Aber sie folgten ihm nicht.
    ***
    »Wenn Sie mir die Bemerkung gestatten, Monsieur, klingt das alles sehr verrückt«, sagte William, nachdem Fooly, er und Zamorra ihre Erfahrungen ausgetauscht hatten. »Ratten, die auftauchen und verschwinden… Und dann auch noch Raffael, der die M-Abwehr beschädigt? Zumindest Letzteres kann ich absolut nicht glauben. Zu Lebzeiten war Raffael Bois der loyalste Mitarbeiter, den man sich denken konnte. Und er hat ja zwischenzeitlich schon unter Beweis gestellt, dass er auch als Gespenst weiterhin absolut loyal und zuverlässig ist.«
    »Soll das etwa heißen, dass ich lüge?«, fauchte Fooly, und aus seinen Nüstern kam eine kleine Feuerwolke, die aber keinen Schaden anrichtete. Immerhin zeigte sie an, dass der Jungdrache durchaus verärgert war.
    »Das natürlich nicht, aber die Wahrheit sieht je nach Perspektive des Betrachters stets etwas anders aus.«
    »Das ist mir völlig egal«, sagte Fooly energisch. »Fest steht, dass ihr mir nicht glaubt. Aber ich lüge nicht.«
    »Das weiß ich, kleiner Freund«, sagte Zamorra beruhigend. »Ich habe die Ratten doch selbst gesehen. Was Raffael angeht, frage ich mich allerdings, warum er so etwas tun sollte. Was hat er davon? Es bringt ihn nicht weiter auf seinem Weg als Geist eines Verstorbenen. Wobei ich mich ohnehin schon seit langem Frage, warum er den Weg ins Licht nicht gegangen ist. Er hat stets geholfen, nie jemandem etwas Böses getan, und er hat sein Leben geopfert, um ein Kind zu retten. Warum ist er dann noch im Zwischenreich? Es kann nicht allein daran liegen, dass er uns Lebende aus Gründen seiner Pflichterfüllung nicht allein lassen will. Er hat zeitlebens genug gearbeitet. Es gibt nichts, was er meiner Ansicht zufolge nachholen müsste. Und jetzt verwischt er die Schutzzeichen? Da ist doch etwas faul!«
    »Aber er wich der Auseinandersetzung aus«, erinnerte Fooly. »Er verschwand einfach, wollte es nicht auf einen Kampf mit mir ankommen lassen.«
    »Der Klügere gibt nach«, bemerkte Butler William spöttisch.
    »Oder er weiß entschieden mehr als wir«, nahm Zamorra der Bemerkung die Spitze, ehe Fooly einmal mehr aufbrausen konnte. »Vielleicht ist es das. Er verfolgt eine bestimmte Absicht, die wir noch nicht durchschauen können. Dass er die M-Abwehr zerstört, um uns allen zu schaden, kann ich mir nicht vorstellen. Er würde damit doch auch allem schaden, für das er sein ganzes Leben lang arbeitete. Nein, es muss einen anderen Sinn haben. Und den müssen wir herausfinden.«
    »Ich wollte ihn ja fragen, aber er verschwand einfach, statt zu antworten«, sagte Fooly.
    Zamorra lächelte dünn.
    »Vermutlich arbeitet er bereits wieder an einer anderen Stelle der Burgmauer«, sagte er. »Dort werden wir ihn finden und zu einer Antwort überreden.«
    ***
    Die dunkelhaarige Frau, die sich Rokor unter dem Namen Lou vorgestellt hatte, beobachtete den Dämon. Inzwischen hatte ihr Gefangener begriffen, dass es ihm ans Leben ging, und mit welcher Art Gegner er es zu tun hatte.
    Er war nicht der Erste, den sie hierher geholt hatte, aber er war der erste Dämon. Ihre vorherigen Opfer waren Menschen gewesen, an denen sie ihre Kräfte erprobt hatte. Ihre Skelette standen überall aufrecht an die Wand gelehnt, säuberlich
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