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0738 - Die Nächte der Ratten

0738 - Die Nächte der Ratten

Titel: 0738 - Die Nächte der Ratten
Autoren: W.K. Giesa
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Fooly. »Bitte!«
    »Nein«, sagte der Geist fast schroff.
    Da tat Fooly etwas, das er sich früher nie hatte vorstellen können: Er griff Raffael Bois an!
    ***
    Er atmete eine Feuerwolke aus.
    Aber der Angriff ging ins Leere. Raffael verschwand einfach, löste sich in Nichts auf.
    »Typisch für Gespenster«, murmelte Fooly verdrossen. »Denen fällt auch nie was anderes ein, als einfach zu verschwinden, wenn's brenzlig wird.«
    Der Drache breitete die Stummelflügel aus und erhob sich in die Luft. Die Art, wie er flog, hatte Nicole Duval einmal als »Geflatter eines liebeskranken Huhnes« bezeichnet. Auf jeden Fall sah es urkomisch aus. Aber der Drache war ein weit besserer Flieger, als er nach außen hin zeigte. Dass seine Flügel nach allen Gesetzen der Physik viel zu klein waren, um sein Gewicht tragen zu können, interessierte ihn nicht einmal am Rande. Was war schon Physik gegen Drachenmagie?
    Fooly stieg auf, um sich einen besseren Überblick zu verschaffen. Aber er konnte den Geist Raffael nirgendwo mehr erkennen. Wahrscheinlich hatte der sich tatsächlich zurückgezogen.
    Das gab dem Drachen zu denken. Wäre Raffael wirklich zu seinem Gegner geworden, hätte er sicher versucht, gegen Fooly anzugehen. Aber er tat es nicht. Er verschwand lieber, um nicht gegen ihn kämpfen zu müssen. Und das sicher nicht, weil er Nachteile für sich selbst fürchtete. Raffael war längst tot, selbst Fooly konnte ihn nicht noch einmal töten.
    Wieso aber zerstörte Raffael die magischen Zeichen?
    Das stank doch bis zum Himmel und wieder zurück!
    Raffael zerstörte, wollte aber keinen Kampf…
    Seufzend landete Fooly wieder und watschelte zurück zum Haupteingang. Der Chef musste sofort erfahren, was hier los war. Vielleicht wusste er ja mehr als der Drache.
    Aber als Fooly den Eingang des Château-Gebäudes erreichte, fand er seinen Weg versperrt.
    Auf der großen Treppe wimmelte es von Ratten!
    ***
    Zamorra atmete tief durch, zwinkerte, und als er abermals hinsah, war alles normal. Keine Skelettierung, keine Blutspuren.
    Zurück zum Bad. Aufschließen, ein Blick hinein - alles normal.
    Zamorra schloss die Tür wieder und lehnte sich gegen die Wand.
    Träume und Wachträume!
    Aus den Augenwinkeln nahm er einen Schatten war und ging automatisch in Kampfstellung. Aber es war nur William, der schottische Butler, den Dauergast Lady Patricia Saris mitgebracht hatte und der an Raffaels Stelle getreten war. Zamorra fragte sich, was geschah, wenn Pat irgendwann mit ihrem Sohn Rhett, dem Erbfolger, nach Schottland heimkehrte. Williams Loyalität galt dem Saris-Clan, aber er war inzwischen im Château unentbehrlich geworden.
    »Monsieur?«, sagte William. »Ich vernahm Geräusche. Haben Sie etwas für mich zu tun?«
    Raffael hat ihn gut eingearbeitet , dachte Zamorra. So wie er einst ist jetzt auch William zu jeder Tages- und Nachtzeit ständig präsent. Verdammt, wann schlafen Leute dieses Schlages eigentlich mal?
    »Leiden Sie plötzlich unter Albträumen?«, fragte er zurück.
    »Bitte, wie meinen Monsieur?«
    »Pardon«, brummte Zamorra. »Haben Sie zufällig von Ratten geträumt?«
    »Nein. Ich verstehe nicht ganz.«
    »Ich auch nicht«, winkte Zamorra ab. »Wissen Sie zufällig, ob Nicole noch aktiv ist und wie's der Lady und Sir Rhett geht?«
    »Meines Wissens geruhen Mylady und der kleine Sir den Sonntagmorgen zu verschlafen«, erklärte William in seiner geschraubten Art. »Was Mademoiselle Duval angeht, zog sie sich vor etwa einer Stunde in ihre privaten Gemächer zurück, ob sie indessen dem Schlaf anheimfiel oder sich noch anderweitigen Beschäftigungen hingibt, entzieht sich meiner Kenntnis…«
    »Himmel, Sie reden von Mal zu Mal gestelzter«, seufzte Zamorra. »Können Sie eigentlich auch mal einigermaßen normal sprechen?«
    »Es steht mir nicht zu, meiner Dienstherrschaft in volkstümlicher Rede zu begegnen, Monsieur«, stellte William klar.
    Zamorra hieb ihm die Hand auf die Schulter »Dann lernen Sie's einfach mal, William«, schlug er vor. »Übrigens haben sowohl meine Wenigkeit als auch Fooly von Ratten geträumt. Sie wirklich nicht, William?«
    Der Butler schüttelte den Kopf. »Ich bedaure…«
    »Er bedauert«, murmelte Zamorra. »Ja dann… Fooly ist übrigens dabei, die M-Abwehr zu checken. Vielleicht kommen diese verdammten Traumbilder von draußen herein. Wenn Ihnen eine Ratte begegnet, prüfen Sie erst mal nach, ob das nicht ein Traumbild ist.«
    Er wandte sich ab und kehrte in sein Schlafzimmer zurück.
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